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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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vor und half seinem Gegner auf die Füße. Beide trugen Wunden auf ihrer Haut, und Karn konnte das vergossene Blut riechen. Aber anders als bei einem Kampf auf Leben und Tod lag jetzt keine Mordlust in der Luft, kein Hass, sondern nur Triumph und Freude.
    »Ein guter Kampf«, stellte Israk fest, der, von Karn unbemerkt, an diesen herangetreten war und sich nun an die Wand lehnte. Der Fels war hier hell, durchzogen von Adern, und wirkte fast wie etwas Lebendiges.
    »Ich habe ihn kaum sehen können.« Karn grinste. »Aber es klang gut.«
    »Sie haben wieder Kraft. Trotz des harten Winters. Und es sind keine Kämpfe um Beute, kein Streit. Bloß Kräftemessen.«
    Karn nickte. Es war lange her, dass er Trolle verschiedener Stämme zum Spaß hatte kämpfen sehen. In den letzten Sommern hatte es fast immer Auseinandersetzungen gegeben, bei denen Jäger für ihren Stamm gestritten hatten. Es ging um Beute, um Wasser, ums Überleben. Es gab sogar Gerüchte, dass Trolle außerhalb der Treffen gegeneinander gekämpft hatten, dass Stämme in die Gebiete anderer eingedrungen waren und dort Beute gestohlen hatten.
    Doch jetzt schienen diese Ereignisse weit weg. Es war ruhig, soweit man ein Treffen so vieler Trolle als ruhig bezeichnen konnte. Die Geschenke von Israks Stamm hatten die Gemüter gekühlt. Die Stimmung war locker, so wie bei früheren Treffen, an die sich Karn erinnerte, als es noch genug Nahrung für alle gab.
    Seine Finger glitten über den glatten Fels, spürten die kleinen Unebenheiten, die Unterschiede zwischen den verschiedenfarbigen Schichten. Der Fels war stark.
    Inzwischen waren noch mehr Trolle angekommen. Es fiel nicht auf Anhieb auf, da die Versammlungshöhlen groß und weit verzweigt waren. Ganze Sippen konnten in den kleineren abzweigenden Armen des Höhlensystems Unterschlupf finden, und in den großen Höhlen war genug Platz für komplette Stämme. Viele hielten sich zwar in der großen Halle auf, in der die Besprechungen stattfanden, wo gekämpft und gegessen wurde, aber zu jedem beliebigen Zeitpunkt waren auch zahlreiche Trolle in den anderen Höhlen und den Gängen, weilten draußen oder stiegen weiter in die Tiefe. Deshalb war es kaum zu sagen, wie viele Trolle sich schlussendlich versammelt hatten, aber hier und da hatte Karn Gespräche aufgeschnappt, in denen von über vierzig Stämmen die Rede war. Auf der größten Versammlung, auf der er je gewesen war, hatten neun Stämme ihre Zwistigkeiten vorgetragen und geklärt.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, fragte Israk, als habe er Karns Gedanken gehört.
    »So viele sind gekommen, auch von weit her.«
    »Die Nachricht hat sich weiterverbreitet, von Stamm zu Stamm. Sie ist nicht dort verhallt, wo unsere Läufer ihr Ziel erreicht hatten. Sie wurde weitergetragen.«
    In Israks Stimme schwang Stolz mit, und fast glaubte Karn, noch etwas anderes zu spüren, doch was das war, konnte er nicht genau sagen. Aber er wusste, dass Israk recht hatte. Es war unglaublich, ein unvorstellbares Ereignis, dass so viele Stämme der Einladung gefolgt waren. Einige von ihnen waren noch nie in den Versammlungshöhlen gewesen, weil sie zu weit entfernt lebten. Sie hatten sich durch die Gebiete anderer Stämme wagen müssen, durch ihnen unbekannte Täler, hatten um Durchzugserlaubnis bitten müssen– und sie war ihnen gewährt worden.
    Niemals hätte Karn gedacht, dass der Ruf so viele Trolle erreichen könnte. Und schon gar nicht, dass sie ihm folgen würden.
    »Es ist Angst, die sie hierhergetrieben hat«, fuhr Israk unvermittelt fort.
    Karn runzelte die Stirn. »Angst?«
    »Und Hoffnung. Es geht allen Stämmen schlecht, selbst denen, die tiefer im Gebirge und in entlegeneren Tälern leben. Niemand kann diesen Wintern entkommen. Ich bin bei vielen Stämmen gewesen im letzten Sommer und in dem davor.«
    Die Neuigkeit überraschte Karn nur wenig. Israk kannte sich besser in den Bergen und unter den Stämmen der Trolle aus als jeder andere Troll, den Karn kannte. Doch erst jetzt kam Karn die Erkenntnis.
    »Dein Stamm… besteht gar nicht aus deinen Vorfahren und Verwandten. Dein Stamm, das sind…«
    »Ja«, erwiderte Israk mit einem Grinsen. »Viele haben sich mir in der Zeit angeschlossen. Ich habe mit ihnen gesprochen, und sie haben die Wahrheit in meinen Worten gehört.«
    Es war schwer zu glauben, dass alle diese Trolle hier von Angst getrieben waren. So viele gute Jäger, so viele mächtige Kämpfer, gerissene Anführer, geschickte Späher. Karn ließ seinen Blick

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