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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sie langsam schaukelnd zu Boden glitten, sich um ihn wieder herabsenkten, würde er seine letzten Atemzüge tun, seine letzten Gedanken denken, noch einmal Schmerz und Angst fühlen. Dann würden die Gefühle seine Augen verlassen, und das, was das Blau in ihnen so besonders machte, wäre für immer fort.
    Es wäre ein einfacher Schuss gewesen. Deilava ließ den Bogen sinken. Der Flüchtende duckte sich, verschwand hinter einem Baumstamm, geriet für einen Moment außer Sicht. Einige Krieger rannten los, liefen ihm hinterher. Es war keine Frage, dass sie ihn einholen würden. Dies war ihre Heimat, der Wald ihr Verbündeter und sein Feind.
    »Halt!«, rief Deilava, so laut sie konnte. »Lasst ihn ziehen!«
    Sie war keine Anführerin, auch wenn Narem oft auf ihren Rat hörte, doch das Band des Vertrauens, das in den letzten Jahren entstanden war, ließ die Verfolger innehalten.
    Sie warf einen Blick auf die anderen Zwerge, die Rücken an Rücken standen, umgeben von Elfenkriegern.
    Fragende Elfengesichter wandten sich ihr zu. Auch Narem hatte die Stirn in Falten gezogen, als er von der Spitze der Gruppe zu ihr kam.
    »Ich bin des Tötens müde«, erklärte sie ruhig. »Du hast selbst gesagt, es sei vorbei. Wir haben sie besiegt, ihre Festungen zerstört und ihre Krieger vertrieben.«
    »Sie sind noch immer unsere Feinde. Sie trachten uns nach dem Leben.«
    »Aber ich nicht nach dem ihren.« Deilava seufzte. »Wir haben genug Blut vergossen. Ich sehe keinen Sinn darin, diesen Boden mit noch mehr zu tränken.«
    Narem blieb skeptisch, sie konnte es gut verstehen, und dennoch sprach sie weiter: »Schicken wir sie zurück. Sollen sie in ihrer Heimat davon berichten, dass sie besiegt wurden. Sollen sie die Angst, die sie in ihrem Herzen tragen, unter ihrem Volk verbreiten.«
    Zweifelnd blickte Narem von ihr zu den Gefangenen. Sie wusste, was er dachte, und es fehlte nicht viel in ihrem Inneren, und sie hätte ebenso gedacht. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Inisa. Die Zwerge hatten ihr keine Gnade gewährt, und ihre leeren Augen schienen Deilava anklagend anzublicken. Doch dann erinnerte sie sich daran, wie sie mit Inisa gelacht hatte, wie sie einander von ihren Familien erzählt hatten, und konnte sich nicht mehr vorstellen, dass die junge Elfe so auf Rache versessen gewesen wäre, dass sie den Tod der Gefangenen gefordert hätte.
    »Macht sie los!«, befahl Narem schließlich zu Deilavas Verwunderung.
    Einige der Elfen murrten, doch die meisten schienen eher erleichtert zu sein.
    Die Zwerge indes verstanden zunächst nicht, wie ihnen geschah. Selbst als ihre Fesseln gelöst waren, bewegten sie sich nicht vom Fleck, sondern standen immer noch Rücken an Rücken, als ob sie jederzeit einen Angriff fürchteten.
    »Los, verschwindet«, rief Parvan und stieß mit dem stumpfen Ende des Speers nach ihnen. »Verschwindet endlich von hier!«
    Als würde die Berührung einen auf ihnen liegenden Zauber brechen, liefen sie Zwerge los. Sie rannten, so schnell sie konnten, ohne sich umzusehen. Deilava ahnte, dass sie glaubten, jeden Moment das Sirren der Pfeile zu hören, den Schmerz des Treffers zu spüren, aber die Elfen sahen ihnen einfach nur nach, bis die kleinen Gestalten im schattigen Unterholz verschwanden. Es dauerte eine Weile, bis auch die Geräusche ihrer wilden Flucht verebbt waren und eine gespannte Stille in den Wald zurückkehrte.
    »Jetzt ist es tatsächlich vorbei«, flüsterte Deilava und steckte den Pfeil zurück in den Köcher. Und mit dieser Bewegung endete der Krieg gegen die Zwerge für sie.

10
    D er Lärm der Schreie war so laut, dass Karn zu spüren glaubte, wie selbst die Felswände der Höhle erbebten. Er stand etwas abseits des großen Kreises aus Trollen, die jubelten und schrien, heulten und sich mit den Fäusten auf die Brust schlugen. Sie hatten sich um den siebten Kampf des Abends versammelt, der zwischen zwei großen, beeindruckenden Jägern stattfand, die nun unter den Rufen aufeinander losgingen.
    Zwischen den Leibern der Trolle vermochte Karn wenig zu erkennen, und der Lärm übertönte die Geräusche des Kampfes, doch mit jedem Schrei konnte er nachvollziehen, was gerade geschah, wer wen packte, schlug, biss.
    Irgendwann erreichte das Getöse einen jubelnden Höhepunkt, um danach abzuebben. Der Kampf war vorüber, einer der Kontrahenten hatte aufgegeben, sich unterlegen gezeigt und den Sieg des anderen anerkannt.
    Langsam gingen die Trolle auseinander. Der Sieger stand in der Mitte, beugte sich

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