Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
müssen Sie kurz sprechen.«
    »Weshalb?«
    »Dürfen wir hereinkommen, Sir?«
    »Es passt jetzt gerade schlecht, Officer … Wie war gleich Ihr Name?«
    »Agent Donovan.«
    »Nun, Mr. Donovan, ich habe das Haus voller Gäste, also …«
    »Es ist wichtig«, betonte Donovan.
    Kauffman blickte an ihnen vorbei zu den Uniformierten, die am Straßenrand warteten. Mit finsterer Miene bedeutete er ihnen einzutreten. »Na schön, aber es darf nicht zu lange dauern.«
    Als sie in der Eingangshalle standen, kam eine zaundürre Frau mittleren Alters aus einem elegant eingerichteten Salon, in dem die Partygäste angeregt plauderten. »Was ist los, Roger? Die Gäste fragen schon nach dir.«
    »Es dauert nur einen Augenblick, Liebes.« Kauffman warf Erin und Donovan einen entnervten Blick zu. »Ich muss kurz mit diesen Leuten sprechen.«
    Die Frau wirkte nicht allzu erfreut, machte aber keine Anstalten, ihren Mann aufzuhalten. Kauffman führte Erin und Donovan in ein prächtig ausgestattetes Arbeitszimmer und schloss die Tür.
    »Also, was hat das zu bedeuten?«, fragte er ohne Umschweife.
    »Wir suchen einen Ihrer Angestellten. Er war heute Morgen im Jamestown Park und betätigte sich als Eismann – mit einem Ihrer Eiskremkarren.«
    Kauffman schnaubte missbilligend. »Mein Unternehmen besitzt zwei Dutzend Eiswagen und ein Dutzend Handwagen. Und um das alles in Betrieb zu halten, beschäftigen wir fast doppelt so viele Fahrer und Verkäufer. Ich habe keine Ahnung, wer heute auf dieser Route eingeteilt war.«
    »Wir brauchen einen Namen, Mr. Kauffman.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Sorry, aber da kann ich Ihnen nicht helfen. Die Fahrtenliste befindet sich nicht hier, sondern im Büro.«
    »Wir fahren Sie hin.«
    Donovans Höflichkeit machte großen Eindruck auf Erin. Was sie betraf, hätte sie Kauffman am liebsten gegen einen seiner Bücherschränke aus edlem Mahagoni gedrückt und ihn angefaucht, dass sie für diesen Mist keine Zeit hatten. Das Leben eines kleinen Mädchens stand auf dem Spiel.
    »Nicht heute Abend«, sagte Kauffman entschieden. »Kommen Sie morgen in die Firma und …«
    Donovan, dessen Geduld erschöpft war, fiel ihm ins Wort. »Mr. Kauffman, heute Nachmittag ist ein Kind entführt worden, und Ihr Angestellter ist der Tatverdächtige. Ich brauche seinen Namen und seine Anschrift, und zwar sofort. Entweder arbeiten Sie mit uns zusammen, oder ich sage den Officers draußen, sie sollen Sie aufs Revier bringen.«
    »Versuchen Sie nicht, mich einzuschüchtern.« Kauffman richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Dazu haben Sie kein Recht. Ich habe nichts verbrochen.«
    »Das mag schon sein«, meinte Donovan. »Aber im Moment interessieren mich nur die Rechte eines fünfjährigen Mädchens.«
    Zwanzig Minuten später schloss Kauffman das Haupttor von Kauffman Farms auf und bat Erin, Donovan und den jungen Officer Lamont hinein. Er betätigte einen Kippschalter. An der Decke leuchteten flackernd fluoreszierende Neonröhren auf.
    Der Raum war gut genutzt. Eine Empfangstheke zog sich über die gesamte Breite. Dahinter standen sich zwei große Schreibtische gegenüber. Weiter hinten sah man eine Reihe grauer Aktenschränke sowie einen langen Tisch mit Fax- und Kopiergerät. An der Rückwand befand sich ein großes Panoramafenster, durch das man in die Lagerhalle blickte.
    Erin sah Eiswagen und Karren vor einem riesigen Kühlhaus. Wenn auch das Büro geschlossen war – im Lagerhaus summte es wie in einem Bienenkorb. Gelächter und raue Männerstimmen drangen durchs Fenster; Männer in lächerlich aussehenden weißen Kitteln und Kappen luden die Wagen aus. Zwischen ihnen ging ein Mann umher, zählte die Kartons und notierte sie auf einem großen Klemmbrett, dann wurden sie von den Fahrern ins Kühlhaus gebracht.
    Erin nahm an, dass es im Sommer stets so betriebsam war, besonders an den Wochenenden. Selbst jetzt im Spätsommer blieben die Eiswagen an den letzten warmen Tagen so lange draußen, wie es ging, um möglichst viele Kunden anzulocken.
    Erin studierte die Gesichter. Keiner der Männer kam ihr bekannt vor, zumindest nicht aus dieser Entfernung. Sie kämpfte gegen das Verlangen, Donovan und Kauffman ihren Akten zu überlassen und auf eigene Faust in die Lagerhalle zu gehen. Leider würde Donovan das gar nicht gefallen, und ohne ihn durfte sie nichts unternehmen.
    »Meine Sekretärin kümmert sich um diese Dinge«, sagte Kauffman soeben und schloss einen der Metallschränke auf. »Es könnte also sein,

Weitere Kostenlose Bücher