Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
hielt ihre Hand fest, während sie beide in der Dunkelheit ausharrten.
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E s hatte erstaunlich wenig Zeit gebraucht, den Großteil der Trolle zu mobilisieren. Nach der Zeit in der Stadt der Eleitam waren viele rastlos, und es drängte sie zu neuen Taten. Nun zogen sie über die Ebene, ein langer Kriegszug, lose in Stämmen beisammen. Akken hatte für seinen Stamm einen Platz ganz vorn beschafft, direkt bei Israks Stamm. Ruk vermutete, dass es Israk ganz gut passte, sie in seiner Nähe zu haben, als Symbol für den feigen Angriff der Elfen, den es nun zu rächen galt. Aber das war ihm egal. Sollte Israk sie doch für seine Zwecke nutzen, um den Hunger der Trolle nach Vergeltung anzufachen. Denn genau das wollte Ruk. Rache.
Wenigstens war der Rest ihres Stammes noch vor dem Aufbruch angekommen, sodass sie wussten, dass alle in der Stadt in Sicherheit waren. Genug Jäger aus allen Stämmen waren zurückgeblieben und würden alle beschützen, die Israk zurückgelassen hatte, auch wenn es niemand freiwillig getan hatte. Sie alle brannten darauf, in den Kampf zu ziehen.
Ksisa hatte sich ihnen wieder angeschlossen. Auch sie war über Karns Tod entsetzt gewesen, und ihre Miene zeigte die gleiche grimmige Entschlossenheit, die alle Jäger von Akkens Stamm verspürten. Selbst Akken, der niemals eine besondere Freundschaft zu Karn gepflegt hatte, war fest entschlossen, und sei es nur, um zu zeigen, dass sein Stamm nicht schwach war.
Die Gurte des Gepäcks schnitten in Ruks Haut, aber es kümmerte ihn nicht. Sie hatten die Eleitam große Beutel aus Leder nähen lassen, mit breiten Tragegurten, in denen sie die Vorräte mit sich trugen. Trotz der Last, die einigen Trollen auf den Rücken geladen worden war, kamen sie gut voran. Das lag auch an Israk, der sie anführte und ihnen den Weg wies. Er kannte sich offenbar sehr gut aus, denn sie folgten einfachen Pfaden ohne große Umwege, und er kannte sogar eine Furt, an der sie den Fluss überqueren konnten.
Für die sich um sie entfaltende Landschaft hatte Ruk keine Augen. Ihn interessierte lediglich ihr Ziel. Er konnte es kaum erwarten, die Elfen zu vernichten und ihnen ihr Zuhause zu nehmen. Seine Rache würde blutig sein, die einer ganzen Horde von Trollen. Er lächelte grimmig.
Vielleicht war es dieser Zorn, der ihn antrieb, dem er es verdankte, dass die Schwäche aus seinem Leib gewichen war. Oder er ließ sie einfach nicht mehr zu, da er nichts dulden konnte, was ihn an seiner Rache hindern würde. Die Macht der elfischen Magie über ihn war jedenfalls gebrochen, und er würde ihnen nie mehr die Möglichkeit geben, sie zu erneuern.
Immer wieder legte er den Kopf in den Nacken und sog prüfend die Luft ein, hoffend, dass er den verhassten Geruch von Elfen wahrnehmen würde. Aber noch gab es keinen Hinweis auf die Feinde, von denen Israk sagte, dass sie sich versteckten und ihre Heimat verbargen, weil sie Feiglinge waren.
»Ruk!«
Als er seinen Namen hörte, trat er zwei Schritte aus der Gruppe und blieb stehen. Weiter hinten neben der Kolonne lief Zega etwas schneller als das Gros der Trolle und holte ihn bald ein. Auch sie hatte einen prall gefüllten Vorratssack über die Schulter geworfen, den sie jedoch mit Leichtigkeit trug.
»Dachte ich mir doch, dass ich dich erkannt habe«, begrüßte sie ihn und fiel in Marschschritt mit ihm. Ruk brummte.
»Habt ihr vielleicht Neuigkeiten von Israk?«
Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Nein, wieso?«
»Wir dachten, dass ihr mehr wissen könntet, weil ihr doch mehr mit ihm redet. Wie weit es noch ist oder ob unsere Späher etwas entdeckt haben.«
Ruk schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts. Wenn einer was weiß, dann Akken, aber ich habe nicht mitgekriegt, dass Israk uns was gesagt hat.«
Sie stapfte schweigend neben ihm her. Das helle Gras war hier schon fast kniehoch, und man musste aufpassen, dass man nicht in eines der Löcher stolperte, die allerlei Ebenengetier grub. Vermutlich war dies eine gute Gegend für die Jagd. Immer wieder konnte man Herden von Tieren in der Ferne sehen, die vor dem Zug der Trolle flohen. Ein Stamm hätte hier in Saus und Braus leben können.
»Wie geht es Ong?«
Seine Frage ließ sie den Kopf schütteln. »Er ist nicht mitgekommen. Die Magie lässt nicht von ihm ab.« Sie sah ihn durchdringend an. »Aber er sagt, es geht ihm immer besser. Und dir?«
»Es ist vorbei«, erwiderte Ruk grimmig. »Und die Bastarde werden für alles bezahlen. Für Ong. Und für Karn.«
Zega schluckte.
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