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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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auch gerissener, als Saratic und Sir Chalthar wähnten. Diese Fehleinschätzung könnte in den nächsten zwei Wochen höchst unwillkommene Konsequenzen zeitigen.
    »Milord Ritter«, fuhr er kurz darauf geduldiger fort. »Ich weiß nicht, welchen Floh Ihr da im Ohr habt, aber ich kann Euch versichern, ich bin genau der und das, wer und was zu sein ich behaupte. Es schmeichelt mir natürlich, dass Lord Dathian eigens nach mir gefragt hat. Und es schmeichelt mir noch mehr, wenn ich an die Extra-Kormaks denke, die er mir dafür zahlt, dass ich Euch als Euer persönlicher Führer durch die Sümpfe führe. Solltet Ihr jedoch ein Problem mit mir haben, könnt Ihr das selbstverständlich Sir Halnahk oder Lord Dathian oder sogar Lord Saratic vortragen. Für mich spielt es wirklich keine Rolle.«
    Er beobachtete Fahlthus Miene scharf, während er nach außen hin einen harmlosen, eher gelangweilten Eindruck
machte. Hoffentlich nahm ihn der Ritter nicht beim Wort. Was Halnahk oder Saratic betraf, war Warshu nicht sonderlich besorgt, aber Dathian schien ein bisschen zu unberechenbar für seinen Geschmack. Der verräterische Lordhüter könnte durchaus auf die Idee kommen, dass es ihm nützte, wenn er Fahlthu erzählte, wie viele Wochen es gedauert hatte, bis Warshu sich einigermaßen mit den Pfaden durch die Sümpfe vertraut gemacht hatte. Zu seinem Glück besaß er einen ausgezeichneten Orientierungssinn und ein scharfes Auge für die Landschaft. Jetzt reichten seine Kenntnisse zumindest aus, um jemanden täuschen zu können, der sich in den Sümpfen gar nicht auskannte.
    »Und was meine Waffen betrifft …«, fuhr er fort. »Natürlich kann ich immer nur eine zur Zeit benutzen. Aber ich bin Kundschafter, Sir Fahlthu. Das bedeutet, dass ich manchmal reite, was den Kurzbogen sehr praktisch macht. Ein ander Mal muss ich im Gras herumkriechen, wo sich eine Waffe wie zum Beispiel eine Arbalest, die man gut abfeuern kann, wenn man bäuchlings im Busch liegt, als sehr nützlich erweist. Abgesehen davon ist das keine Hradani-Arbalest.« Er hielt die Waffe hoch und tippte auf den Stempel von Zwergenheim in dem stählernen Bogen. »Das ist Axtmänner-Arbeit, Sir Fahlthu, und sie hat mich einen Haufen Kormaks gekostet. Ich bestücke sie zwar mit Hradani-Bolzen, aber wenn ich mich nicht irre, sollen wir doch vortäuschen, dass Bahnaks Pferdediebe irgendwie in diese Angelegenheit verwickelt sind, richtig?«
    Fahlthu starrte ihn böse an. Offenbar reizte ihn Warshus Ironie, aber das kümmerte den Spion nicht. Das heißt, so ganz stimmte das auch nicht. Ein Mann wie Fahlthu war durchaus fähig, jemanden in einen Hinterhalt zu locken, der ihn wütend gemacht hatte. Trotzdem war ihm Fahlthus Wut lieber als sein Argwohn. Es mochte unwahrscheinlich sein, dass sein Kavalleriekommandeur herausfand, was Saratic und Baron Cassan tatsächlich vorhatten, unmöglich war es jedoch nicht. Und
sollte er etwa hinter Warshus eigentliche Mission kommen, so war nicht abzusehen, was er tun würde. Abgesehen natürlich davon, dass ein Mann wie Fahlthu niemals riskieren würde, die Verantwortung für den Tod eines der vier höchsten Adligen der Sothôii zu übernehmen.
    »Na gut«, knurrte der Ritter schließlich. »Ich glaube zwar keine Sekunde, dass Ihr tatsächlich der unschuldige, einfältige Kerl seid, den Ihr mir vorspielt, Meister Braunsattel. Aber letztlich geht es mich nichts an, was Ihr seid. Bis auf eins.« Ärgerlich fixierte er Warshu. »Solange Ihr in meiner Schwadron reitet, untersteht Ihr meinen Befehlen. Ich würde Euch nicht raten, sie in irgendeiner Weise zu missachten! Ist das klar, ›Meister Braunsattel‹?«
    »Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Warshu. »Was Ihr auch glauben mögt, ich hatte nie vor, Eure Befehle zu verletzen.«
     
    »Warum verhalten sie sich Eurer Meinung nach in letzter Zeit so ruhig, Sir Yarran?«
    »Wie bitte?« Sir Yarran Sturmkrähe sah von dem Krug auf, den ihm das Serviermädchen gerade vorgesetzt hatte. »Sagtet Ihr etwas, Milord?«
    »Ja.« Sir Trianal Bogenmeister verzog das Gesicht und fuhr mit der Hand durch die rauchgeschwängerte Luft. In der Messe, die an Lordhüter Festians Kaserne angeschlossen war, drängten sich Kleinharrows Bewaffnete und die Hälfte der zehn Züge Bewaffneter aus Balthar, die er selbst hierher geführt hatte. Das laute Stimmengewirr und die ersten, zotigen Lieder, die gerade angestimmt wurden, machten es einem schon schwer genug, seine eigenen Gedanken zu hören, geschweige denn die

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