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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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die Mark Brandenburg ist, wird er Ihnen einiges über das Gut erzählen können. Dieses jedenfalls war keineswegs die erste Gewalttat, die aktenkundig geworden ist.«
    Ich sah ihn verwirrt an. »Sie … Sie meinen, es hat schon früher Morde dort gegeben?«
    »Unaufgeklärte Morde! Wobei ich ausdrücklich die Betonung auf ›unaufgeklärt‹ legen möchte, denn ich befürchte, so wie der gegenwärtige Fall gelagert ist, könnte er auch in diese Kategorie fallen. Jedenfalls wird er nicht einfach zu lösen sein, das kann ich schon jetzt sagen.«
    »Und warum … warum weiß ich davon nichts?«
    Werner zuckte die Achseln. »Haben Sie sich denn je dafür interessiert? Viele Käufer alter Häuser möchten lieber gar nichts über deren Geschichte wissen. War es bei Ihnen nicht ebenso?«
    Ich schüttelte empört den Kopf, dachte aber sogleich an meinen ersten, sehr unheimlichen Besuch auf dem Gut. Spätestens da hätte ich mich ein wenig mehr für seine Historie interessieren können. Aber Werner hatte recht, ich hatte gar nichts wissen wollen. Ich wollte das Gut einfach nur besitzen, egal ob seine Äcker mit Blut getränkt waren und in den Kellern Leichen vermoderten.
    Mir fiel plötzlich das schockierende Erlebnis beim Baden ein und vor meinem inneren Auge stand das zerfressene Gesicht des toten blonden Jungen. Spielte Werner darauf an? Oder auf die Vorkommnisse auf dem Jugendwerkhof ?
    Aber im Grunde war das jetzt auch egal, denn ich würde mit dem Gut ja nichts mehr zu tun haben.
    »Ich kann gerne den Kontakt für Sie vermitteln«, sagteWerner in meine Gedanken hinein. »Der Kollege Kolopke kann sehr anschaulich erzählen. Das Gut hat die Fantasie der Dorfbewohner in der Umgebung stets beschäftigt.«
    Ich verstand nicht, warum er so sehr darauf insistierte. »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich darum nun ziemlich genervt. »Das alles interessiert mich nicht mehr!«
    »Schade«, meinte Werner. »Ich hatte gehofft, Sie würden uns vor Ort ein wenig bei den Ermittlungen unterstützen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann doch da gar nichts tun. Alles, was ich weiß, habe ich Ihnen gesagt. Es ist wenig genug, aber es wird nicht dadurch mehr, dass ich noch mal nach Blankensee zurückkehre.«
    »Schade«, sagte Werner noch einmal und es klang ehrlich bedauernd. »Aber wenn Sie es sich aus irgendeinem Grund anders überlegen, lassen Sie es mich wissen. Ich halte Sie für gefährdet und wir würden Ihnen gerne Polizeischutz stellen.«
    »Ganz uneigennützig?«, fragte ich misstrauisch.
    Er lächelte ein wenig schleimig. »Nun ja, es gäbe ja auch die Möglichkeit, dass der oder die Täter es eigentlich auf Sie abgesehen und Mandy mit Ihnen verwechselt haben.«
    »Und warum wurden dann die Jungen getötet? Das ist doch unlogisch!«
    »Vertuschung«, sagte Werner. »Mehrere nicht verwandte Tote sollen vielleicht von einem familiären Hintergrund ablenken.«
    »Familiärer Hintergrund?«, brauste ich auf. »Was für ein familiärer Hintergrund?«
    Werner zuckte mit den Schultern. »Nichts Konkretes, aber so ein Gut stellt ja einen gewissen Wert dar, vielleicht hat noch jemand anderes daran Interesse.«
    Ich wandte mich endgültig zum Gehen. »Das ist dochvöllig absurd«, schnaubte ich. »Außer mir und meiner Mutter gibt es keine Verwandten mehr und niemanden, der Ansprüche auf das Gut hätte. Und selbst wenn, dafür schlachtet doch niemand drei Menschen brutal ab. Wir leben nicht mehr im Mittelalter und solche Dinge lassen sich doch zivilrechtlich regeln.« Ich schaute ihn kopfschüttelnd an. »Nein, da verrennen Sie sich!«
    »Überlegen Sie es sich noch mal, es ist gewiss nicht Ihr Schaden, wenn Sie mit uns kooperieren«, sagte Kommissar Werner und gab mir zum Abschied seine Hand.
    Sie war weich und der Händedruck flau. Ich fand, dass er verweichlicht und entschieden zu fett war. Schon merkwürdig, was für Menschen sich bei der Polizei tummelten. Hinter einem Büroschreibtisch in einer unteren Verwaltungsbehörde hätte ich ihn mir eher vorstellen können. Nun ja, vielleicht hatte er mehr im Kopf, als ich dachte, und heute schoss man einem Verbrecher ja ins Knie, bevor er einem so nahe kam, dass man sich mit ihm körperlich auseinandersetzen musste. Die Zeiten von Verbrecherjagd in Wildwestmanier mit gebrochenen Nasenbeinen und Veilchen am Auge waren unleugbar vorbei. So etwas gab es wohl nur noch in Fernsehserien wie Alarm für Cobra 11 .
    Als ich mit raschen Schritten das Polizeipräsidium verließ, schien mir

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