Die dunkle Prophezeiung des Pan
paar Revolutionäre
verfolgte«, sagte er schließlich.
»Und
wenn du sagst, du hast Revolutionäre gejagt, dann waren das
wahrscheinlich keine Untergrundterroristen der ETA, die ins
Nachbarland geflüchtet sind.«
Er
lachte leise. »Nein. Es waren Männer aus der französischen
Revolution, die in diesen Bergen einen Anschlag vorbereiteten. Sie
wollten Napoleon auf der Guillotine hinrichten, ehe er Konsul wurde.
Sie waren Soldaten in seiner Armee im Italienfeldzug gewesen; sie
wollten seinen Aufstieg verhindern und gleichzeitig auch alle
Angehörigen der europäischen Königshäuser
hinrichten.«
»Aber
eine Handvoll Revolutionäre käme doch nie gegen ganz Europa
und die Armeen der anderen Königreiche an«, wandte ich
ein.
»Das
nicht, aber unter ihnen war ein Ingenieur. Er hatte tatsächlich
eine Bombe konstruiert, die einer Atombombe … nun ja, nicht
gerade das Wasser reichen, aber allemal viel Verheerung anrichten
hätte können. Ein anderer dieser Gruppe war ein so genialer
Stratege wie Napoleon selber. Im Nachhinein war Napoleon Bonaparte
das kleinere Übel für Europa. Ich verfolgte sie bis hierher
und verursachte einen Steinschlag. Das warf sie in ihrem Zeitplan
zurück, zerstörte den bereits gebauten Teil der Bombe und
die Geschichte ging ihren Weg. Bei dem Steinschlag entdeckte ich
diese Höhle. Damals beschloss ich, sie dir zu zeigen, wenn du
endlich auf der Welt bist.«
Ungläubig
kniff ich die Augen zusammen. »Du wusstest doch noch gar nicht,
wer ich war.«
Lee
lächelte. »Ich wusste immerhin von der Prophezeiung und
ich habe mir von Anfang an vorgenommen, meine zukünftige Frau zu
umwerben.«
»Damals
hattest du dir bestimmt noch eher eine Art Felicity Stratton
vorgestellt«, erklärte ich trocken.
Er
streckte seine Hand aus und nahm eine Strähne meines Haars. Er
zwirbelte sie sanft. »Mag sein. Mittlerweile bin ich froh, dass
du nicht Felicity Stratton bist.«
Ich
schloss die Augen und genoss seine Liebkosung. Als ich die Augen
öffnete, war sein Gesicht ganz dicht vor meinem.
»Warum,
Fay?«, murmelte er leise. »Warum bist du in eine
Drachenhöhle gegangen?«
»Weil
ich dich vermisst habe«, antwortete ich ehrlich. »Ich
weiß nicht, was ich für dich empfinde. Ich weiß nur,
dass du mir sehr wichtig geworden bist.«
Seine
Augen leuchteten blau und zärtlich, sein Mund war nur wenige
Zentimeter von meinem entfernt. Ich roch seinen süßen Atem
und seinen Duft, diesen Duft nach Veilchen und frischem Heu und Moos.
Niemand roch besser als Lee. Ich neigte mich näher zu ihm, näher
zu seinen Lippen. Ich wollte ihn küssen. Wollte wissen, wie
seine Lippen sich auf meinen anfühlten. Das hier war der
richtige Moment. Es musste auch nicht mehr als ein Kuss daraus
werden, aber im Augenblick fühlte es sich richtig an.
Prophezeiung hin oder her. Nur ein Kuss, sagte ich mir und schloss
die Augen. Ich hörte, wie sich sein Atem beschleunigte. Ich
fühlte die Wärme, die er urplötzlich ausstrahlte.
»Fay«,
murmelte er. Seine Stimme klang heiser. »Nicht.«
Ich
sah in seine Augen. Sie sahen gequält aus und sehnsüchtig.
»Warum nicht?«, flüsterte ich verwirrt.
Seine
Hand zog sich zurück. Er hielt mich nicht direkt auf Abstand,
aber er bremste mein Vorhaben. »Wenn du mich küsst,
bindest du dich für immer.«
Ich
kniff ein wenig irritiert die Augen zusammen.
»Wenn
ein Mensch einen Elf küsst, gehen sie einen Pakt ein, der ewig
währt. Du würdest nie wieder jemand anderen wollen. Du
würdest dich auf mich festlegen. Für immer und ewig.«
Einen
Augenblick lang sah ich ihn verwirrt an. Als mein Gehirn wieder
denken konnte, wich ich zurück. Tausend Alarmglocken schrillten
in meinem Kopf. Die Sirenen vom zweiten Weltkrieg waren
wahrscheinlich nichts dagegen. »Und in Westminster? Wieso
wolltest du mich da küssen? Wäre das nicht einfacher für
dich gewesen? Mich mit einem Kuss an die Elfenwelt zu binden?«
Jetzt war es komplett zu mir durchgedrungen. »Du willst mich
mit Magie und Hinterlist binden? Also setzt du alle Verführungskünste
ein, derer du mächtig bist, um mich zu überzeugen, dass du
der einzig richtige Mann bist? Bereitest dem Ganzen einen schönen
Rahmen, damit ich auch noch gebührend beeindruckt bin?«
Ich deutete auf den Picknickkorb und die Höhle und setzte
atemlos hinzu: »Ist es das, was du willst?«
Auch
er wich zurück. Jetzt war wieder jeder auf seiner Seite der
Decke.
»Was
ich will, ist nicht unbedingt von Bedeutung. Meine Einstellung hat
sich
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