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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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»Ich habe ihn an dem Abend noch getroffen«, erklärte sie leise. »Vor dem Tor. Er wollte die Gegend ausspähen. Vermutlich war er es, der die Elfen entdeckt hat. Ich… Er wollte allein gehen. Wäre ich mitgegangen…«
    Ihre Stimme erstarb, aber Ruk wusste, was sie sagen wollte. Doch es war nicht ihre Schuld. Nein, ich hätte bei ihm sein müssen. Wäre ich nicht schwach gewesen, hätte er mir Bescheid gesagt. Ich wäre mitgegangen und hätte nicht zugelassen, dass die Elfen ihn umbringen.
    Diese Gedanken konnte Ruk nicht aussprechen. Er fühlte sich schuldig an Karns Tod. Er war nicht stark genug für ihn gewesen. Er hatte ihn allein gehen lassen, als die zwei Waldelfen entdeckt worden waren, und Karn musste gedacht haben, dass er ihn besser nicht mitnehmen sollte, als er von den Elfen aus den Ebenen gehört hatte. Also hatte er sich Israk so angeschlossen, ohne Ruk zu rufen. Ja, Ruk fühlte die Schuld schwer auf sich lasten. Aber am Ende gab es für all dieses Elend nur einen Grund.
    »Es waren die Elfen«, sagte Ruk mit belegter Stimme.
    Zega nickte bekräftigend. »Ja, es waren die verfluchten Elfen. Sie bringen uns nur Unglück.«
    »Aber das endet bald. Wir bringen es zu Ende. Keine Gnade mehr für die Elfen. Wir werden sie besiegen und vernichten.«
    Er klammerte sich an diesen Zorn, fachte ihn weiter an, denn sollte diese Flamme erlöschen, dann wäre er mit den Schatten der Trauer und Verzweiflung allein. Schon oft hatte Ruk Trolle sterben sehen. Und es hatte ihn stets getroffen. Doch jetzt war es anders. Jetzt fürchtete er sich davor, dass die Wut verrauchte. Ich weiß nicht, wie ich ohne ihn weitermachen soll.
    Zu seiner Überraschung legte ihm Zega die Hand auf den Arm. Er sah auf ihre Finger herab. Sie blickte starr auf den Boden, den Kopf gesenkt, die Schultern hochgezogen. Erst jetzt verstand Ruk, warum auch sie so sehr trauerte.
    Er ballte die Faust. »Schon bald bekommen wir unsere Rache. Israk hat es uns versprochen. Und haben sich seine Worte bislang nicht immer bewahrheitet? Er hat uns gut geführt.«
    Sie nickte stumm.
    Er hat uns hierhergeführt, und jetzt ist Karn tot. Wären wir in unserer Heimat geblieben … Nein, so darf ich nicht denken. Es ist nicht die Schuld von Trollen. Nur die der Elfen!
    Wütend stapfte Ruk weiter. Mit jedem Schritt wurde sein Zorn größer und größer. Er suhlte sich in ihm, gab ihm Raum in seinem Geist, in seinem Herzen.
    Bis er selbst nur noch Zorn war.

49
    D ie Erinnerungen kehrten bruchstückhaft, unzusammenhängend, aber dennoch furchtbar zurück. Er war gestürzt, in das dunkle Nichts. Getötet von Trollen. Da war ein helles Licht gewesen. Das ihn empfangen hatte. Eine Präsenz, hinter der sich mehr verbarg. Viel mehr. Ein Strom von Gedanken, Erinnerungen, Wissen.
    Karn keuchte auf, als sein Geist diesen Strom kurz anzapfte und von ihm durchflutet wurde.
    »Bist du wach? Kannst du mich hören?«
    Es dauerte lange Augenblicke, bis er die Stimme erkannte. Deilava. Der Name hatte eine Bedeutung, auch wenn sie ihm für den Moment verborgen blieb.
    »Ja«, krächzte er. Sein Hals war rau, sein Mund schmeckte nach Blut. Er bewegte sich vorsichtig, erwartete, Schmerzen zu spüren, doch die blieben aus. Überrascht setzte er sich aufrecht hin.
    Etwas Unerklärliches geschah. Eine Empfindung erfasste ihn wie eine Lawine. Um sich herum nahm er Felsen wahr, spürte sie, jede Kante, jeden Spalt, selbst die kleinste Unebenheit. Deilava kniete neben ihm, und er sah sie vor seinem inneren Auge so klar und deutlich, als wäre es hell. Doch es war dunkel, und seine Augen sahen nichts.
    »Was…?«
    Die auf ihn einstürzenden Sinneseindrücke verschwanden wieder, ließen jedoch ein genaues Abbild seiner Umgebung in seinem Geist zurück.
    »Bist du noch verletzt? Weißt du, was geschehen ist?«
    Karn schüttelte den Kopf, versuchte, sich von allem zu befreien, doch es fiel ihm schwer.
    »Nein, keine Wunden. Ich… Israk hat mit einem Zwerg geredet…«
    »Regvald.« In Deilavas Stimme schwang purer Hass mit.
    »Ja, das war sein Name. Er wollte mich überzeugen, mit ihm für die Zwerge zu kämpfen. Und dann… Er hat mich in die Dunkelheit geworfen.«
    »Mehr weißt du nicht?«
    »Doch, eins noch. Unter mir war ein Licht. Ich hatte es vorher schon einmal gesehen, ein weißes Leuchten. Danach… nichts.«
    Er blinzelte. Obwohl seine Augen in der Dunkelheit nichts sehen konnten, wusste er, wo alles um ihn herum war. Es war ein seltsames Gefühl. Er wusste, dass es unmöglich

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