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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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war, und dennoch verhielt es sich genau so.
    »Ein Geist hat dich gerettet«, erklärte Deilava. »Ein großer Geist. Mächtiger als alles, was ich je gesehen habe. Wie aus den alten Geschichten.«
    Karn stöhnte auf. Geister, die hatte ich ganz vergessen. Verdammt! Dann verstand er ihre Worte. »Mich gerettet?«
    »Dein Leib war zerschmettert. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Du hättest hier sterben sollen.«
    »Genau wie Israk es gewollt hätte«, unterbrach Karn sie.
    »Ja. Aber der Geist hat mich zu dir geführt. Ich habe ihn gespürt. Er war so alt wie die Felsen selbst. Wie die Berge, unter denen wir sind.«
    »Ich habe ihn nicht darum gebeten«, erwiderte Karn zornig. Darauf schwieg Deilava. Langsam stand er auf und tastete sich ab. Er spürte noch warmes, klebriges Blut, von dem er annahm, dass es sein eigenes sein musste, aber keine Wunden, keine Schmerzen. Nichts, was an den Sturz erinnerte.
    »Ich muss zurück«, stellte er fest. »Die anderen müssen vor Israk gewarnt werden.«
    Deilava schnaubte. »Viel Glück. Wir sitzen hier in der Dunkelheit fest.«
    Karn hob den Kopf. Er wusste genau, wie die Wände des Spalts verliefen, so als würde er sie sehen. »Ich kann uns hier herausbringen.«
    »Wie das?«
    Karn suchte nach den richtigen Worten. »Ich, nun ja, ich spüre die Umgebung. Ich weiß einfach, wie die Wand beschaffen ist. Es kam gerade einfach so über mich. Frag mich nicht, wieso.«
    Noch während er sprach, spürte er es wieder. Alles um ihn herum erschloss sich ihm, offenbarte sich ihm, manifestierte sich in seinem Geist.
    »Spürst du das nicht?«, fragte er, von den Eindrücken überwältigt.
    »Nein. Aber vielleicht…« Sie zögerte. »Um dich zu heilen, hat dir der Geist von seinem Blut gegeben. Du bist mit ihm verbunden. Vielleicht spürst du, was er spürt?«
    Karn horchte in sich hinein. Da war etwas, was vorher nicht da gewesen war. Wie ein Echo einer fernen Stimme, kaum als Sprache zu erkennen. Doch da er es nicht genau verstand, wusste er nicht, ob sie die Wahrheit sprach oder nicht.
    Eines jedoch war sicher: Sie mussten aus dem Spalt herauskommen. Er war ein Troll. Zum Nachdenken würde noch genug Zeit sein, wenn sie ihre Lage verbessert hatten.
    »Halt dich an mir fest«, sagte Karn und hockte sich so vor Deilava, dass sie sich an seinen Rücken klammern konnte. Ihre Hände tasteten über seinen Leib, legten sich um seinen Hals. Er stand auf. Ihr Körper war so leicht, dass er ihr Gewicht kaum spürte.
    Mit geschlossenen Augen begann er, die Wand zu erklimmen. Es war äußerst verwirrend, nicht seinen Augen zu trauen, sondern einem neuen Sinn, den er weder kannte noch verstand, aber seine Finger fanden Halt, wo er ihn erwartete, ebenso wie seine Füße die kleinen Vorsprünge und Unebenheiten ausnutzten. Er kam erstaunlich gut voran, und schon bald erreichten sie die obere Kante, über die Karn sich vorsichtig schob.
    Deilava sprang von seinem Rücken. Wieder brandete eine Flut von Sinneseindrücken über ihn hinweg, aber diesmal war er darauf vorbereitet, und es war nicht mehr so verwirrend.
    »Was für ein Geist war das?«, fragte er leise. »Ich meine, du hast erzählt, es gibt schwache und mächtige Geister, Geister von Pflanzen und von Orten. Was hast du gesehen?«
    So erzählte ihm Deilava alle Einzelheiten, an die sie sich erinnerte. Auf seine Frage konnte sie ihm jedoch keine genaue Antwort geben.
    »Ich weiß nur, dass er mächtig sein muss, wenn er in unserer Welt Gestalt annehmen kann. Aber von einem Weißen Bären gibt es bei uns keine Legenden. Oder zumindest keine, die ich kenne.«
    Das letzte Stück in der Dunkelheit bis zum Ausgang war leicht zu finden. Selbst Deilava benötigte seine Hilfe nicht dafür. Und so fanden sie sich bald unter dem hohen Sternenhimmel wieder, am Fuße der Berge, mit einem weiten Blick über die Ebenen. Zu ihrer Linken zeichnete sich der Große Wald als dunkler Fleck ab, das Band des Flusses lag, vom Mond silbrig beschienen, unter ihnen.
    »Wie viel Zeit ist vergangen?«, fragte Karn. »Ist es noch dieselbe Nacht?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Deilava. »Ich habe mich in der Finsternis versteckt. Und dann… war ich mit dem Geist verbunden. Zeit bedeutet den Geistern nichts. Vielleicht waren es nur Augenblicke. Aber vielleicht waren es auch Tage.«
    »Solltest du dann nicht hungrig sein?«
    »Ich bin hungrig«, stellte sie fest, offenbar selbst überrascht. »Sehr sogar. Aber so einfach ist das nicht. In der Welt der Geister hat

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