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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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hatte sie sich jedenfalls eingeredet.
    Und was ist damit, dass Angela gesagt hat, Dorian hat dafür gesorgt, dass du dich in ihn verliebst?
    Gwen kam aus ihrer Ecke und setzte sich aufs Bett. Sie kämpfte gegen ihre lähmenden Zweifel an.
Sie hätte alles gesagt, damit ich mich zurückziehe.
    Weil Angela eine Frau war, Vampir oder nicht.
    Wie viele Prüfungen?, fragte sich Gwen.
Wie viele wird man mir stellen?
    Sie berührte ihr Kruzifix mit den Fingerspitzen. Es war warm, als hätte eine andere Hand es gehalten.
    Es ist echt, flüsterte ihr Herz.
Oh, es ist echt.
    Eine neue Ruhe kam über sie. Sie legte sich auf das Bett zurück. Sie hatte herausgefunden, dass sie nicht schlafen konnte, aber sie schien auch keinen Schlaf zu brauchen. Sie ließ ihre Gedanken wandern und kümmerte sich nicht darum, die Minuten oder Stunden zu zählen, die vergangen waren. Eine unscheinbare junge Frau brachte ein Tablett mit einem Glas Wasser und einem Sandwich, das dem Teil Gwens, der noch menschlich zu sein schien, überraschend gut schmeckte. Gwen fand eine Zahnbürste und andere Hygieneartikel im Badezimmer. Sie nahm ein Bad in der freistehenden Wanne, wusch sich die Haare und putzte sich dann die Zähne. Danach ging sie zurück ins Bett und lag einfach weiter ruhig da. Sie ließ ihren Geist und ihren Körper alles verarbeiten, was in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen war.
    Es musste schon fast fünf Uhr abends sein, als Angela den Raum betrat. Sie schien misstrauisch und auf alles gefasst.
    “Die Synode hat entschieden”, sagte sie. “Ich soll Sie und Dorian so schnell es geht aus der Stadt schaffen.”
    Dann hatte Dorian recht gehabt. Die Anführer von Pax hielten Dorian und sie für eine Bürde. “Wohin bringen Sie uns?”, fragte Gwen.
    “Das werden Sie früh genug erfahren.” Angela öffnete die Tür und machte eine ungeduldige Handbewegung. Gwen folgte Angela nach draußen.
    Der Korridor war dunkel und still. Gwens Haut kribbelte.
    “Kommen Sie mit”, flüsterte Angela. “So leise wie möglich.”
    Gwen sperrte sich. “Wo ist Dorian?”
    “Hier.”
    Dorian schloss sich ihnen so leise an, dass Gwen nicht einmal gehört hatte, wie er sein Zimmer verließ. Gwen begegnete seinem Blick. Seine Augen verrieten wenige Gefühle, aber sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Es war, als ob sie zwei Dorians gegenüberstünde, und nicht nur einem. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gesammelt, und um seinen Mund lag ein gespannter Zug. In seiner Wange zuckte ein Muskel nervös.
    “Geht es dir gut?”, flüsterte sie.
    “Ja.”
    Er log, aber Gwen konnte ihm keine weiteren Fragen stellen. “Wir müssen uns beeilen”, sagte Angela.
    Dorian schob Gwen sanft vor sich her. Seine Berührung führte zu einer kraftvollen, fast erotischen Reaktion ihres Körpers, vollkommen unpassend unter diesen Umständen. Sie ging schneller, als Angela sie den Korridor hinabführte, die Treppen hinunter und durch einen Dienstbotengang zu einer scheinbar leeren Wand. Angela drückte zwei Stellen an der Wand, und ein Stück der Holzverkleidung glitt zur Seite. Dahinter befand sich ein kleines Vorzimmer, gut ausgestattet mit langen Mänteln, Hüten, Schals und dunklen Brillen.
    “Hier sind eure Mäntel und Hüte”, sagte Angela und deutete auf einen Garderobenständer.
    “Jeder von euch nimmt sich einen Schal und eine Brille. Es sind noch ein paar Minuten bis Sonnenuntergang.”
    Dorian schüttelte sich lange und befremdlich. “Wohin gehen wir?”
    “Wir treffen jemanden, der euch aus der Stadt bringen kann.” Sie sah Dorian in die Augen. “Ihr werdet sicher sein. Ich verspreche es.”
    “Danke”, sagte Dorian. Gwen kämpfte gegen ihre Eifersucht an.
    Du hast jetzt an Wichtigeres zu denken, mein Mädchen, dachte sie. Sie zog ihren Mantel und ihren Hut an und setzte die Sonnenbrille auf. Dann schlang sie sich den Schal um den Hals. Eine weitere mysteriöse Handbewegung von Angela öffnete eine zweite Holzverkleidung, die an die frische Luft führte. Es war ein kalter Abend, der immer kälter wurde, als die Sonne unterging. Gwen spürte einen unerklärlichen Schauer der Angst.
    “Du bist krank”, sagte Dorian, als Angela sie durch die Gasse hinter dem Gebäude führte. “Hast du etwas gegessen?”
    “Ja. Und
ich
bin nicht diejenige, die krank ist.”
    Er runzelte die Stirn. Tiefe Falten durchzogen die Haut zwischen seinen Brauen und rahmten seine Mundwinkel ein. Noch einmal erhaschte Gwen einen Blick auf den Schatten, der

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