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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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gleich, wie sehr du auch auf ihn einredest. Außerdem wisst ihr beide genau, was der andere denkt und fühlt, wirklich denkt und fühlt, meine ich.«
    Der kleinere Hradani blickte seinen hünenhaften Freund im Licht der Lampen, die dunkle Schatten über die Veranda warfen, beinah trotzig an. Diesmal senkte Bahzell den Blick.
    »Du weißt, warum er gehen will. Nicht nur, weil ihr beide ein Band geknüpft habt. Er will mitgehen, weil er Krahana ebenso hasst und verachtet und verabscheut, wie wir anderen das auch tun. Weil er Rache für die Herde will, in der er aufwuchs, bevor er zur Bärenfluss-Herde ging. Und weil es sein Recht ist, Bahzell! Es ist sein gutes Recht, gegen das Böse zu kämpfen, wenn er ihm begegnet.
    Genauso ist das mein Recht. Und das von Kelthys. Und das der anderen Windrenner ebenso wie das der anderen Windreiter. Gute Menschen brauchen nichts weiter zu tun, um dem Bösen zu helfen, damit es triumphieren kann, als es einfach nicht aufzuhalten, wenn sie es vor der Nase haben.«
    Brandark verstummte und holte tief Luft. Dann lachte er. Es klang fast wieder so dahergesagt wie immer.
    »Ich hoffe, du hast mitgeschrieben, Bahzell«, sagte er beiläufig. »Ich bezweifle nämlich, dass du dich später daran erinnerst. Und ich werde nicht sehr oft eine so rührselige und gefühlige Rede halten.«
    »Nein, wirst du nicht«, sagte Bahzell. »Das glaube ich auch.« Er blickte erneut zu den Sternen hinauf, holte tief Luft, nickte der Mondsichel zu und gab der Blutklinge einen leichten Klaps auf die Schulter.

    »Einverstanden, Kleiner«, brummte er. »Letzten Endes hast du Recht. Und selbst wenn nicht: sogar Tomanâk weiß, dass du mindestens so stur sein kannst wie ein Pferdedieb.«
    »Also bitte!« Brandark sah ihn empört an. »Niemand außer einem Sothôii oder einem Granitbrocken ist so stur wie ein Pferdedieb-Hradani! Das ist ein Naturgesetz und eine physikalische Unmöglichkeit. Schließlich ist es eine hinlänglich bewiesene Tatsache, dass nur hinter fünfzehn Zentimetern solider Schädelknochen eure echte Pferdediebs-Sturheit ausgebrütet werden kann. Ich empfehle dir dazu die Abhandlung von …«
    Sein großtuerischer Sermon endete in einem hilflosen Quieken, als zwei schaufelgroße Hände ihn mühelos von der Veranda pflückten, und das trotz seiner zweihundertsiebzig Pfund Muskeln und Knochen. Brandark ruderte heftig mit den Armen, als er durch die Luft segelte, doch es war nur ein eher kurzer Flug. Der mit einem gewaltigen Platschen endete, als die Blutklinge eine für seine Verhältnisse recht unelegante Bauchlandung auf der friedlichen Oberfläche von Lady Sofallas Fischteich hinlegte.
     
    »Erklärt es mir noch einmal. Warum genau seid Ihr hier?« Sir Fahlthu Schwartenbeißer musterte misstrauisch den Mann, der vor ihm stand.
    »Weil Lord Saratic es so befohlen hat«, antwortete Darnas Warshu gleichmütig.
    »Versuchen wir es noch einmal.« Sir Fahlthu schnaubte verächtlich. »Ich weiß, dass Lord Saratic Euch meiner Schwadron zugeteilt hat. Mir ist auch klar, dass Ihr ein besonders fähiger Führer und Kundschafter sein sollt. Ich weiß sogar, dass Lord Dathian persönlich nach Euch gefragt haben soll, weil Ihr Euch angeblich so gut in den Sümpfen und in Kleinharrow auskennt. Aber, Meister Braunsattel oder wie immer Ihr hei ßen mögt, ich glaube einfach nicht, dass dies wirklich alles ist.«
    »Warum solltet Ihr die Wahrheit nicht glauben?«, fragte Warshu geduldig.

    »Weil ich viele Führer kennen gelernt habe und viele Kundschafter, Meister Braunsattel. Die meisten waren mit Bögen bewaffnet, einige zogen leichte Armbrüste vor. Es gab sogar tatsächlich den ein oder anderen, der eine Arbalest mit sich herumschleppte. Ihr dagegen, Meister Braunsattel, seid der einzige Späher, der sowohl einen Kurzbogen der Sothôii als auch eine Hradani-Arbalest mit sich führt, und zwar gleichzeitig. Da drängt sich mir unwillkürlich die Frage auf, aus welchem Grund Ihr das wohl tut, hm? Ihr könnt nur entweder einen Bogen oder eine Arbalest abfeuern, es sei denn Ihr besäßet noch mehr verborgene Talente oder Arme, als ich zu vermuten geneigt bin.«
    »Offenbar«, antwortete Warshu, »habe ich das wohl übersehen, Sir Fahlthu. Vielen Dank, dass Ihr mich darauf hinweist.«
    Cassans Agent amüsierte sich nach außen hin sichtlich über den absurden Verdacht des Ritters, doch in Wirklichkeit war er alles andere als belustigt. Offensichtlich war Fahlthu klüger, als er angenommen hatte, möglicherweise

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