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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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leise Bemerkung seines Banknachbarn.
    »Ich habe gefragt«, fuhr Trianal lauter fort, »warum sie sich in letzter Zeit wohl so ruhig verhalten.«
    »Ich glaube, Milord«, erwiderte Sir Yarran, der trotz seiner erhobenen Stimme bedächtig klang, »die Gründe sind das Wetter und die Verstärkung Eures Onkels.«

    Trianal musterte ihn skeptisch und forderte ihn mit einer Handbewegung auf weiterzusprechen. Sir Yarran grinste, trank einen genüsslichen Zug aus seinem Krug und zuckte dann die Achseln.
    »Das Wetter klärt sich auf, Milord. Das macht es ihnen zwar leichter, in den Sümpfen zu verschwinden, mit oder ohne gestohlenem Vieh. Gleichzeitig hat es sie jedoch auch der Deckung dieses netten, dichten Nebels beraubt, in dem sie sich so gern versteckt haben. Wir haben fast alle Viehherden aus ihrem ursprünglichen Gebiet heraus nach Westen getrieben. Das bedeutet, sie müssen sich weiter hinauswagen. Der trockene, harte Boden macht es uns leichter, sie bis zu ihren Rattenlöchern zurückzuverfolgen. Und es regnet auch nicht mehr, so dass ihre Spuren nicht so schnell weggewaschen werden. Das wissen sie ebenso gut wie wir, und wenn Ihr dann noch in Rechnung stellt, dass der Baron seine eigenen Leute geschickt hat, dürfte ziemlich klar sein, was diese Halunken denken. Immerhin erhöht es die Zahl der Bögen und Schwerter, die ihnen gegenüberstehen und es zeigt ihnen auch, dass der Baron die Sache sehr ernst nimmt.«
    »Verstehe.« Trianal stocherte mit der Gabel in den Resten seiner Mahlzeit herum. Es war dasselbe Essen, das auch seine Leute serviert bekamen.
    Sir Yarran beobachtete ihn scharf und verkniff sich sorgfältig ein Lächeln. Mittlerweile war er zu dem Schluss gekommen, dass die lobenden Berichte, die er über Trianal gehört hatte, tatsächlich zutrafen. Der Junge schien gewissenhaft, arbeitete schwer und war sichtlich entschlossen, seinen Onkel, den er spürbar verehrte, auf keinen Fall zu enttäuschen. Außerdem war er nicht nur klug, sondern auch bereit, dieses Vermögen einzusetzen. Was nach Sir Yarran Sturmkrähes bisherigen Erfahrungen längst nicht alle jungen Adligen der Sothôii taten.
    Trotzdem war Trianal erst neunzehn Jahre alt, und er konnte nicht verheimlichen, dass ihn die Vorsicht oder auch die
Feigheit seiner Feinde enttäuschte, weil sie ihm damit die Möglichkeit nahmen, zu beweisen, wozu er fähig war.
    »Glaubt Ihr, dass sie ganz aufgegeben haben?« Er versuchte tapfer, wenn auch nicht ganz erfolgreich, seine Enttäuschung zu verbergen.
    »Nein, Milord.« Sir Yarran beugte sich dichter zu dem jungen Mann, der offiziell sein Kommandeur war, damit er nicht schreien musste und es damit möglichen Lauschern schwerer machte.
    »Milord«, fuhr er fort. Er sprach mit der Geduld, mit der er und Festian seit Jahren eifrige junge Soldaten ausbildeten. »In jedem Kampf gibt es zwei Seiten, und keine von beiden möchte gern verlieren. Das bedeutet, welche Handlung auch immer Ihr von diesen schmierigen Mistkerlen erwartet, sie werden sich auf jeden Fall etwas ausdenken, womit Ihr nicht rechnet.
    Diese Leute, um wen es sich dabei auch handeln mag …« Er vermied trotz des fast ohrenbetäubenden Stimmengewirrs im Hintergrund, Namen zu nennen, »haben bereits mehr als deutlich gezeigt, dass sie verdammt entschlossen sind, Lord Festian zum Trottel zu stempeln und damit Euren Onkel zum Narren zu machen, weil dieser Richthof durch Festian ersetzt hat. Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass sie diese Idee jetzt plötzlich für schlecht halten, lieber nach Hause gehen und artig sind. Selbst wenn sie oder zumindest einige von ihnen die Nerven verlieren, wir wissen ziemlich genau, wer sie sind. Ihr kennt Euren Onkel besser als ich. Glaubt Ihr wirklich, er würde diese Halunken so ungeschoren wie die reinsten Unschuldslämmer nach Hause gehen lassen?«
    Über diese Vorstellung musste Trianal lachen, was Yarran mit einem Nicken quittierte.
    »Eben. Und wenn wir das schon denken, dürfte die andere Seite wohl dasselbe vermuten. Das bedeutet, ihre beste Chance, mit heiler Haut aus dieser Lage herauszukommen, besteht darin, ihre Pläne erfolgreich zu Ende zu bringen. Das
können sie aber nicht, wenn sie auf der anderen Seite der Sümpfe hocken bleiben und abwarten, wie Lord Festian wieder Ordnung in Kleinharrow schafft.
    Deshalb werden sie sich meiner Meinung nach im Augenblick entweder zurücklehnen und abwarten, wie lange Milord Baron Euch und Eure Bewaffneten als Unterstützung für Lord Festian hier

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