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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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dass ich die Unterlagen über die Arbeitsschichten nicht sofort finde.« Er wühlte eine Schublade durch, knallte sie zu, fing mit einer zweiten an. Endlich holte er aus der dritten Schublade ein einzelnes Blatt heraus, warf einen prüfenden Blick darauf und reichte es Donovan.
    »Okay«, lautete sein Kommentar. »Das ist der heutige Einsatzplan. Sieht so aus, als hätte Al Beckwith die Route im Jamestown Park übernommen.«
    Donovan überflog die Seite. »Ist Beckwith noch hier?«
    »Vielleicht. Soll ich ihn anpiepsen?«
    »Nein. Wir suchen selber nach ihm. Vorher möchte ich aber noch seine Personalakte sehen.«
    Kauffman wandte sich wieder dem Aktenschrank zu, suchte in der obersten Schublade und holte einen dünnen Ordner heraus. »Hier ist alles, was wir über ihn haben.«
    Donovan legte den Ordner auf den nächsten Schreibtisch. Erin trat neben ihn und las über seine Schulter mit. Die Unterlagen bestanden aus einem schlichten Bewerbungsformblatt, einigen Eignungstests, Beckwiths Gehaltsvorstellung und einem Foto.
    »Sie haben Fotos von allen Angestellten?«, wollte Donovan wissen.
    »Für Versicherungszwecke«, antwortete Kauffman und warf einen Blick auf die Uhr. »Weil unsere Verkäufer ja hauptsächlich mit Kindern zu tun haben.«
    Erin betrachtete das Foto. Beckwith war ein jugendlich wirkender Mann um die dreißig. Dünnes blondes Haar. Wässrige blaue Augen. Er sah dem Mann aus dem Park kein bisschen ähnlich.
    Aber vielleicht beherrschte er ja die Kunst der Verkleidung. Ein solcher Mann konnte sein Erscheinungsbild so rasch wechseln wie die Kleidung.
    »Führt er den Kindern Zaubertricks vor?«, fragte Erin und tat damit zum ersten Mal den Mund auf.
    Kauffman zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Donovan runzelte die Stirn. »Sie wissen also nicht, ob er Münzen verschwinden und wieder auftauchen lässt, damit die Kinder ihren Spaß haben?«
    »Meine Angestellten bekommen ein Festgehalt und zusätzlich eine Umsatzbeteiligung. Also tun sie, was sie können, um einen ordentlichen Gewinn zu machen.«
    Alec warf einen Blick auf Erin. In seinen Augen stand die stumme Frage: Ist das der Mann?
    »Wir müssen mit ihm reden«, sagte sie.
    »Okay.« Alec wandte sich wieder an Kauffman. »Ich behalte für alle Fälle die Akte, aber sehen wir doch mal, ob Al Beckwith zu sprechen ist.«
    Kauffman zog eine säuerliche Miene bei der Aussicht, einen seiner Angestellten einer Vernehmung auszuliefern, dennoch erklärte er sich einverstanden. Er führte Alec und Erin in die Lagerhalle. Die Männer hielten mit der Arbeit inne, als sie ihren Chef näher kommen sahen. Offenbar war es ungewöhnlich, dass Kauffman sich an einem Samstagabend im Lager blicken ließ.
    »Ist Beckwith schon zurück?«, fragte Kauffman den Mann mit dem Klemmbrett.
    Der nickte zu einem Mann hinüber, der eben einen der Handkarren entlud. »Da steht er.«
    »He, Al!«, rief Kauffman. »Hier sind ein paar Cops, die mit dir reden wollen.«
    Beckwith drehte sich um, die Arme mit Kartons beladen. Sein Blick glitt über Erin und Donovan zu dem Officer hinter ihnen.
    Donovan straffte sich. »Er will abhauen.«
    Beckwith ließ die Kartons fallen. Sie platzten auf. Eistüten ergossen sich über den Boden. Beckwith sprintete zur Laderampe am Ende der Halle.
    »Scheiße!« Donovan und der junge Cop nahmen die Verfolgung auf. Geschickt schlängelten sie sich zwischen Männern und Handkarren durch.
    Kauffman stand mit offenem Mund da. Sein Erstaunen war gut gespielt. Immerhin hatte er Beckwith die Polizei lautstark angekündigt.
    »Gibt es einen Seiteneingang?«, herrschte Erin ihn an. Sie kochte vor Zorn.
    »Was?« Kauffman starrte sie stirnrunzelnd an.
    »Ein Seiteneingang.«
    »Ach so … ja, sicher.« Er machte eine vage Handbewegung zu einer Seite des Kühlhauses. »Da ist der Notausgang.«
    Erin rannte dorthin, im Unterschied zu Donovan und Lamont stellten sich ihr kaum Hindernisse entgegen. Als sie durch die Tür brach, löste sie die Alarmanlage aus. Sie achtete nicht darauf, stürmte unbeirrt weiter zur Rückfront der Halle.
    Als sie um die Gebäudeecke bog, sprang Beckwith gerade von der Laderampe. Donovan und der junge Cop waren nirgends zu sehen. Der Mann strebte zu dem Wäldchen hinter dem Parkplatz und der müllübersäten Wiese. Wenn er es bis dorthin schaffte, hatten sie ihn verloren.
    Erin rannte schneller, bis ihre Füße kaum noch den Boden berührten. Sie wünschte nur, sie hätte eine Waffe.
    Beckwith sah sie kommen. Sekunden später sprang

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