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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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drehte sich um und sah mehr als ein Dutzend anderer Frauen, die ihnen folgten. Es waren die, die am stärksten auf die Berührung von Parathas Dunkler Aura reagiert hatten. Es sah aus, als gingen sie einfach nur ihren Aufgaben nach, die sie vor Kaerithas Ankunft zu erledigen hatten, aber die Amazone wusste es besser. Sie konnte das Netz aus verseuchter Strahlung ERKENNEN, das sie aneinander band. Und der Umhang um Paratha leuchtete ebenfalls stärker, als würde sie sich
immer weniger darum bemühen, ihn vor ihrem Blick zu verbergen.
    Sie gingen durch Räume und Kammern, über deren Zweck Kaeritha nur mutmaßen konnte, bis sie schließlich den Wohnbereich des Tempels betraten. Sie nahm aus den Augenwinkeln wundervolle Kunstwerke und religiöse Artefakte wahr, Mosaiken und herrliche Stoffe. Brunnen plätscherten lieblich, Wasser murmelte und tröpfelte durch verzierte Kanäle, durch die riesige goldene Fische wie träge Träume glitten. Eine kühl gedämpfte Pracht umhüllte sie.
    Sie nahm all das wahr und bemerkte es doch nicht. Es schien ihr unbedeutend, unwichtig, und wurde von dem Sturm aus Dunkelheit hinweggefegt, der sich um sie herum sammelte und aus allen Richtungen gegen sie brandete. Es war eine raffinierte und weit weniger barbarische Dunkelheit, als die, der sich Bahzell, Vaijon und Kaeritha selbst im Tempel von Sharnâ in Navahk gestellt hatten, dennoch war sie ebenso stark. Vielleicht sogar mächtiger, und sie schien von Bosheit durchtränkt und mit einem Nimbus von unerschöpflicher, hinterlistiger Geduld versehen, die weit über das hinausging, wozu Sharnâ und seine Handlanger fähig gewesen wären.
    Und Kaeritha musste sich dem ganz allein stellen.
    Paratha öffnete schließlich die letzten Doppeltüren aus glänzendem Ebenholz, die mit Mondintarsien aus Alabaster verziert waren und verbeugte sich tief vor Kaeritha. Das Lächeln der Majorin war so freundlich und ernst wie dasjenige, mit dem sie Kaeritha begrüßt hatte, doch die Maske war zusehends fadenscheiniger geworden. Kaeritha ERKANNTE das grüngelbe Glühen in Parathas Augen, und sie fragte sich, was die andere Frau wohl ERKANNTE, wenn sie Kaeritha ansah.
    »Die Stimme erwartet Euch, Milady Paladin«, sagte Paratha feierlich, und Kaeritha nickte, während sie an ihr vorbei durch die schwarzen Türen schritt.
    Die riesige Kammer dahinter war offenbar für offizielle
Audienzen gedacht, ebenso offensichtlich aber dienten sie auch jemandem als Wohngemächer. Kunstwerke, Statuen und Möbel, von denen viele trotz ihrer Pracht gemütlich und wohl genutzt aussahen, bildeten einen einladenden Kreis um einen Stuhl in der Mitte der Kammer, der ein wenig an einen Thron erinnerte.
    Eine Frau in den strahlenden weißen Roben Der Stimme der Lillinara saß darauf. Sie war jung und wunderschön. Ihr Haar war beinahe ebenso schwarz wie das von Kaeritha, und in ihrem ovalen Gesicht schimmerten braune Augen. Jedenfalls glaubte Kaeritha, dass sie ursprünglich braun gewesen waren. Es war schwer zu sagen, weil der gelbgrüne Glanz Der Stimme sie so blendete.
    »Seid gegrüßt, Paladin des Tomanâk.« Die Stimme hatte einen silberhellen Sopran, noch weit süßer und melodiöser als Kaerithas. »Ich habe mich schon sehr lange danach gesehnt, einen Paladin eines von Lillinaras Brüdern hier willkommen heißen zu können, länger, als Ihr glauben könnt.«
    »Tatsächlich, Milady? Habt Ihr das?« Niemand außer Kaeritha hätte ahnen können, wie viel Mühe es sie kostete, ihre Stimme vertraut und liebenswürdig klingen zu lassen. »Das freut mich zu hören, denn ich bin ebenso begierig darauf, Eure Bekanntschaft zu machen.«
    »Dann ist es wohl ein glückliches Zusammentreffen, dass unsere beiden Wünsche an diesem Tag in Erfüllung gehen«, sagte Die Stimme.
    Kaeritha nickte und neigte ihren Kopf unmerklich zum Gruß. Sie richtete sich auf, legte das Handgelenk ihrer Rechten leicht auf den Knauf eines ihrer Schwerter und wollte gerade etwas erwidern.
    Bevor sie jedoch auch nur ein Wort sagen konnte, fühlte sie, wie eine gewaltige, mächtige Essenz sie angriff. Sie brach wie eine Flutwelle über sie hinweg, zerschmetternd wie ein Erdstoß, flüssig und dennoch dicker und fester als Mörtel oder selbst Zement. Sie umhüllte Kaeritha mit einem erdrückenden
Kokon, umschloss sie und hielt sie fest. Kaeritha riss die Augen weit auf.
    »Ich weiß ja nicht, was du sagen wolltest, Paladin.« Die liebliche Sopranstimme klang jetzt kälter als der Winter in Vonderland und jede

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