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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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die Erde übernommen?”
    “Weil Meister wie Kyril und seine Vorgänger ihre Protegés und Vasallen kontrolliert haben, indem sie regulierten, wann und wie sie sich eigene Umgewandelte schaffen durften.”
    “Sie wollen mir sagen, dass Dorians ehemaliger Meister es ihm nicht erlaubt hat?”
    “Ja. Ihm wurden seine natürlichen Bedürfnisse zu lange versagt. Er war sehr verletzlich, als er Sie getroffen hat. Sie aus dem Fluss zu retten hat eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen, die den Pfad für Ihre Umwandlung erschlossen hat. Er hat sich nie auch nur eine einzige andere Art überlegt, Sie vor Kyril zu retten.”
    Gwen grub ihre Finger tief in die Tagesdecke. “Sie müssen das mit ihm ausführlich besprochen haben.”
    “Nein. Das war nicht nötig.” Angela hielt inne, als würde sie sich ihre nächsten Worte gut überlegen. “Manchmal, wenn ein Meister und sein Protegé durch den Tod gewaltsam voneinander getrennt werden, wird der Überlebende wahnsinnig. Bei einigen
Strigoi
jedoch schlägt der Wahnsinn schon Wurzeln, während beide noch am Leben sind. Für sie ist die Bindung von Meister zu Protegé wie ein Fieber, fast wie eine Art Geisteskrankheit. Ich fürchte, dass Dorian einer dieser
Strigoi
sein könnte.”
    Gwen vergaß zu atmen. “Warum?”
    “Es gibt gewisse … Anzeichen.”
    “Auch wenn es stimmt, was Sie sagen – was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Ich kann mit Ihnen nicht den Platz tauschen, so sehr Sie das auch wünschen mögen.” Sie belächelte Angelas Gesichtsausdruck grimmig. “Natürlich hat das, was Sie mir erzählen, nichts damit zu tun, dass Sie ihn selber lieben.”
    “Ich versichere Ihnen, dass ich nur Ihr Bestes im Sinne habe.”
    Gwen stolzierte zur Tür und hielt sie auf. “Sorgen Sie sich nicht einen Augenblick länger, Angela. Ich bin in Sicherheit.”
    “Das sind Sie nicht, Gwen. Nicht, solange Sie an Dorian gebunden sind.”
    “Er wird mich nicht gehen lassen.”
    Angela löste Gwens Hand vom Türknauf und schloss die Tür wieder. “Wir bei Pax haben die Traditionen und die Legenden der
Strigoi
genau studiert. Es könnte einen Weg geben, den Bund zu lösen … wenn Sie das wünschen sollten.”
    Gwens Magen rutschte ihr in die Knie. “Was soll das heißen?”
    “Dieses Wissen wurde unterdrückt, weil es es den Meistern unmöglich gemacht hätte, ihre Protegés zu kontrollieren. Aber Micah …” Sie zuckte zusammen, als sie etwas auf dem Korridor hörte, das Gwen nicht aufgefallen war. “Ich muss gehen.”
    Angela glitt aus der Tür, sah den Korridor hinauf und hinab und ging fort. Gwen schloss die Tür und zog sich in die dunkelste Ecke des Raumes zurück. Sie wartete, bis ihr Herz wieder den gewohnten Takt schlug. Angelas Worte rasten weiter durch ihre Gedanken wie eine Maus durch ein Labyrinth.
    Angelas “Rat”. Rat, der ihr vor ein paar Monaten unschätzbar wertvoll vorgekommen wäre, ehe Gwen so tief hineingeraten war. Rat, der vollkommen nutzlos sein dürfte, wenigstens bis auf den Hauch einer Hoffnung am Ende:
Es könnte einen anderen Weg geben, den Bund zu lösen.
    Aber ist es das, was du willst?, fragte sie sich.
Das Einzige zerstören, was Dorian und dich noch zusammenhält?
    Sie lachte über sich selbst. Was hatte sie erst vor Minuten noch gedacht? Dass sie selbstsüchtig war, nur ihre eigenen Bedürfnisse bedachte und nie Dorians?
    Aber das war auch gar nicht die Frage, oder? Alles, was Angela gesagt hatte, lief auf etwas Bestimmtes hinaus: Dass die Gefühle, die zwischen Gwen und Dorian gewachsen waren, nicht echt waren. Weder Gwens Liebe zu ihm, weil er sie selbst hatte entstehen lassen, und bestimmt auch nicht irgendein Gefühl, dass er ihr entgegenbringen mochte.
    Laut Angela war Dorian gar nicht in der Lage, selbst die einfachsten und schönsten menschlichen Gefühle zu empfinden. Er hatte sich Gwen ausgesucht, weil ihn ein rein körperlicher, geheimnisvoller Vampirinstinkt dazu getrieben hatte, zu dominieren und sich fortzupflanzen.
    Was, wenn es stimmte? Gwen hatte sich bereits mit der Möglichkeit abgefunden, dass das, was Dorian und sie zusammengebracht hatte – und sicherlich das Einzige, was sie jetzt noch zusammenhielt –, etwas anderes als Liebe war. Noch bevor sie ihn mit Angela gesehen und darüber nachgedacht hatte, was das bedeutete, lange bevor sie etwas über die
Strigoi
oder Überführung wusste, war sie sich des Risikos bewusst gewesen, einen so widersprüchlichen Mann mit einer so bewegten Vergangenheit zu lieben.
    Das

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