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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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fuhr ihren Computer hoch und wartete, bis das CIA-Logo auf dem Bildschirm erschien. Dann öffnete sie ihre passwortgeschützte E-Mail. Sam hatte versprochen, Kopien von seinen sämtlichen Entdeckungen zu schicken. Nun hoffte Erin, dass auch die Informationen dabei waren, die er ihr am Nachmittag nicht hatte geben wollen.
    Wie erhofft waren Nachrichten in ihrer Mailbox: sogar drei. In der ersten lagen als Anhänge elektronische Duplikate der Akten, die Nevilles Verbindung zum Sklavenhandel dokumentierten, des Weiteren eine detaillierte Aufschlüsselung von Nevilles weltweiten Firmenbeteiligungen.
    Erin fragte sich, wie Sam so schnell an die Unterlagen gekommen war. Sicher, er war tüchtig, aber die CIA beschäftigte ganze Heerscharen fähiger Analysten. Warum hatte sich niemand zuvor mit Neville befasst? Oder war das längst geschehen? Ohne mühsame Recherchen konnte sie das nicht herausfinden.
    Deshalb schob Erin den Gedanken von sich und konzentrierte sich auf die Liste der Holdings, wobei ihr Blick sofort von einem Abschnitt mit der Überschrift ›US-Holdings‹ angezogen wurde. Dort waren zwei Häuser verzeichnet: eines in Georgetown sowie ein Landsitz bei Middleburg in Virginia, ungefähr fünfzig Meilen westlich von D.C. Erin fiel auf, dass Sam einen Randvermerk gemacht hatte, er müsse noch Lageplan und Alarmanlage der Gebäude beifügen.
    Sie öffnete die zweite Mail und musste grinsen. Sam hatte den Grundriss beider Häuser angegeben und zu den Überwachungsanlagen vermerkt, dass sie vermutlich verstärkt worden waren. Mit anderen Worten: Ohne genaue Untersuchung der Häuser oder den Namen der Firma, die das Sicherheitssystem installiert hatte, war es sehr optimistisch zu glauben, man könne Nevilles Sicherheitssysteme austricksen.
    Sam hatte sozusagen ihre Gedanken gelesen. Und Erin würde sich seine Bedenken zu Herzen nehmen. Selbst wenn sie seinen Rat, sich ganz aus der Sache herauszuhalten, nicht beherzigen würde. Nevilles Domizile zu besichtigen hatte absoluten Vorrang.
    Blieb die dritte Mail, die nicht aus Langley kam, sondern über Sams E-Mail-Adresse weitergeleitet worden war. Doch die Nachricht stammte von Sam. Sie war über eine Art Mobilvermittlung geschickt worden – um neunzehn Uhr sechsundzwanzig. Wenige Minuten, bevor er von der Straße abgedrängt worden war.
    Erin unterdrückte ein Schluchzen und öffnete die Mail.
    Erin. Achte auf die Nahost-Connection. Muss abbrechen. Die sind hinter mir her.
    Erin lehnte sich im Sessel zurück und las die kurze Nachricht noch einmal. Sam hatte also gemerkt, dass er verfolgt wurde. Hatte er gewusst, dass sein Leben bedroht war? Ganz sicher. Sam wusste besser als jeder andere, wie gefährlich Neville war. Und doch hatte er nicht gekniffen. Er wollte zu ihrem vereinbarten Treffen und hatte es sogar noch geschafft, eine Mail zu schicken, obwohl Nevilles Handlanger ihm im Nacken saßen. Ein tapferer Mann.
    Nahost-Connection.
    In Sams früherer Suche hatte sich kein Verweis dieser Art gefunden. Vielleicht hatte er es schon gewusst, aber noch nicht belegen können. Die bislang einzige Verbindung war die Desert Sun, weil sie in den Nahen Osten unterwegs gewesen war. Ansonsten ließen sich Neville weder regelmäßige Geschäftsbeziehungen zu den Nahoststaaten noch der Besitz von Firmenbeteiligungen in diesem Teil der Welt nachweisen. Also war die Nahost-Connection eine Information, über die Sam keine wilden Spekulationen anstellen wollte. Hatte sie etwas mit Nevilles Geschäftsinteressen im Sklavenhandel zu tun? Oder handelte es sich um einen Teil seines Firmenimperiums, der von allem anderen getrennt war? Ein gut verborgener, schmutziger Teil vielleicht?
    Erin hatte die Gerüchte über Amerikaner und Europäer gehört, die in Nahostländern verschwunden waren. Meistens handelte es sich um Frauen. Schwerer als diese Gerüchte wogen ihre eigenen Erfahrungen mit Frauen, die nach einer gescheiterten Ehe mit ihren Kindern fliehen wollten – in einer fremden Kultur –, aber ein Land wie den Iran oder Saudi-Arabien nicht verlassen durften. Erin hatte solchen Frauen oft geholfen.
    Aber gab es in diesen Ländern einen florierenden Sklavenmarkt? Einen Markt, nach dem Sam etwas tiefer hätte graben müssen? Ein Markt, zu dem Neville Verbindungen unterhielt? Auf dem Kinder gehandelt wurden? Und falls es so etwas gab – warum hatte Erin nicht längst davon gehört? Immerhin hatte sie zwei Jahre in Kairo verbracht. Zudem war der Nahe Osten angeblich ihr

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