Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Spuren folgen. Vielleicht können wir diese Keibos aufspüren.«
Tamma nickte bloß, aber Breg entblößte unwillig die Hauer. »Warum sollt ihr allein den ganzen Spaß haben?«, brummte er.
»Das ist eine Aufgabe für ruhige Jäger«, gab Ruk unwirsch zurück. »Und wir können dich nicht mitnehmen, weil du einfach nicht die Klappe halten kannst.«
Tamma gab ein belustigtes Schnauben von sich.
»Und du fängst nicht wieder Streit mit ihm an, verstanden?«, fuhr Ruk sie an. »Wir werden euch schon nicht hier vergessen. Wir schleichen nur vor und sehen, was wir über diese Hufträger herausfinden können. Sobald wir sie gefunden haben, kommen wir zurück und holen euch.«
»Ihr macht sie nicht ohne uns platt?«, wollte Tamma wissen, und Ruk schüttelte den Kopf.
Es wäre unklug gewesen, Gegner, die er kaum einschätzen konnte, nicht mit allen zusammen anzugreifen. Sobald sie die Keibos gefunden hatten, würde er sich nur allzu gern auf Tammas und Bregs Stärke verlassen. Falls sie sich bis dahin nicht gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben.
Die Trolle ließen einen Wasserschlauch kreisen, den sie am letzten Fluss aufgefüllt hatten, an dem sie vorbeigekommen waren. Ein letzter prüfender Blick zum Horizont zeigte Ruk, dass es Zeit war zu gehen. Trolle konnten in der Dämmerung ebenso gut sehen wie am Tag, und er hoffte darauf, dass ihnen das gegenüber den Keibos einen Vorteil verschaffen würde.
»Komm«, bedeutete er Ksisa, und die Trollin stand auf. Ihre dunkle Haut hatte den Ton roter Erde, und ihre kleinen, nach hinten gebogenen Hörner und die spitz zulaufende Kieferpartie verliehen ihr etwas Füchsisches. Als sie nun die Spur ins Auge fasste und ihr beinahe lautlos folgte, musste Ruk nicht zum ersten Mal an das geschickte Tier denken.
Sie liefen geduckt durch das hohe Gras und versuchten keinen unnötigen Lärm zu machen. Ein Troll hatte es auf freiem Feld nie leicht, aber es gelang ihnen dennoch, Stück für Stück voranzukommen. Immer wieder verharrten beide Trolle am Boden kauernd und nahmen die Witterung der merkwürdigen Vierbeiner auf. Ein Blick zu Ksisa reichte Ruk, um ihm zu bestätigen, dass sie dasselbe wahrnahm wie er auch: sie näherten sich den Keibos immer mehr.
Mittlerweile war es vollständig dunkel geworden, doch davon ließen sich die beiden Trolle nicht aufhalten. Schließlich hob Ksisa einen Arm, um Ruk zum Anhalten zu bewegen. Er blieb stehen und sah sie an.
Mit ausgestrecktem Finger deutete sie auf einen schwachen Lichtschein, der zwischen den Bäumen des nächsten Gehölzes hervorschimmerte. Ruk nickte. Dort vorn mussten die Keibos sein.
Noch vorsichtiger als zuvor schlichen sich die beiden Jäger durch das Wäldchen an eine kleine Lichtung heran, auf der die Keibos ein Feuer entzündet und sich niedergelassen hatten. Ruk entdeckte drei von ihnen. Ihre Beine hatten sie unter die muskulösen, mit Fell bedeckten Unterkörper gezogen, die Ruk an die Leiber von Wildpferden erinnerten. Ihre Oberkörper jedoch waren unbehaart und zeigten kräftige Muskeln unter der nackten Haut. Lange Haare fielen ihnen den Rücken herunter, und ihre Züge waren viel feiner geschnitten als das Gesicht eines Trolls. Aufgerichtet hätte ihm einer von ihnen vermutlich bis zur Brust gereicht.
Die Keibos hatten ihre Habseligkeiten offenbar in den umstehenden Bäumen verteilt. Ruk entdeckte lederne Beutel und Bögen, die sorgsam in die Zweige gehängt worden waren.
Zwei von ihnen waren eben dabei, Pfeile zu schnitzen. In ihren geschickten Händen hielten sie silbern schimmernde Messer, die Ruk sofort erkannte. Was klein wie ein Spielzeug war, aber tödlich wie der Biss der giftigsten Schlange, musste von den Spitzohren stammen.
Einer der Keibos trug sein Messer in einer ledernen Scheide und drehte einen Spieß, auf dem zwei gehäutete Hasen steckten, über dem Feuer.
Bei dem Anblick lief Ruk das Wasser im Mund zusammen. Zwar bevorzugte er es, seine Beute roh zu verspeisen, aber das Fleisch sah saftig aus und nicht so zäh wie ihre letzte Beute, die so ledrig wie die Haut des uralten Gonar gewesen war.
Die Keibos wirkten zwar wachsam, aber nicht so, als ob sie hier draußen einen Angriff fürchteten, überlegte Ruk. Er verhielt sich, ebenso wie Ksisa, ganz still und lauschte, was die fremdartigen Kreaturen zu sagen hatten.
»Die kleinen Bastarde werden sich neu formieren«, meinte einer der Keibos. Seine Stimme klang tief und wie das Murmeln von Wasser, das durch einen engen Kanal im Fels
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