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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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aufflackerte.
    Noch etwas anderes teilte diesen Ort des Leides mit ihm. Er konnte nicht gut sehen, die Schmerzbringer hatten sein Gesicht so viele Male geschnitten, dass ihm ständig Blut in die Augen lief.
    Du musst bestraft werden, befahlen die Stimmen.
    Du bist unrein.
    Es gibt nur einen Weg, dich zu erlösen.
    Das Verantwortliche wartet. Bring es um und du bist frei.
    Das Verantwortliche. Das Ding, das in der Ecke kauerte, gesichtslos und namenlos und so einfach zu vernichten.
    Er hielt darauf zu. Jede Bewegung war von Schmerz bestimmt. Das Ding vor ihm drückte sich gegen die Wand und kämpfte sich aufrecht.
    “Dorian!”
    Er hielt inne. Das Geräusch, das einst eine Bedeutung gehabt hatte, verwirrte ihn.
    “Dorian. Ich weiß, dass du schlimm verletzt bist. Ich weiß, du kannst mich nicht richtig sehen, aber du musst es versuchen. Du musst mir zuhören.”
    Er schlug seine Klauen in seine Wange und kratzte sich die Haut von seinem Gesicht.
    Es wird versuchen, dich zu täuschen. Lass das nicht zu.
    Ein Schritt, dann ein weiterer. Der Atem des Dings rasselte ein und aus, ein und aus.
    “Die wollen, dass du mich umbringst”, sagte sie sanft und zwang ihn dazu, stehen zu bleiben und zuzuhören. “Sie haben dich gefoltert, Dorian. Sie glauben, dass sie dich so weit in den Wahnsinn getrieben haben, dass es dir gleich ist, wen du umbringst.”
    Er neigte den Kopf und verfolgte die Geräusche, bis sie begannen, ein Muster zu formen, das er fast verstehen konnte.
    Frau. Es war eine Frau.
    “Du kannst dagegen ankämpfen”, sagte die Frau. “Du musst, Dorian.”
    Dorian.
Ein Name. Eine Identität, die er fast vergessen hatte.
    “Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht”, sagte sie. “Ich war so darauf versessen, den Bund zwischen uns zu brechen, dass ich nicht gemerkt habe, wie wichtig er für uns beide war.” Ihr ganzer Körper zitterte. “Ich habe mich geirrt, Dorian. Eine Verbindung wie unsere kann nicht einfach mit einem Trank aus Wasser und Kräutern aufgelöst werden.”
    Er trat noch einen Schritt auf sie zu. Seine Hände sehnten sich schmerzlich danach, sich um ihren Hals zu schließen, seine Zähne wollten sich in das weiche Fleisch ihres Halses graben.
    “Wir müssen den Bund zwischen uns reparieren, Dorian”, sagte sie. “Wir müssen wieder aufbauen, was ich zerstört habe. Wir müssen das Herz des Monsters finden und es heilen.”
    Er hielt einen Augenblick lang verwirrt inne. Aber die andere Stimme war stärker.
Sie wird dich täuschen. Verschließe deine Ohren. Tu, was getan werden muss.
    Dorian streckte seine Hände aus, um sie zu packen. Sie wich nicht zurück.
    “Ich verstehe es jetzt”, sagte sie. “Du kannst dem Monster nicht entkommen, weil du nicht vor dir selbst fliehen kannst. Es ist geschaffen aus all den Dingen, die du getan hast, Dorian … all den Dingen, für die du dich hasst, all der Reue, all der Schuld. Sie werden dich nicht loslassen.”
    Dorians Finger krümmten sich um ihren zerbrechlichen Arm. Schon ein Zucken würde ihn zerbrechen. Aber ihr Gesicht leuchtete in der Dunkelheit, rein und schön und hell vor Erleuchtung.
    “Ich wusste vorher nicht, wie ich dir helfen sollte”, sagte sie. “Ich war blind. Jetzt kann ich sehen.”
    Ein stechender Schmerz füllte Dorians Schädel. Er schlug mit den Fäusten gegen seine Schläfen und versuchte ihn damit zu vertreiben.
    Sie nahm seine Hände und hielt sie fest. “Vergib dir selbst”, flüsterte sie. “Mach deiner Strafe ein Ende. In dir ist Gutes. So viel Gutes. Du hättest dein Leben für Mitch gegeben und für mich auch. Du warst bereit, für den Frieden zu arbeiten, auch wenn Pax dich hintergangen hat.” Sie brachte ihr Gesicht näher an seines. “Es gibt immer noch Hoffnung, Dorian. Für dich, für mich, für die Welt.”
    Dorian verlor jedes Gefühl in seinen Beinen. Er fiel. Die Frau fiel mit ihm. Sie legte ihre Arme um ihn.
    “Es gibt nur eine einzige Sache auf der ganzen Welt, die stärker ist als der Schmerz, stärker als die Schuld, stärker sogar noch als der Tod. Ich bleibe bei dir, solange du mich brauchst, solange wir leben.” Sie presste ihre Lippen auf sein Ohr. “Ich liebe dich, Dorian Black.”
    Gwen wartete und betete, dass die Worte, die sie schon so lange hatte aussprechen wollen, ihn erreicht hatten. Zuerst hatte sie geglaubt, schon wieder versagt zu haben. Aber dann hatte sich etwas geändert. Dorian hob seinen Kopf, und in seinen Augen konnte sie sehen, wie in seinem Verstand eine

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