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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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dein
Angebot an.«
    Lee
stützte sich auf den Ellbogen, mir zugewandt. »Welches
Angebot, Morgan?«
    »Dein
Werben. Aber ich sage dir gleich, dass mir die Nummer mit dem Auf
immer und ewig nicht besonders gefällt.«
    Lee
grinste. »Na so was. Und ich dachte, da stehen alle Mädchen
drauf.«
    »Nur,
wenn es sich dabei um den Prinzen handelt, der der Prinzessin
dermaßen verfallen ist.«
    »Verfallen,
he? Du hast wirklich eine romantische Ader, Fay. Darf ich dich auf
die Wange küssen?«
    Ich
sah ihn wachsam an. »Ist das bindend?«
    Er
verzog ein wenig das Gesicht. »Nein. Das ist nicht bindend.
Immerhin küsst man so auch seinen Bruder.«
    »Und
das versetzt mir auch keinen Stromschlag, der hier die Funken fliegen
lässt?«
    Lee
rollte die Augen. »Wenn Funken fliegen, dann andere. Nein. Die
Lippen sind seltsamerweise von diesem Effekt ausgenommen.«
    »Oh.
Okay, dann …«
    Er
beugte sich zu mir, ich atmete wieder diesen süßen Geruch
von Frühlingsblumen, Heu und Moos ein. Lee rutschte näher.
Ich fühlte wieder die aufsteigende Wärme, die er
ausstrahlte und dann gab er mir einen sanften Kuss auf die Wange. Ich
verharrte reglos. Dort, wo seine Lippen meine Haut berührten,
kribbelte es leicht. Ein Kribbeln, das sich über die ganze Wange
ausbreitete. Dann spürte ich, wie er meine Nasenspitze küsste,
anschließend die andere Wange und auch noch die Stirn. Erst
danach wich er ein kleines Stück zurück.
    »Unser
erster Kuss, Morgan«, sagte er mit einem leisen Lächeln.
»War’s für dich genauso schön wie für
mich?«
    Eigentlich
sollte ich mit ihm böse sein. Ich konnte nicht. Er brachte mich
zum Lachen. Ich boxte leicht gegen seinen Oberarm. »Verdirb
nicht die Stimmung. So bekommst du mich nie rum.«
    »Gut,
bin schon still. Lass uns einfach noch ein wenig hier sitzen und den
Anblick der Höhle genießen.«
    Wir
saßen noch eine Stunde in der Grotte, betrachteten die
wunderschönen Formen der Stalaktiten und ersannen Namen für
einzelne Gebilde. Keiner von uns beiden erwähnte mehr das
Elfenreich, die Prophezeiung oder die Insignien Pans. Ich verdrängte
alles und genoss den Moment.
    Es
war so zauberhaft, ich wäre am liebsten die ganze Nacht hier
geblieben. Aber meine menschliche Natur holte mich ein: Es wurde zu
kalt. Wir packten den Korb, falteten die Decke, dann legte Lee seine
Arme um mich. Ich schloss die Augen, fühlte den seltsamen
Windhauch, roch die kühle, frische Luft und dann wechselte der
Geruch abrupt zu Autoabgasen, dünner Luft und einem Hauch Urin.
Als ich die Augen wieder aufschlug, waren wir in London auf dem Tower
Hill.
    Lee
brachte mich nach Hause. Vor der Haustür griff er in seine
Jackentasche. »Hier. In Erinnerung an deinen ersten Besuch in
›Fays Grotte‹.« Er zog einen winzigen Kalkstein
heraus, der aussah wie ein Eiskristall und leicht rosa gefärbt
war. Es war ein ganz besonderer kleiner Stalagmit.
    Ich
betrachtete ihn staunend.
    »Darf
ich dich noch einmal auf die Wange küssen?«, fragte Lee
leise.
    Ich
schüttelte den Kopf und sah sein enttäuschtes Gesicht.
Allerdings wandelte es sich, als er sah, wie ich mich auf die
Zehenspitzen stellte, um ihn auf die Wange zu küssen.
    Als
ich ins Bett ging, stellte ich den Stalagmit auf meinen Nachttisch.
Ich bildete mir ein, er roch ein wenig nach Lee und leuchtete im
Dunkeln.
    Zwei
Wochen vergingen und Lee erholte sich zusehends. Er sah wieder gesund
und kräftig aus. Das Leben wurde allmählich wieder normal.
Sofern man es so nennen konnte, denn jetzt wich er mir überhaupt
nicht mehr von der Seite. Er flirtete zwar nach wie vor mit anderen
Mädchen und dem weiblichen Lehrpersonal, aber mir fiel auf, dass
er dabei immer Abstand hielt. Sogar zu Phyllis, Ruby und Nicole. Nur
nicht bei mir. Selbst Felicity Stratton wurde in ihre Schranken
verwiesen und traute sich nicht mehr, sich auf seinen Schoß zu
setzen.
    Nach
der Schule kam er meistens erst mit zu mir und dann fuhren wir zu
ihm. Sein Fernseher war einfach besser und sein Zimmer unterm Dach
gemütlicher.
    Ich
hatte ihm Fafnirs Auge gezeigt. Dafür hatten wir beide die
Mittagspause geschwänzt, was sich als schlechte Wahl
herausgestellt hatte, - eine Schulstunde zu schwänzen wäre
weniger kompliziert gewesen. Paul klebte nach wie vor an mir. Ihm war
es vollkommen egal, ob Lee da war oder nicht, Paul wollte weiterhin
meine Tasche tragen und als mein Schatten fungieren. Wir hatten
unsere Mühe gehabt, ihn loszuwerden, bis Lee Paul etwas zu
trinken angeboten hatte, in dem eine

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