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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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einzige lebende Troll.
    Tief in seinem Innern wünschte er, dass sie im Kampf gefallen wären. Doch seinen Augen bot sich ein anderes Bild. Sie lagen zusammengekauert, hier und da noch die Gliedmaßen umeinandergeschlungen. Der Tod war langsam zu ihnen gekommen, hatte sich zwischen sie gelegt. Hunger, Kälte, Schwäche. Er hatte die Kraft aus ihren Armen gezogen und den Willen aus ihrem Geist. Bis sie sich schlafen legten, um nie mehr aufzuwachen.
    Ruk kannte alle ihre Namen. Es war eine kleine Sippe gewesen, kaum ein Dutzend, mit kleinen Höhlen weit oben im Gebirge. Trad hatte ihr Anführer geheißen, der dort näher am Eingang halb zusammengesunken an die Wand gelehnt kauerte, fast so, als würde er jeden Moment aufstehen und Ruk begrüßen. Manchmal waren sie zum Handel in das Tal hinabgestiegen oder um einer Versammlung beizuwohnen. Er erinnerte sich an einen Scherz, den er mit ihnen geteilt hatte, eine Geschichte, die sie erzählt hatten. Das war nun alles, was von ihnen geblieben war.
    Nur zwei von ihnen fehlten. Junge, starke Jäger. Sind sie ein letztes Mal auf die Pirsch gegangen? Sollten sie Hilfe holen? In Ruks Geist tauchte das Bild zweier weiterer Toter auf, irgendwo an der Flanke des Berges, halb unter Schnee begraben.
    Ruks Zorn wuchs. Trolle sollten nicht so sterben!
    Für einen Moment verharrte Ruk noch, dann erhob er sich. Es gab nichts, was er tun konnte. Die wenigen Vorräte hatte die Sippe aufgebraucht, und auch sonst besaß sie nichts von Wert, was er hätte tragen können. Die Leichen waren gefroren und ohnehin zu viele, als dass Ruk sie aus der Höhle hätte schaffen können, und er konnte sich nicht die Zeit nehmen, sie unter Steinen zu begraben.
    »Sollte es wärmer werden, kehre ich zurück«, murmelte er ein Versprechen, von dem er jetzt schon ahnte, dass er es kaum würde halten können. Es war ihm, als ob die Toten seinen Worten lauschten. Vielleicht wussten sie, dass bis zum Frühling längst irgendein Aasfresser die Höhle gefunden haben würde. Oder auch nicht – hier oben gab es nicht mehr viel, und die Sippe würde alles erjagt haben, was sie entdecken konnte. Gäbe es hier noch Beute, wären sie nicht so gestorben.
    Langsam schritt Ruk aus der Höhle. Er spürte die Blicke der Toten in seinem Nacken, ob verstehend oder anklagend, konnte er nicht sagen.
    Obwohl die Sonne bereits tief stand und nur noch wenig Licht spendete, blendete sie seine Augen, die sich an das Dämmerlicht der Höhle gewöhnt hatten. Er verengte sie zu Schlitzen, auch weil es gegen den beißenden Wind half, der gnadenlos über die Berge pfiff.
    Hoch über ihm thronte der Gipfel des Alten Scharfzahns, von dem Schnee in einer nie endenden Wolke in den Himmel geweht wurde. Aber wenigstens war der Himmel klar, abgesehen von wenigen dünnen, schnell ziehenden Wolken. Mit einem Unwetter war heute Nacht nicht zu rechnen, auch wenn das Wetter so weit oben in den Bergen schnell umschlagen konnte.
    Kalt würde es dennoch werden, noch kälter als jetzt. Ruk konnte es bereits in seinen Knochen fühlen. Ihm stand ein langer, dunkler, einsamer Abstieg bevor, aber er wollte nicht in der Höhle mit den Toten bleiben, auch wenn das sicherlich die vernünftigere Entscheidung gewesen wäre.
    Vor dem Tod hatte Ruk keine Angst; er kannte ihn gut. Aber er war dort drin gewesen, und wer wusste schon, ob er nicht noch dort lauerte? Ruk wollte ihn nicht herausfordern. Es war besser, die Höhle hinter sich zu lassen.
    So machte der Troll sich auf den Weg.
    Als die Sonne drei Nächte und Morgen später wieder hoch am Himmel stand, erreichte Ruk die ersten Ausläufer seines Stammesgebiets. Er hatte zu wenig geschlafen. Sich nur hier und da, verborgen in Felsspalten, einige Momente der Ruhe gegönnt. Eile schien ihm geboten, und er hatte sich gegen den eisigen Wind gestemmt, um schnell zu seinem Stamm zu gelangen. Die bittere Kälte nagte an ihm; sie war immer schlimmer, wenn man hungrig war. Aber nur noch ein paar tausend Schritt, und er würde an ein Feuer kommen, das die Kälte vertreiben würde. Fast noch wichtiger jedoch war, dass er seine Geschichte erzählen konnte, damit die Toten nicht mehr zentnerschwer auf seinem Geist lasteten.
    Allein der Gedanke an Gesellschaft beschleunigte seine Schritte und ließ die Erschöpfung in den Hintergrund treten. Bald folgte er einem kleinen Bach, der nun schon einige Monde fast vollständig zugefroren war, bis er die Höhleneingänge als dunkle Schatten im Fels sehen konnte.
    Dann bemerkte er

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