Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
Wind und Kälte daran hindern ließ. Einen, der uns die Geschichte seiner Jagd erzählen kann.«
Es dauerte einen Moment, bis Karn Israks Blick auf sich ruhen sah. Dann verstand er. Israk meint mich!
»Karn aus Akkens Stamm.« Israk deutete auf ihn. »Komm.«
Karn zögerte, aber als er die Blicke der ganzen Versammlung auf sich spürte, trat er langsam aus dem Kreis in die Mitte. Ihm war nicht wohl dabei. Lieber hätte er einen Kampf mit Ruk ausgefochten, als im Zentrum aller Aufmerksamkeit zu stehen, doch nun war es zu spät.
Er stellte sich neben Israk, der ihm den Arm um die Schultern legte und weitersprach. Doch Karn hörte seine Worte kaum, zu sehr lastete die Anwesenheit aller Trolle auf ihm, ihre Blicke, die Fragen, die er in ihnen sehen konnte. Dann bemerkte er den Zorn, der in Akkens Augen loderte. Und diese Entdeckung riss ihn zurück in die Wirklichkeit.
»…ist ihnen gefolgt, bis tief hinab in das Tal. Alles für seinen Stamm, der sich auf ihn verlassen hat. Und er hat sie gestellt und ihnen die Beute wieder genommen!«
Hier und da stampften Trolle Beifall. Einige nickte anerkennend.
»Ich habe nur getan, was jeder andere Troll auch getan hätte. Ganz klar.«
Karn wusste nicht, was er noch sagen sollte, doch hielt er sich aufrecht und zwang sich, seinen Blick über die Reihen wandern zu lassen, keinem anderen auszuweichen. Niemand sollte sehen, wie aufgewühlt sein Innerstes war.
»Die Wahrheit ist, dass wir Trolle hungern, während sich schwache Wesen die Wänste vollstopfen!«, donnerte Israks Stimme nun voller Zorn durch die Halle und brachte alle Trolle zum Schweigen.
Karn fühlte die Wut über sich hinwegbranden, und in ihm stieg ein dunkles Echo derselben auf. Die Erinnerungen an die schlimmen Zeiten, noch so frisch, von Israk wieder geweckt, fachten seinen eigenen Zorn an.
»Trolle hungern! Trolle sterben!«
Hauer wurden gefletscht, Fäuste erhoben. Instinktiv schüttelte Karn das Haupt.
»Ihr habt das Fleisch gesehen, die Beute gegessen. Dort unten in den Ebenen wartet sie nur auf uns.«
Vor seinem inneren Auge sah Karn grüne Ebenen voller Fellhörner und anderer Beute. Endlose Weiten, mit allem, was sein Herz begehrte.
»Nehmen wir sie uns!«
Laute Zustimmung machte sich breit. Trolle schrien und johlten.
»Wir sind Trolle…«, brach es aus Karn hervor, und bevor er auch nur zu Ende gedacht und weitergesprochen hatte, wurden seine Worte aufgenommen und wiederholt, gerufen von Hunderten von Trollstimmen, so laut, dass wohl die Gebeine der Welt selbst erzitterten.
Mit einem Mal fühlte sich Karn den anderen Trollen um ihn herum so verbunden, als seien sie hier in der riesigen Halle nicht länger nur gleichermaßen beliebig zusammengekommene Besucher einer Versammlung, sondern Mitglieder eines einzigen gewaltigen Stammes.
Israk nickte, schlug Karn anerkennend auf die Schulter, und dann schrie er ebenfalls: »Wir sind Trolle!«
11
S ie werden uns garantiert hören, dachte Ruk, während sie sich auf das Lager der Keibos zubewegten. Tamma und Ksisa verhielten sich leise, aber Breg machte genug Lärm, um selbst einen stocktauben Feind vor ihrer Ankunft zu warnen. Ruk war sich nicht sicher, ob Breg das mit Absicht tat oder weil er nicht anders konnte. Offenkundig war er noch immer so wütend über Ruks Entschluss, einen der Keibos lebend gefangen zu nehmen, dass er durch das Unterholz brach, ohne darauf zu achten, wie angreifbar sie das machte.
Ruk indes war vom Jagdfieber gepackt. All seine Sinne waren geschärft und auf seine Umgebung gerichtet. Er spürte, wie die Farnblätter, auf denen sich der Tau gesammelt hatte, über seine Haut streiften, fühlte, wie lange Gräser unter seinen Füßen einknickten, und von Zeit zu Zeit hörte er, wie kleine Tiere sich vor den vorüberziehenden Trollen versteckten. Da der volle Mond jetzt hoch am Himmel stand, gab es sogar inmitten der Bäume genug Licht, um sich rasch voranzubewegen, aber Ruk war klar, dass sie von ihren Feinden auch umso leichter entdeckt werden konnten.
Umso größer war seine Erleichterung, als Bregs Zorn endlich verraucht zu sein schien und sich der Jäger schließlich wieder langsam und für einen Troll seiner Größe erstaunlich geräuschlos bewegte, bis sie in der Nähe der Stelle anhielten, an der Ruk und Ksisa das Lager der Keibos aufgespürt hatten.
Gemeinsam verharrten die Trolle im Unterholz und starrten zu der Lichtung hinüber. Das Feuer, das die Keibos entzündet hatten, war weit heruntergebrannt, und
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