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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Leben der Gewalt hinter sich zu lassen.
    War es schon immer so gewesen, auch während seiner Zeit als Vollstrecker? Hatte es ihn langsam zur Verzweiflung getrieben und ihn dazu gebracht, sich selbst so sehr zu hassen, dass er nicht mehr mit sich leben konnte?
    Er wusste, dass es immer weitergehen würde, zwar nicht ohne Vorwarnung, wie der eingebildete Wahnsinn eines
Strigoi
Jekyll und Hyde, aber wieder und wieder, Monat für Monat, vielleicht für den Rest seines langen, langen Lebens. Ein Wahnsinn, von dem er sich niemals befreien könnte.
    Woher will er das wissen?, dachte Gwen.
Und woher ich?
    Es konnte einen Weg geben, es aufzuhalten. Ein Heilmittel, oder wenigstens einen Weg, die Symptome und ihre tödlichen Nachwirkungen zu verringern. Es musste einen Grund für den Wahnsinn geben, eine Ursache, die darauf wartete, gefunden zu werden, damit man sie anstechen konnte wie eine entzündete Wunde, die dann mit Zeit und der richtigen Pflege abheilte.
    Immer noch benommen, kehrte Gwen zu dem Seil, auf dem sie gesessen hatte, zurück und ließ sich wieder darauf sinken. Egal, was Dorian getan hatte, ihr selbst blieb kaum eine Wahl, was als Nächstes zu tun war. Sie wusste, dass er sie nicht verlassen hatte, der Bund hätte das nicht erlaubt. Er würde zurückkehren, frei von dem Schrecken, der ihn überwältigt hatte.
    Sie musste das glauben. Und sie musste bereit sein, ihm zu helfen, wie sie nur konnte.
    Die Nacht war bitterkalt, und es hatte angefangen zu schneien. Auch wenn Gwen wenig von der Kälte spürte, wickelte sie sich fest in ihren Mantel ein, um es sich bequemer zu machen, und schloss die Augen. Mitternacht kam und ging. Erschöpfung legte sich auf ihre Schultern wie der fallende Schnee, und sie begann wegzudösen. Ihr Körper fiel in sich zusammen. Endlich gab sie nach und machte sich ein unebenes Nest aus dem Seil. Auch wenn sie nicht schlafen konnte, wollte sie doch so viel ruhen, wie es ihr möglich war.
    Der Sonnenaufgang zeigte sich als gelber Fleck hinter einem Vorhang aus Nebel. Eine tiefe Stille hatte sich über das Flussufer gelegt, die nur durch das Scharren der Ratten und das Knarren der Boote auf dem Fluss durchbrochen wurde.
    “Gwen.”
    Die Stimme war heiser und rau, aber wenigstens enthielt sie einen Teil Vernunft.
    Und Trauer. Schreckliche Trauer.
    Gwen stand langsam auf und merkte mit einem Schrecken, dass sie durch die Verbindung nichts spüren konnte. “Bist du …?”
    Sie konnte nicht die richtigen Worte finden. Dorian richtete seinen Blick auf einen Punkt etwas unter ihrem Kinn.
    “Es ist vorbei”, sagte er.
    Gwen wusste sofort, dass er die Wahrheit sagte. Der Schleier über seinen Augen war verschwunden. Sein Gesicht war gefasst, seine Muskeln kämpften nicht länger gegen seinen Körper. Die blutige Regentschaft der Gewalt hatte ihre Macht über ihn verloren, aber sein Mantel war immer noch rot befleckt.
    “Was ist passiert?”, fragte er.
    Zunächst war Gwen zu erstaunt, um zu antworten. “Du erinnerst dich nicht?”
    “Ein bisschen. Nicht … alles.”
    Gwen sprach ein stummes Gebet. Es musste etwas bedeuten, wenn Dorian sich nicht an das erinnerte, was er getan hatte. Und wie er es getan hatte.
    “Da waren mehrere Männer”, sagte sie vorsichtig. “Sie haben uns angegriffen.”
    “Wie viele habe ich umgebracht?”
    Die Worte waren wie ein Schmerzensschrei. Gwen musste den Bund nicht spüren, um zu erkennen, welche Schrecken ihn verfolgten.
    “Ich weiß es nicht”, sagte sie und zögerte dann. “Die haben Angela umgebracht.”
    Dorian sank in sich zusammen. “Hat sie etwas gesagt?”
    “Nur, dass sie uns nicht verraten hat. Aber Kyrils Männer müssen uns irgendwie gefunden haben.”
    “Sie hat mir das Leben gerettet.”
    “Ja.” Gwen schluckte. “Es tut mir leid. Ich weiß, dass du sie sehr gemocht hast.”
    Dorian nahm seinen Hut vom Kopf und starrte auf den Fluss hinaus. “Wir …”
    “Ich weiß.” Dorian hatte eine Freundin verloren – oder vielleicht viel mehr als eine Freundin – und das auf die schrecklichste Art, die man sich vorstellen konnte. Und jetzt versuchte er, Gwen aus der Verbindung, die sein Biss geschaffen hatte, zu befreien, so wie er es bei Pax getan hatte.
    Er weiß nicht, was er tun soll, dachte Gwen.
Er hat sich selbst verloren. Ich werde für uns beide den Weg finden müssen.
    “Wir können nicht zulassen, dass Angelas Opfer umsonst war”, sagte sie und durchbrach damit die schmerzhafte Stille. “Kyrils Männer könnten immer

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