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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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fest, offenbar selbst überrascht. »Sehr sogar. Aber so einfach ist das nicht. In der Welt der Geister hat der Körper keine Bedürfnisse. Woher auch? Kurz, ich kann es dir nicht sagen.«
    Karn brummte. Auch er verspürte Hunger und Durst. Aber ansonsten fühlte er sich gut. Sehr gut sogar. Stark und ausgeruht, trotz der Strapazen, die hinter ihm lagen, trotz des Kampfes und des Sturzes. Vielleicht sind Geister doch nicht so unpraktisch.
    Unter ihnen sah er einige kleine Lichter brennen. Dort war die Stadt, dort waren die Trolle. Er musste zu ihnen hinabsteigen. Doch er konnte keinen Schritt tun. Die Welt hatte sich verändert. Er hatte sich verändert.
    »Wie ist dein Plan?«, erkundigte sich Deilava.
    Karn biss sich auf die Unterlippe. Mit einem Mal war er sich unsicher. Er musste Ruk und Akken vor Israk warnen, so viel war sicher. Aber was dann? Ich kann ihnen nicht sagen, was mit mir geschehen ist. Sie würden es nicht verstehen.
    »Ich habe keinen Plan«, sagte er wahrheitsgemäß. »Alles, was ich zu wissen glaubte, ist anders.«
    Sie nickte. »Dann komm mit mir«, bat sie ihn eindringlich.
    Überrascht sah er sie an. »Wohin?«
    »Wir müssen wissen, was der Geist von dir will. Es hat seinen Preis, wenn sie helfen.«
    »Großartig«, stöhnte Karn. »Sie zwingen einem das auf, und dann muss man ihnen dafür dienen?«
    Deilava schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln und zuckte mit den Schultern, als wolle sie ihm sagen, dass das Leben nicht immer gerecht sei. Aber Karn war ein Troll, er brauchte keine Lektionen über die Härte der Existenz von einer Elfe.
    »Nein, ich meine, wenn ein Geist dich so berührt, dann wird alles anders. Du siehst die Welt mit anderen Augen.«
    Wenn sie wüsste, wie wahr ihre Worte sind , dachte Karn bei sich. Selbst hier außerhalb der Höhle konnte er das Land noch spüren, kannte seine Geheimnisse, so als würde er seit ewigen Zeiten hier leben.
    »In meinem Volk gibt es weise Männer und Frauen, die mit den Geistern sprechen, die ihre Sprache wie nur wenige verstehen. Sie könnten dir helfen. Ich … ich bin nur eine einfache Jägerin.«
    Karn blickte sie an. »Bist du nicht auch von ihm berührt worden?«
    Das bestürzte sie sichtlich. Ihr Mund öffnete sich, dann schlossen sich ihre Lippen wieder. In ihrem Gesicht zeigten sich widerstreitende Emotionen. Karn seufzte und setzte sich einfach auf den Boden.
    Obwohl alles in ihm danach schrie, zu seinem Stamm zurückzukehren, ahnte er, dass Deilavas Worte einen Kern Wahrheit enthielten. Er konnte nicht einfach in ihre Mitte treten und ihnen von all seinen Erlebnissen berichten. So wenig es ihm auch gefiel, er musste erst verstehen, was geschehen war, und vor allem, warum es geschehen war.
    Also schloss er die Augen und suchte die Erinnerung daran. Sie war wie keine andere. Viel größer und allumfassend, so gewaltig, dass er stets nur einen winzigen Teil von ihr erkennen konnte, während der Rest wie ein gewaltiger Schatten in seinem Geist blieb.
    Ganz langsam zeigte sich jedoch ein großes Bild. Unter den zahllosen auf ihn einstürzenden Sinneseindrücken waren viele, die ihm ein neues, unbekanntes Land zeigten. Eingebettet zwischen gewaltigen Bergketten, durchzogen von einem breiten Strom und vielen Flüssen, bedeckt mit dunklem Wald. Ein wildes, urtümliches Land. Ein Trollland.
    Karn verstand.
    »Der Geist hat mir etwas gezeigt«, erläuterte er. »Es ist, als ob es meine eigenen Erinnerungen wären, aber sie stammen nicht von mir. Ein seltsames Gefühl.«
    »Ja.«
    Mehr musste Deilava nicht sagen. Sie hatte es ja auf ihre Weise auch erlebt.
    »Jenseits dieser Berge gibt es ein Land. Ich kann es vor meinen Augen sehen, als ob ich selbst dort gewesen wäre. Ich kenne seine Gerüche, seinen Geschmack, ich habe seine kalten Winter erlebt, die heißen Sommer. Ich bin unter seinen Bäumen gewandelt, durch die tiefen Höhlen, weit unter der Welt. Ich habe aus seinen Flüssen getrunken und seinen Wind, seine Stürme auf meinem Gesicht gespürt. Es ist, als ob ich es schon immer gekannt hätte.«
    »Es ist seine Heimat.«
    Karn nickte und musste lächeln. »Er ist das Land. Und das Land ist er.«
    Noch immer konnte er die Geister nicht gänzlich begreifen, aber da war eine Ahnung, dass dies auch nicht nötig war. Deilava schien ihnen zu vertrauen, und Karn beschloss, dass er ohnehin keine andere Wahl hatte. Er hatte es sich nicht ausgesucht, doch ein Troll lief vor keiner Herausforderung davon.
    »Ich denke, ich weiß, was ich

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