Die dunkle Göttin
abgeben.«
»Ich bin sicher, Gayarla würde darauf hinweisen, dass es schließlich du und ich sind, die ihre Tochter an diese verdorbenen Kriegbräute verloren haben und schon das beweist,
wer die besseren Eltern sind. Doch ich bin ganz deiner Meinung, dass Trianal wirklich ein Wunder ist, angesichts der gegebenen Umstände. Bist du denn sicher, Liebes, dass du bereit bist, so schnell zu handeln?«
»Tellian, gibt es einen besonderen Grund, aus dem du vergisst, wer mein Vater und Großvater waren? Uns Weißsätteln ist Politik nicht fremd, ebenso wenig wie die Verantwortung, die Herrschende tragen. Außerdem haben wir keine große Auswahl in dieser Sache. Deshalb bin ich auch froh, dass wir Trianal so lieben.« Sie schüttelte den Kopf. »Schreib die Briefe, Tellian. Aber schicke sie von Kleinharrow aus ab! Du hast bereits genug Zeit damit vergeudet, dich von mir zu verabschieden!«
»Euer Diener, Milady«, sagte er. Dann nahm er sie in die Arme, dort oben auf dem Balkon, wo seine Bewaffneten sie gut sehen konnten, und küsste sie, genüsslich und leidenschaftlich. Er nahm sich Zeit und Hanatha rang nach Atem, als er sie schließlich losließ.
»Lümmel!« Sie schlug ihm mit der geballten Faust auf den Brustpanzer, ihre Augen aber leuchteten. »Wie könnt Ihr es wagen, mich öffentlich derartig zu kompromittieren? Mein Ehemann wird Euch wegen Euer Zudringlichkeit zur Rechenschaft ziehen, Sire! Er weiß, wie man mit solchen Lüstlingen umgeht.«
»Das kümmert mich nicht!« Sein Blick glitt mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit über ihr Gesicht. »Aber ich weiß, wie eilig ich es haben werde, zu dir zurückzukommen. Und«, seine Augen funkelten und er küsste sie noch einmal zart auf den Mund, »ob Euer Gemahl weiß, wie er mit mir umgehen muss oder nicht, Milady, seid versichert, dass ich sehr genau weiß, wie ich mit Euch umgehen muss!«
11
DU KANNST VIEL BESSER LAUFEN, als ich erwartet habe«, sagte Brandark lächelnd, als Bahzell auf die Veranda des Herrenhauses von Lord Edinghas trat. Es wurde bereits dunkel.
»Du bist wirklich der lustigste kleine Mann auf der ganzen Welt«, knurrte Bahzell und setzte sich, sehr, sehr vorsichtig, auf das breite Geländer der Veranda.
»Wenn nicht, dann liegt das bestimmt nicht daran, dass ich mich nicht bemühte oder ein natürliches Talent dafür hätte.« Brandark grinste, denn Bahzell verzog schmerzhaft das Gesicht, als sein Hintern das Holz berührte. »Ist Eure Kehrseite sehr wund, Milord Paladin?«
»Mich schmerzt weniger mein Hintern, eher meine Beine
« Bahzell schnaubte verächtlich und bewegte dann sehr vorsichtig die linke Schulter. »Und ich kann auch nicht abstreiten, dass dieser letzte Sturz nicht gerade die angenehmste Erfahrung war.«
»Das konnte ich sehen.« Brandark betrachtete ihn abschätzend. »Andererseits habe ich noch nie erlebt, dass jemand versucht hat, einen sechsmonatigen Reitkurs in einer einzigen Woche zu absolvieren. Erst recht kein Pferdedieb-Hradani.« Er reckte seine beachtliche Nase empor und sog hörbar die Luft ein. »Im Unterschied zu uns eher gedrungenen und geschickten Blutklingen seht ihr jämmerlichen, zu groß geratenen Anfänger wie Säcke mit Pferdemist aus, wenn ihr in einem Sattel sitzt. Du findest nicht zufällig, dass Walsharno und du es etwas übertreiben, angesichts deiner angeborenen Nachteile, meine ich?«
»Wir haben keine große Wahl«, erwiderte Bahzell nachdrücklich. Sein Ton war erheblich ernster als der seines Freundes. »Wenn wir ehrlich sind, haben wir schon viel zu viel Zeit damit verschwendet.«
»Du hast es Kelthys selbst versprochen«, konterte Brandark.
»Stimmt, das habe ich«, räumte Bahzell bedächtig ein. Er stand auf und trat an den Rand der Veranda. Seine Schritte klangen in den schweren Reitstiefeln, die Lord Edinghas Flickschuster am Tag zuvor fertig gestellt hatte, noch schwerer als gewöhnlich. Bahzell blickte zu den Sternen hinauf, die seinen Blick mit ferner, kühler Schönheit zu erwidern schienen, während die dünne Sichel des Jungfernmondes tief am Horizont stand.
»Ich habe es ihm versprochen«, wiederholte er, ohne den Blick zu senken. »Aber ich hätte besser nicht auf ihn gehört. Hier stinkt es nach Verderbnis, Brandark. Nach einer Verderbnis, der wir noch nie begegnet sind, nicht einmal in Sharnâs Tempel. Es steht mir nicht im Mindesten zu, andere in einen derart bösen Gestank zu führen. Es riecht nach Tod und nach noch Schlimmerem, als es der Tod jemals sein
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