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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Wölkchen sanft an.
    Die Stute trottete durch das offene Tor. Der Tunnel dahinter war erheblich länger, als Kaeritha erwartet hatte. Die Verteidigungsanlage des Tempels musste weit massiver sein, als sie aus der Ferne wirkte, und die Sonnenscheibe, die sie am anderen Ende willkommen hieß, war winzig und sehr weit entfernt. Kaeritha hob die Schultern, die Anspannung sang in ihrem Bauch – und sie nahm die drohende Stille der Mörderlöcher an der Decke des Tunnels wahr, als sie darunter hindurchritt. Es war nicht das erste Mal, dass sie wissentlich in einen Hinterhalt ritt, äußerlich wirkte sie ruhig und unbekümmert. Nur in ihr fühlte es sich ganz anders an.
    Major Kharlan wartete bereits auf sie. Kaeritha hob eine Braue, als sie sah, dass die Majorin nur einen Stallburschen bei sich hatte, der sich offenbar um Wölkchen kümmern sollte. Die Stimme hatte offenbar etwas weit Raffiniertes im Sinn als ein offenes Gemetzel im Tempelhof.
    »Milady Paladin«, murmelte die Majorin und senkte den Kopf. »Mein Name ist Kharlan, Paratha Kharlan. Quaysar fühlt sich durch Euren Besuch geehrt.«

    Die Majorin sprach einen deutlichen Sothôii-Akzent und war mindestens drei Zentimeter größer als Kaeritha. Sie trug ihren Kürass über einem Kettenpanzer, wie Kaeritha selbst, und war mit einem Kavalleriesäbel bewaffnet. Falls sie auch eine Kriegsbraut war, gehörte sie offenbar zu der Minderheit, die an eher »traditionellen« Waffen ausgebildet worden war.
    Das fiel Kaeritha auf den ersten Blick auf, so wie es auch jeder andere wahrgenommen hätte. Dies war jedoch auch schon all das, was jeder andere auch gesehen hätte. Die zusätzliche »Rüstung«, die Kharlan trug, war nur für Kaeritha sichtbar, und sie spannte sich an wie ein Katze, die sich plötzlich einer Kobra gegenübersieht, als sie die widerliche grüngelbe Aura ERKANNTE, die den Körper der Majorin umhüllte. Das Gefühl von »Falschheit«, das diese Frau ausstrahlte, traf Kaeritha fast wie ein Fausthieb in den Magen. Der Geschmack in ihrem Mund war so widerlich, dass sie beinah hätte würgen müssen. Einen Augenblick lang fragte sie sich, warum das nicht jeder so deutlich wahrnehmen konnte, wie sie es tat.
    »Die Stimme hat mir befohlen, Euch willkommen zu hei ßen und Euch zu Ihr zu führen, wenn es Euch beliebt.« Die hoch gewachsene Frau lächelte und ihre Stimme klang nach all dem, was Kaeritha an ihr ERKANNT hatte, auf so bizarre Weise gewöhnlich, dass die Amazone ihre ganze, hart erarbeitete Selbstbeherrschung benötigte, um die Majorin nicht ungläubig anzustarren.
    »Ich weiß Euer herzliches Willkommen zu schätzen, Majorin«, antwortete sie stattdessen liebenswürdig, nachdem sie abgestiegen war. Sie lächelte, als wäre sie vollkommen ahnungslos.
    »Wie sonst sollten wir den Paladin eines Bruders von Lillinara begrüßen?«, antwortete Paratha. »Unsere Stimme hat mich gebeten, Euch in Ihrem und auch im Namen Ihrer HERRIN zu empfangen und Euch zu versichern, dass Sie und der ganze Tempel Euch so gut helfen werden, wie es uns möglich ist.«

    »Ich habe nichts weniger an Güte und Großzügigkeit von einer Stimme Der Mutter erwartet«, erklärte Kaeritha. »Und beides ist mir sehr willkommen.«
    »Willkommen vielleicht«, fuhr Paratha fort. »Aber es ist auch das Mindeste, das wir einem Diener des Tomanâk bieten können, der auf der Suche nach Gerechtigkeit unterwegs ist. Da Ihr gewiss in einer solchen Angelegenheit hier seid, darf ich Euch vielleicht sofort zu Der Stimme führen. Oder möchtet Ihr Euch nach Eurem Ritt erst waschen und erfrischen?«
    »Wie Ihr ganz richtig sagtet, Majorin, ich bin auf der Suche nach Gerechtigkeit. Wenn Die Stimme bereit ist, mich so schnell zu empfangen, möchte ich Sie nicht warten lassen.«
    »Selbstverständlich, Milady.« Paratha lächelte freundlich. »Wenn Ihr mir folgen wollt.«

21
    SCHÖN, DACHTE KAERITHA, als sie Paratha in den Tempelkomplex folgte. Wenigstens kenne ich jetzt schon mal einen meiner Feinde.
    Es kostete sie körperliche Anstrengung, ihre Hände von den Griffen ihrer Schwerter fern zu halten, während sie hinter der Majorin herging. Paratha schien in der gedämpften, ehrfürchtigen Dämmerung des Tempels zu glühen, und aus der widerlichen Strahlung, die sie umhüllte, zuckten Tentakel heraus und streichelten andere Passanten, an denen sie vorübergingen. Diese langsame, laszive Art, in der die dumpf glühenden Schlangen die anderen zu liebkosen schienen, hatte etwas Ekelhaftes. Die

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