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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Seltsame Fratzen mit krummen, aufgerissenen Mündern und gewaltigen Augen.
    Es war Karn unverständlich, wie es möglich war, dass nicht einfach alles in sich zusammenbrach, und er fragte sich, wie es sich anfühlen mochte, in diesen Häusern zu leben. Es musste so ganz anders sein als in einer natürlichen Höhle, wie sie Trollen schon seit ewigen Zeiten Zuflucht und Schutz geboten hatten. Wie lange kann so ein Haus stehen, bevor Wind und Wetter es verschlingen?
    Lediglich die Vorsicht hielt den jungen Troll davon ab, sich neugierig den Gebäuden zu nähern, denn er wollte die Bewohner nicht auf seine Anwesenheit aufmerksam machen. Stattdessen blieb er hocken und betrachtete die Szenerie, die sich jedoch nicht änderte. Er konnte die Bewohner riechen, aber weder hören noch sehen. Sie verließen ihre Häuser nicht, was Karn verwunderte. Sollten sie nicht jagen?
    Bei diesem Gedanken fiel ihm auf, dass er selbst eine deutliche Spur hinterlassen würde. Stumm verfluchte er seine Ungeduld. Bis der Rest der Trolle hier unten war, würde sicher ein Tag vergehen, und je länger es dauerte, desto größer war die Gefahr, dass die Bewohner seine Spuren entdeckten und daraus ihre Schlüsse zogen.
    Hastig blickte er sich um, in der Hoffnung, eine Lösung zu finden, aber seine Fußstapfen waren viel zu auffällig. In flachem Schnee hätte er sie vielleicht verwischen können, aber nicht bei dieser Tiefe.
    Vielleicht kommen sie aber gar nicht raus , hoffte Karn. Er musste an Bären denken, die im Winter auch nur in ihren Höhlen blieben.
    Sobald er sich damit abgefunden hatte, dass er nun nichts mehr ändern konnte, wurde er wieder ruhig und richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf die Gebäude. Nichts hatte sich verändert.
    So verbrachte er den Rest des Tages. Seine Hoffnung, mehr über die Bewohner zu erfahren, erfüllte sich nicht, und als die Sonne langsam wieder unterging, entschloss er sich, den Rückweg anzutreten. Näher wollte er nicht an die Siedlung heran, da seine Spuren dann kaum noch zu verfehlen gewesen wären, und die Bewohner hatten offenbar keine Lust, ihre Häuser zu verlassen.
    So vorsichtig, wie er sich genähert hatte, schlich Karn wieder von dannen. Er nutzte das letzte Licht des Tages, huschte aufmerksam von Baum zu Baum, verbrachte so wenig Zeit wie möglich auf den offenen Flächen zwischen den einzelnen Baumgruppen. Als sich das Zwielicht über die Welt legte, frischte der Wind aus dem Tal wieder ein wenig auf, und Karn verbarg sich nicht mehr, sondern ging schneller.
    War der Weg hinab schon anstrengend gewesen, war es der Rückweg umso mehr. In dem tiefen Schnee den Hang hinaufzustapfen kostete ihn einige Kraft, sodass er den Felsen erst erreichte, als es schon Nacht war. Er lehnte sich an den kalten Stein und holte tief Luft.
    Plötzlich löste sich eine große Gestalt aus dem Schatten über ihm, sprang ihn an und riss ihn zu Boden. Karn knurrte überrascht auf, wälzte sich zur Seite, kam auf die Knie hoch, die Klauen abwehrend erhoben.
    Da ertönte ein tiefes Lachen.
    Vor ihm richtete sich Ruk auf, klopfte sich den Schnee vom Leib und grinste breit. »Hab ich doch richtig gerochen. Frisches Trollfleisch!«
    »Ich hätte dir fast den Wanst aufgeschlitzt«, brummte Karn, dann konnte er seine Freude nicht mehr unterdrücken, stand auf und grinste ebenfalls. »Willkommen zurück!«
    Ruk schlug sich auf die Brust. »Unser Lager ist ein Stück weiter oben. Die leichte Brise hat uns deine Witterung zugetragen. Aber was machst du ganz allein hier? Wo sind die anderen?«
    Beschwichtigend hob Karn die Pranken. »Sie haben mich als Späher vorausgeschickt, und jetzt muss ich zurück, um ihnen zu berichten, was ich gefunden habe.«
    Ruk schürzte die wulstigen Lippen und nickte billigend. »Am besten gehen wir zusammen. Wenn du es eilig hast, gleich jetzt. Auch wir haben viel zu erzählen!«

16
    D er Schnee knirschte laut unter Karns Füßen, obwohl er sich bemühte, leise zu sein. Die Nacht war inzwischen klar, absolut windstill, und jedes noch so kleine Geräusch trug weit.
    »Hier entlang«, flüsterte Karn, und Israk folgte ihm.
    Unweit des Felsens, an dem er Ruk getroffen hatte, waren sie auf den Haupttross gestoßen, und Israk hatte auf Karns Bericht hin ein halbes Dutzend Trolle ausgesucht, die sofort mit ihnen losgezogen waren.
    Gemeinsam erreichten sie den Rand der Senke, wo Israk in die Hocke ging. Karn blieb neben ihm stehen. Er konnte nichts sehen, wohl aber die Nähe der Siedlung, die er

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