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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Spezialgebiet.
    Wie Torpedos schwirrten ihr die Fragen im Kopf herum. Doch ohne Sam und seine Zaubereien am Computer blieb alles reine Spekulation. Seine Spur zurückzuverfolgen würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen – falls Erin es überhaupt schaffte. Folglich musste sie es auf althergebrachte Weise versuchen. Und dazu gehörte der unumgängliche Hausfriedensbruch in einem fremden Domizil.
    Zuerst jedoch musste sie sich erkundigen, wie es Janie und Marta ging.
    Sie wollte ihre Stimmen hören, wollte wissen, dass alles in Ordnung war. Doch ein Anruf um Mitternacht würde mehr Schaden anrichten als Gutes bewirken. Marta würde spüren, dass etwas nicht stimmte, und auf dem schnellsten Weg nach Hause kommen wollen. Deshalb war es besser, bis zum Morgen zu warten, wenn alle ausgeschlafen waren. Dann konnte sie Marta erklären, dass sie länger in Miami bleiben müssten als geplant.
    Doch der andere Anruf nach Miami konnte nicht warten. Jemand musste auf Marta und Janie Acht geben. Binnen weniger Minuten traf Erin die entsprechenden Vorkehrungen. Ihre Kontaktperson in Miami war nur zu gern bereit, ihr zu helfen. Schließlich wusste man in diesem Beruf nie, wann man einen Gefallen zurückzahlen konnte.
    Als Nächstes rief Erin zu Hause an und hörte den Anrufbeantworter ab. Der erste Anrufer wollte Marta sprechen – irgendetwas mit der Schule. Erin übersprang die Nachricht. Die zweite war die, auf die sie wartete.
    »Hallo, Erin.« Die Stimme von Marta. »Hier ist jemand, der dich unbedingt sprechen möchte.« Dann, etwas weiter weg: »Nun sag schon was, Janie.«
    »Tante Erin.« Janie klang leise und verzagt. »Wo bist du?«
    Erin klopfte das Herz.
    »Erzähl ihr, was wir heute gemacht haben.« Martas sanfte Anweisung im Hintergrund.
    »Wir waren am Strand. Da war's echt heiß.«
    »Was noch?«, hörte Erin Marta flüstern.
    »Ich hab Muscheln gefunden. Und einen Seestern. Viel schöner als der letztes Jahr. Bei dem ist nichts abgebrochen.«
    Erin musste lächeln. Sie erinnerte sich, wie sie alle letztes Jahr nach dem einen makellosen Seestern gesucht hatten. Sie fanden einen, dem nur die Spitze eines Arms fehlte. Sie wünschte, sie wäre dabei gewesen, als Janie den neuen Seestern fand.
    »Es hat Spaß gemacht«, fuhr Janie fort. Dann wurde ihre Stimme weinerlich, wie es bei müden Kindern oft der Fall ist. »Aber ich wollte so gern, dass du kommst. Ich möchte, dass du da bist.«
    Erin hatte einen Kloß im Hals. Sie wünschte sich sehnlichst, Janie anzurufen und zu trösten.
    »Sag auf Wiedersehen«, hörte sie Martas Stimme.
    »Tschüss.« Es klang eher nach Tränen.
    Dann war Marta wieder am Apparat. »Janie ist hundemüde. Wir haben wirklich viel unternommen. Also ruf heute Abend bloß nicht zurück. Die Kleine geht jetzt ins Bett. Wenn du anrufen willst, am besten morgen Früh. Wir sind bis ungefähr zehn da. Dann können wir reden.«
    Ein Klicken. Marta hatte aufgelegt. Erin kämpfte gegen den Wunsch, die Nachricht noch einmal abzuhören. Sie würde auf jeden Fall am Morgen anrufen, doch dann musste sie Marta sagen, sie solle noch ein paar Tage länger in Miami bleiben. Im Augenblick war es zu Hause für die beiden zu gefährlich. Und wie sollte man das einer Siebenjährigen erklären?
    Erin spulte zur letzten Nachricht, obwohl sie die lieber übersprungen hätte, falls Marta noch einmal anrief. Dann aber ließ sie die Nachricht laufen.
    »Miss Baker, hier spricht Dr. Schaeffer von Gentle Oaks.«
    Ein Stich des Schuldbewusstseins. Nachdem sie Gentle Oaks verlassen hatten, war Claire unter Beobachtung gestellt worden, damit sie sich nichts antat. Erin war von der Ermittlung so sehr in Anspruch genommen, dass sie ganz vergessen hatte, sich nach dem Befinden ihrer Schwester zu erkundigen. »Ihre Schwester ist sehr aufgeregt und fragt ständig nach Ihnen. Teilen Sie mir bitte mit, wann Ihnen ein Besuch am besten passt.«
    »Verdammt!« Erin prüfte Datum und Uhrzeit. Schaeffer hatte nachmittags um drei angerufen. Hätte sie ihre Nachrichten auf dem Rückflug von Kalifornien abgehört, hätte sie noch vor der Botschaftsparty auf einen Sprung in der Klinik vorbeischauen können.
    Erin legte auf und wählte die Nummer der Klinik. Schaeffer würde inzwischen nicht mehr im Hause sein, aber vielleicht bekam sie ja jemand an den Apparat, der ihr Näheres mitteilen konnte. Sie wurde sie mit dem Anstaltsarzt der Nachtwache verbunden.
    »Ihre Schwester war sehr aufgeregt«, sagte der Mann. »Hat die ganze Zeit nach Ihnen

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