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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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enttäuscht worden. Die Nachricht von den Angriffen hatte zwar viele Orte erreicht, und es gab die verschiedensten Gerüchte, doch wusste niemand mehr als sie selbst. Ihre Ziele lagen jenseits des Waldes, aber in einer Gegend, in der er fast bis an die Berge heranreichte. Der letzte Abschnitt ihrer Reise war beschwerlich. Zwar war der Wald hier nicht mehr sonderlich dicht, aber es gab Hügel und Felsen, dazu immer wieder Bäche und Flüsse, die das Vorankommen behinderten. Hier und da gab es Pfade, die sie nutzen konnten, aber meist liefen sie über die Äste durch den wilden Wald.
    Die Nächte waren schnell kälter geworden, und je höher sie kamen, desto mehr hatte der Winter die Landschaft noch im Griff. Morgens bedeckte Raureif den Boden, der im Schatten der Bäume manchmal bis weit in den Tag hinein gefroren blieb. Dies war ein Teil des Waldes, in dem nur wenige Elfen lebten.
    Oft war Deilava allein unterwegs, da Narem sie immer wieder voraussandte, um Pfade zu erkunden. Noch war sie weniger Späherin als Wegfinderin, aber je näher sie dem Rand des Waldes kamen, desto vorsichtiger wurde sie. Ohne zu wissen, worin die Bedrohung genau bestand, musste sie mit allem rechnen.
    So war Deilava auf jede Art von Konfrontation vorbereitet, als sie als Erste ihrer kleinen Gruppe das Ende des Waldes erreichte. Die Bäume hörten hier abrupt auf, in einer unnatürlichen Linie. Der Boden war steinig, aber nicht so, dass dies den Landschaftswandel erklärt hätte. Stattdessen sah Deilava Stümpfe zwischen den Felsen emporragen. Jemand hatte hier Bäume gefällt, und wenn ihr Gefühl sie nicht trog, war dies im großen Maßstab geschehen.
    Zunächst blieb sie im Schatten der verbliebenen Bäume auf einem Ast sitzen und betrachtete den kahlen Hang vor sich. Wind und Regen hatten die Erde hinweggeweht und -gespült, sodass nur noch kleinste, zähe Pflanzen übrig waren, die sich in Ritzen und Spalten ans Leben klammerten. In der näheren Umgebung war keine Bewegung zu erkennen, nur einer der großen Adler der Berge kreiste weit oben am Himmel. Und außer den gewöhnlichen Lauten des Waldes war nichts zu hören, wie Deilava beruhigt feststellte.
    Nachdem sie einige Herzschläge lang regungslos verharrt hatte, lief Deilava über eine Reihe von Ästen zu einem der größeren Bäume und kletterte geschickt an ihm empor. Er ragte ein ganzes Stück aus den Kronen um ihn herum heraus, und von dort oben hatte sie einen guten Blick auf die Landschaft, die vor ihr lag.
    Die Hügel, durch die sie nun schon seit Tagen zogen, setzten sich fort, waren jedoch nicht mehr bewaldet, sondern kahl. Sie wurden höher und höher, bis sie in die Berge übergingen, die majestätisch in den blauen Himmel ragten. Wo sie jetzt war, lag kein Schnee, aber Deilava konnte sehen, dass er weit hinabreichte und der Frühling noch deutlich auf sich warten ließ.
    Auch von ihrem erhöhten Aussichtspunkt konnte sie keine verdächtige Bewegung entdecken. Doch jetzt blickte sie über die Kuppe des nächsten Hügels hinweg und konnte dahinter in der Ferne die Umrisse von Gebäuden ausmachen. Sie strengte sich an, Details zu erkennen, aber viel mehr als eine Mauer mit einigen Schemen dahinter sah sie nicht.
    Deilava blieb so lange auf ihrem Posten, bis sie sicher war, dass der Weg frei war, bevor sie hinabkletterte und geschwind durch den Wald zu den anderen zurücklief. Die Bäume standen hier weiter auseinander, und es gab weniger Unterholz. Auch die Zusammensetzung hatte sich verändert. Waren es in ihrer Heimat fast ausschließlich Laubbäume, überwogen hier Nadelbäume. So fühlte sich der Boden unter ihren Füßen ungewohnt an, und auch die Gerüche waren so anders, dass sie sich geradezu in einem fremden Land wähnte.
    Sie fand die Elfen bald. Die kleine Gruppe hatte sich ein wenig verteilt, lief und sprang auf breiter Linie und, wo immer es ging, über die Äste der Bäume durch den Wald. Narem hob die Hand zum Gruß, als er seine Späherin nahen sah.
    »Wir erreichen wohl noch heute unser erstes Ziel«, erklärte Deilava ohne Umschweife. Sie holte tief Luft. Ihr schneller Lauf hatte sie mehr erschöpft, als sie gedacht hatte.
    »Hast du schon eine der betroffenen Ortschaften gesehen?«
    Deilava nickte. »Vermutlich, aber nicht aus der Nähe. Sie liegt jenseits des Waldes, hinter dem nächsten Hügel, und ist ziemlich groß. Ich wollte die Deckung nicht verlassen, ohne euch Bescheid zu geben.«
    Narem strich sich über das Kinn. Seine Haut war blass, und

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