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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Lee wieder ganz der Alte.
    »Weißt
du, ich hatte damit gerechnet, dass du ein wenig Demut gelernt
hättest«, sagte ich zu ihm, als die Schulglocke den
Unterrichtsschluss verkündete. Miss Black hatte ihn schamlos
bevorzugt und Lee hatte die Situation ausgenutzt und einen
hausaufgabenfreien Tag für uns rausgehauen. So allmählich
stieß mir seine Beliebtheit beim weiblichen Volk auf.
    »Ich bin demütig«, sagte er und schlug seine Hand aufs Herz. »Ich
bin dir absolut ergeben.«
    »Ja,
klar.«
    »Ach,
Fay, ich werde dir auf ewig dankbar sein, dass du mich aus der Höhle
eines Ungeheuers gerettet hast. Lass mich dir dafür ein paar
Hausaufgaben ersparen.«
    »Immer
doch. Musst du dafür so schamlos mit jedem Rock flirten, der dir
begegnet?«
    Lee
zwinkerte schelmisch. »Du brauchst nicht eifersüchtig zu
sein. Ich liebe nur dich.«
    »Ja,
klar«, wiederholte ich augenrollend. »Wir sehen uns heute
Abend um halb sieben an der National Gallery. Dann kannst du mir
weiter Honig um den Mund schmieren.«
    Seltsamerweise
fiel sein Lächeln auf diese Aussage hin sehr mager aus.

FAY‘S GROTTE

    Lee
wartete vor dem Personalausgang. Meine Kollegin Simone röchelte,
als sie ihn und sein Auto sah. Lee lächelte ihr freundlich zu.
Ich seufzte. Musste er immer solche Auftritte inszenieren?
    »Fertig?«
    »Kommt
drauf an, wofür«, sagte ich. »Wenn du mich wieder zu
einer Premierenfeier mitnimmst, nicht. Wenn wir einen Ausflug wie
damals nach Westminster unternehmen, schon.«
    »Eher
Letzteres. Nur geht es diesmal nicht nach Westminster. Dieses Mal
bestimme ich, wohin es geht.«
    »Tust
du das nicht immer?« Ich quetschte mich an ihm vorbei auf den
Beifahrersitz.
    »Nicht
doch, liebste Fay. Du solltest ein bisschen netter zu mir sein. Noch
sind wir nicht da. Vielleicht überlege ich es mir und nehme dich
mit zur Geburtstagsfete von Prinzessin Eugenie. Die feiert gern.«
    Ich
schmunzelte. »Sag nur, dass du auch zum britischen Königshaus
Kontakt hast. Obwohl, es sollte mich nicht überraschen.«
    Lee
setzte sich hinters Steuer und fädelte den Benz geübt in
den Stadtverkehr. »Wir sind verwandt, schon vergessen?«
    Ich
starrte ihn an. »Verwandt? Wie?«
    Er
warf mir einen kurzen Blick zu. »Hatte ich das noch nicht
erwähnt? Meine Mutter war die uneheliche Tochter von König
James II.«
    »Aber
du bist der Neffe des Elfenkönigs.«
    »Väterlicherseits«,
bestätigte er.
    Wir
schwiegen eine Weile und ich versuchte mich zu ordnen. Tausend
Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und ich bemühte mich, sie
zu Fragen zu formulieren. Aber es funktionierte nicht.
    »Wir
sind da.«
    Lee
hatte wieder in der Nähe des Towers geparkt. Wie erwartet
brachte er mich auf den Tower Hill. Mit einem Mal war er ganz ruhig,
ein wenig in sich gekehrt und etwas … nervös? Sein
Adamsapfel hüpfte, als würde er ständig schlucken.
    »Bist
du sicher, dass ich richtig angezogen bin?« Ich deutete auf
meine Jeans und die Sweatjacke. »Du bringst mich nicht wirklich
zu irgendeiner royalen Tea-Party oder einem Polo-Spiel?«
    Er
lächelte. »Keine Sorge, Fay. Du bist richtig angezogen.
Ich möchte dir nur etwas zeigen. Schließ die Augen.«
Ich gehorchte und Lee schlang seine Arme um meine Mitte. Er vermied
Hautkontakt.
    Ich
atmete tief ein und schon verschwand der Stadtlärm.
    Es
war kühl und feucht. Ich roch die Nässe und die Frische,
die sich zu Lees Duft gesellten.
    »Mach
die Augen auf«, sagte Lee leise.
    Ich
zuckte zusammen. Wir standen in einer Höhle. Schon wieder! Aber
dann erkannte ich, dass es eine andere Höhle war als die des
Drachen. Über uns reckten sich riesige, weiße Stalaktiten
wie Orgelpfeifen zu uns herunter. An den Wänden rankten weitere
Tropfsteine ähnlich den Armen eines Oktopusses und unter uns
spiegelte sich alles in einem großen See mit glasklarem Wasser.
Ich hatte noch nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen. Das war
wunderschön. Wenn jetzt vierzig Räuber mit Schatztruhen
voller Gold und Juwelen um die Ecke gekommen wären, hätte
es mich nicht überrascht.
    »Wo
sind wir hier?«, fragte ich ganz leise. Ich getraute mich nicht
laut zu sprechen, aus Angst, der Zauber dieses Ortes würde sich
dann auflösen.
    »Ich
nenne sie ›Fays Grotte‹«, sagte Lee genauso leise
in mein Ohr.
    »›Fays
Grotte‹?«
    »Nun
ja, sie ist unentdeckt und hat keinen Namen. Sie liegt zu tief im
Berg. Aber sie ist die schönste Grotte, die ich je gesehen habe.
Ich habe mir damals, als ich sie gefunden habe, vorgenommen, sie nur
einem ganz

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