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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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heller, hatte nun eine Quelle. Deilava drehte sich um. Ein gewaltiger weißer Bär trottete den Vorsprung entlang. Sein Fell war so hell, dass es leuchtete. Fast musste sie die Augen abwenden. Er war riesig, weit größer als ein Troll, und der sanfte Blick seiner schwarzen Augen ruhte auf der Elfe.
    »Du hast mich gerufen«, erkannte sie und schlug die Lider nieder. In Legenden ihres Volkes gab es mächtige Geister, die sich in dieser Welt zeigen konnten, aber Deilava hatte nie geglaubt, dass sie eines Tages einen von ihnen mit eigenen Augen sehen würde. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
    Der Bär nahm ihre Witterung auf, dann trottete er weiter. So nah tappte er an Deilava vorbei, dass sein Fell ihre Haut streifte. Sie schloss die Augen, verlor sich in der Nähe des Geistes, spürte sein Leuchten bis in ihr Herz. Vernahm einen ruhigen Klang. Eine Erinnerung an Narem, friedlich und voller Freude. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Dann endete die Berührung. Deilava sah, wie er zu Karn lief. Seine bepelzten Tatzen traten in das Blut, ohne eine Spur zu hinterlassen; das Fell blieb weiß und rein. Mit einer ungeschickt wirkenden Bewegung setzte sich der riesige Bär hin und senkte die Schnauze zu dem Troll hinab. Wieder schnüffelte er laut. Seine schwarze Nase berührte Karn, der jedoch nicht reagierte.
    Der massige Kopf zuckte zu Deilava herum. Die Augen blickten fragend in ihren Geist.
    »Ja, ich will auch, dass er lebt.«
    Der Blick ließ nicht von ihr ab.
    »Was willst du von mir?«
    Der Bär stieß Karn erneut mit der Nase an, sah dann wieder zu Deilava. Vorsichtig kam sie näher. Ehrfurcht erfasste sie. Einen Schritt von dem Geist entfernt blieb sie stehen.
    »Was muss ich tun?«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, bewegte der Bär seinen riesigen Kopf auf sie zu. Die schwarzen Augen waren wie tiefe Seen, in denen sich Deilavas Blick und Geist verloren. Dann berührte sie die kühle Nase an der Wange.
    Bilder explodierten in ihrem Geist, zu viele, um sie alle aufzunehmen. Sie sah ein fremdes Land, hohe Berge, tiefe Wälder, seltsame Bewohner. Höhlen und Tunnel bis tief hinab in die Knochen der Welt. Sie sah Jahreszeiten kommen und gehen, harsche Winter, warme Sommer. Und den Weißen Bären inmitten dieser wundervollen Welt.
    Da wurde ihr bewusst, was sie zu tun hatte. Sie zog den Dolch des Zwergs und trat nah an den Weißen Bären heran. Er senkte das Haupt vor ihr, bis es auf Karns Brust ruhte.
    Deilava musste die Augen schließen, als ihre Linke das Fell des Bären packte und sie mit dem Dolch seine Haut ritzte.
    Sie spürte, wie sich der Bär ihren Fingern entzog, und sah auf. Ein einzelner Tropfen Blut fiel langsam herab, schwebte durch die Luft, traf berstend auf Karns Wunden und vermengte sich mit dem des Trolls.
    Der Weiße Bär richtete sich auf, stand nun auf den Hinterbeinen, überragte Deilava wie die Urgewalt, die er war. Sein Brüllen ließ den Stein erzittern. Es war so laut, dass Deilava glaubte, die Berge müssten wanken oder gar zerspringen. Das Leuchten seines Fells wurde heller, das Brüllen noch lauter. Es wurde so laut und grell, dass Deilava die Augen zusammenkniff und ihre Ohren mit den Händen bedeckte.
    Dann war es still. Bunte Flecken tanzten vor ihren geschlossenen Augen, in ihren Ohren hallte das Geräusch nach. Als Deilava die Augen öffnete, war es dunkel. Sie ließ die Arme sinken, fiel auf die Knie, mit einem Mal zu erschöpft, um zu stehen. Das warme Blut des Trolls drang durch ihre Kleidung. Sie streckte die Hand aus und spürte Karns raue, warme Haut unter ihren Fingern.
    Atmete er noch? Sie konnte es nicht sagen.
    Nach dem Licht und der Nähe des Geistes war die Dunkelheit umso schlimmer. Sie wusste nicht, wie sie wieder aus dem Spalt klettern sollte, denn im Dunkeln war dies unmöglich. Den Troll konnte sie ohnehin nicht mitnehmen. Mit einem Mal fühlte sich Deilava erschöpft und unendlich müde. Sie wollte sich einfach nur auf den kühlen Steinboden legen und schlafen und nie wieder aufwachen. Die Last der Verantwortung ablegen und alles hinter sich lassen.
    Ihr Geist würde Narems folgen. Mühe, Schmerzen und Angst vergessen und in die Welt der Geister zurückkehren. Sollten andere sich um das Schicksal der Welt sorgen.
    Karns Leib unter ihrer Hand erzitterte. Ein keuchendes Husten entrang sich seiner Kehle. Etwas Schweres, Warmes legte sich auf ihre Hand. Seine Pranke. Sanfter, als sie es ihm zugetraut hätte, packte er ihre Finger mit den seinen und

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