Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
unterhielt Dutzende solcher Gebäude, in denen die Mitarbeiter außerhalb von Langley arbeiten konnten.
    CANTON CONSULTING stand auf dem Schild am Eingang.
    Ihr Schlüssel öffnete Erin eine Tür, hinter der sich der Empfang befand. Danach blieben ihr dreißig Sekunden, um den Sicherheitscode einzugeben und per Daumenabdruck die Tür zum Allerheiligsten zu öffnen. Wenn sie es nicht schaffte, ging irgendwo in Langley ein Alarm los und rief innerhalb von Minuten CIA-Wachleute auf den Plan.
    Erin war eine von mehreren CIA-Offizieren, die Zugang zu diesem Büro hatten. Der Empfang war das Zentrum, von dort gelangte man zu fünf verschiedenen Büroräumen. Wenn Erin etwas brauchte, wandte sie sich an die schweigsame, tüchtige Frau, die hinter der Rezeption thronte.
    Erin hatte keine Ahnung, als was sie diese Frau bezeichnen sollte. Sekretärin? Rezeptionstin? Assistentin? Aufpasserin? Jedenfalls musste sie von den höchsten Sicherheitsorganen für unbedenklich erklärt worden sein, um diesen Job am geheimsten aller geheimen Orte ausüben zu dürfen.
    Was die anderen Offiziere anging, hielten sie sich wie Erin bedeckt, nahmen nicht einmal die Anwesenheit der anderen wahr. Erin vermutete, dass alle ihre besonderen Undercover-Aufträge hatten. Es verringerte natürlich das Risiko, wenn jeder über seine Tätigkeit Stillschweigen wahrte.
    Das Erste, wonach Erin sich heute Abend sehnte, war eine Dusche. Sie fröstelte bei der Erinnerung an das Gespräch mit Neville und an das Gefühl des Verfolgtwerdens. Auch wenn sie es noch nicht beweisen konnte, wusste sie, dass Neville ihr diese Verfolger auf den Hals gehetzt hatte und dass er für Sams ›Unfall‹ verantwortlich war. Zum Glück hatte jedes CIA-Büro ein gut ausgestattetes Bad. Die Firma konnte ja nicht voraussehen, wann ein Offizier einen sicheren Ort brauchte oder wie lange der Aufenthalt dauern würde.
    Erin zog sich aus und trat unter die Dusche. Morgen Früh würde sie die Kleider reinigen lassen und zusammen mit einem Dankeschön an Susan zurückschicken. Sie wünschte sich, mehr tun zu können. Diese Frau hatte ihr geholfen, Nevilles Verfolger abzuschütteln, und es hatte hervorragend geklappt.
    Ein wenig angeschickert und sexy war sie aus dem Club gekommen. Niemand hatte sie beachtet. Mehr noch, niemand war ihr gefolgt. Dann hatte Erin in einem Hauseingang gewartet, einen Block entfernt, und den Eingang des Clubs beobachtet. Erst als sie überzeugt war, dass niemand sie gesehen hatte, hatte sie sich davongemacht. Immer noch wachsam. Immer noch mit dem Bewusstsein, Gefahren ausgesetzt zu sein, die im Dunkeln lauern mochten.
    Erin drehte die Dusche auf und ließ heißes Wasser über ihre Haut rieseln.
    Sam.
    Egal, wie oft sie sich sagte, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte, dass Sam schließlich auch ein erfahrener CIA-Offizier war, dass das Leben eines kleinen Jungen davon abhing, Beweise für Nevilles Verstrickung in die Entführung zu finden – Erin konnte den Gedanken, dass Sam durch ihre Schuld zu Schaden gekommen war, einfach nicht abschütteln. Er lag im Koma, weil sie ihn in die Sache hineingezogen hatte. Hätte sie die vorgeschriebenen Kanäle benutzt, hätte sie ihren Supervisor unterrichtet, würde Sam vermutlich noch in Langley vor seinem Computer hocken.
    Allerdings hätten die Vorgesetzten Erin niemals auf einen bloßen Verdacht hin fortfahren lassen. Sie sei zu involviert, hätte es geheißen, und die Ermittlung wäre jemand anderem übertragen worden. Oder man hätte die Akte irgendwo abgelegt, bis sie schimmelig wurde.
    Erin drehte das heiße Wasser ab und den Kaltwasserhahn auf, genoss das eisige Erschrecken ihrer Haut.
    Es war höchste Zeit, dass sie mit diesen Grübeleien aufhörte. Wenn Sam sich erholte, würde sie alles Menschenmögliche tun, um seinen Namen rein zu waschen. Zuerst aber musste sie ein Kind suchen und einen Wahnsinnigen dingfest machen.
    Erin zog schwarze Jeans und einen Sweater an, dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss ihrer Waffenschublade.
    Im Allgemeinen trug sie keine Waffe und hatte seit ihrer Rückkehr in die Staaten auch keine mehr gebraucht. Aber in diesem Büro bewahrte sie für den Notfall einige Pistolen auf: eine 9 mm Beretta und eine Ruger Kaliber .22, die sie einmal im Ausland gekauft hatte. Nun steckte Erin die Ruger in ihre Handtasche und legte die Beretta zur Sicherheit auf den Schreibtisch. Die Nacht war noch lange nicht vorbei, und sie würde nie mehr unbewaffnet auf die Straße gehen.
    Erin

Weitere Kostenlose Bücher