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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ihm schwer, sich zu konzentrieren. »Wer ist wohin gezogen?«
    »Die Elfen«, erläuterte Israk. »Viele aus der Stadt sind durch das Südtor geflohen, während wir ihre Stadt erobert haben. Das ist normal für sie, diese Elfen sind einfach feige. Kein Troll würde weglaufen, wenn der Feind angreift!«
    »Lassen wir sie laufen?«
    Ruk wusste nicht, welche Antwort er sich erhoffte. Einerseits war er hierhergekommen, um die Elfen büßen zu lassen. Andererseits war er erschöpft und empfand kein Verlangen mehr danach, gegen Elfen zu kämpfen.
    »Einige Späher folgen ihnen«, erklärte Trohm. »Aber ihre Spur ist ohnehin einfach zu finden. Sie können uns nicht entkommen.«
    Israk blickte nachdenklich zu den Flammen, die bis über die Hausdächer schlugen. Dann ließ er seinen Blick über die Trolle wandern, um schließlich den Kopf zu schütteln. »Nein, erst einmal nicht. Es war ein guter Sieg, aber es gibt genug Verwundete. Machen wir erst einmal Beute und sehen, was es hier zu finden gibt. Wenn wir es dann noch wollen, können wir die Elfen leicht einholen. Sie werden langsam sein, beladen mit Unsinn, den wir nicht brauchen. Und wir sind Trolle– die schnellsten Jäger überhaupt!«
    Ruk konnte nicht sagen, dass ihn Israks Entscheidung enttäuschte. Er nickte Zega noch einmal zu, dann ging er weiter die Straße entlang und hielt nach Trollen von seinem Stamm Ausschau.
    Nach kurzer Suche fand er sie auf einem kleinen Platz, in dessen Mitte ein gemauertes Rund stand, in dem Wasser plätscherte. Eine Statue hatte sich daraus erhoben, doch jetzt waren nur noch zwei Beine von ihr übrig. Der steinerne Körper lag unter Wasser, in viele Teile zerschlagen, kaum noch als gerüsteter Elf zu erkennen.
    »Der Bastard hat mich glatt erwischt«, knurrte Breg gerade und fletschte die Hauer. »Sie waren sechs oder sieben, die anderen hatte ich erledigt, aber der hat noch einmal zugeschlagen, bevor ich ihn zerquetscht habe.«
    Ksisa nickte nur und besah sich Bregs Pranke. Zwei seiner Finger fehlten, sauber abgetrennt. Er hatte Glück gehabt; der Daumen war ihm geblieben.
    Mit einem Seufzen setzte sich Ruk zu ihnen. Ein schneller Blick zeigte ihm, dass die meisten ihres Stammes es geschafft hatten.
    »Du hast ja ganz schön gewütet«, stellte Breg fest und verzog das Gesicht, als Ksisa ihm ein Stück Stoff auf die Wunde presste. »Verdammt, pass doch auf!«
    »Du bist ein Troll und kein Elf«, wies ihn Ksisa zurecht. »Lass dir das nächste Mal nicht die Finger abhacken, dann tut es auch nicht weh.«
    »Klar, hab ich ja mit Absicht gemacht!«
    Ruk blendete ihre Streitereien aus und schloss die Augen. Er war müde, unendlich müde.
    Jetzt, da der Kampf vorbei war und Karn nicht mehr bei ihm, sehnte sich sein Geist nur noch nach endloser Ruhe.

53
    T atsächlich hatten sie drei Nächte verloren, an die Karn sich nicht erinnern konnte. Drei Nächte, in denen ich in der Hand eines mächtigen Geistes zwischen Leben und Tod schwebte. In denen Deilava an meiner Seite ausgeharrt hat, ohne es auch nur zu ahnen. Er gab sein Bestes, es zu begreifen, aber es entzog sich seinem Verstand. Es musste wie Schlafen gewesen sein, nur dass sein Leib weder Hunger noch Durst verspürt hatte.
    Die Trolle in der Stadt hatten ihm auch gesagt, dass die Jäger zu einem großen Kriegszug aufgebrochen waren. Jetzt lief Karn über die Ebenen. Er war allein, nichts hielt ihn zurück. Aber eines gab ihm Kraft: die Begegnung mit Trollen seines Stamms. Er musste grinsen, als er an ihre Gesichter dachte, mit offenen Mündern und großen Augen. Sie hatten ihn für tot gehalten, und da kam er aus der Höhle zu ihnen, quicklebendig und mit wilden Geschichten. Nun, nicht allzu wild. Er hatte ihnen von Israks Verrat berichtet und sie gebeten, die Kunde vorsichtig unter den anderen Stämmen zu verbreiten. Von dem Geist, dem Weißen Bären, hatte er nicht gesprochen.
    Karn lief schnell. Die Trollhorde hatte einen Vorsprung, aber er hoffte, sie noch früh genug einholen zu können. Jetzt kam ihm zupass, dass er den Lauf des Flusses kannte, jede Einzelheit, von den vielen Quellen bis zur weit verzweigten Mündung. Doch selbst wenn er nicht gewusst hätte, wohin Israk die Trolle führen wollte, hätte er einfach der breiten Spur folgen können, die sie hinterlassen hatten, so viele Trollfüße hatten den Boden aufgewühlt und das Gras geknickt, ganze Büsche platt gewalzt.
    Vor sich sah er eine Regenfront, einen dichten grauen Schleier, der vom Himmel auf den Boden hing.

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