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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Wassertablette aufgelöst
war. Dadurch musste Paul ständig auf die Toilette und wir hatten
endlich Gelegenheit, uns unbemerkt ins Lager der Theatergruppe zu
schleichen.
    Ehrfürchtig
faltete Lee mein T-Shirt auseinander, in das der Stein eingewickelt
war. »Unglaublich«, raunte er.
    »Sind
seine Schwingungen so stark?«, fragte ich leise.
    Er
schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Er hat keine.«
    Ich
runzelte die Stirn und betrachtete das klare Goldgelb in der
verzierten Fibel. »Ist das dann doch nicht Fafnirs Auge?«
    »Doch.
Sieh nur.« Er legte einen Finger an den Stein und er begann zu
leuchten, als würde eine Taschenlampe von unten durchstrahlen.
    »Sei
vorsichtig!«, warnte ich erschrocken. »Was, wenn dein
Onkel das spürt.«
    Lee
wickelte die Fibel wieder sorgfältig ein. In diesem Moment
schellte mein Handy. Wir sahen uns erschrocken an. Ich nahm es aus
meiner Tasche, sah aufs Display und atmete erleichtert aus.
    Es
war Ciaran.

CIARAN

    »Felicity,
ich muss dringend mit dir sprechen.« Ciaran klang aufgeregt.
    Ich
wunderte mich. Er hatte mich noch nie auf dem Handy angerufen. In der
Regel suchte er nach mir persönlich, wenn er mit mir sprechen
wollte. War er von Oberon beauftragt worden? »Ich habe in einer
Stunde Schulschluss. Dann können wir uns treffen. Äh, du
weißt, dass man nicht auf dem Schulgelände telefonieren
darf, oder?« Diesen Satz konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Eine
Stunde ist zu spät. Ich muss dich jetzt sehen. Ich werde Will
anrufen, damit er dich gehen lässt. Ich brauche dringend deine
Hilfe.«
    Ich
war erstaunt. Ciaran klang tatsächlich nervös. Überhaupt
nicht, als müsse er mich verhaften. Eher, als wäre er auf
der Flucht. Trotzdem spürte ich ein wenig Erleichterung. Er
wusste nichts von Fafnirs Auge.
    »Komm
nach Whitechapel. Und komm allein. Ohne Lee.« Er nannte noch
die genaue Adresse und legte auf.
    »Was
ist los?«, fragte Lee wachsam.
    »Ciaran
bittet mich um Hilfe«, antwortete ich langsam und verstaute das
Handy in der Tasche.
    »Ich
glaube, mein Cousin ist in dich verliebt«, meinte Lee, ohne
dass es ihn zu stören schien.
    »Ich
hoffe nicht. Er ist so viel älter als ich«, antwortete ich
und händigte Lee die Fibel im T-Shirt und meinen Spindschlüssel
aus. Dann schulterte ich meine Tasche. »Hast du keine Angst, er
könnte mich küssen und an sich binden?«, neckte ich
ihn.
    Lee
lächelte wissend. »Nein. Ciaran kennt die Prophezeiung und
er ist Agent. Bei ihm mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Ein
Kuss käme für ihn einem Hochverrat gleich.«
    Ich
zuckte mit den Schultern. Na, hoffentlich hatte er Recht.
    »Meldest
du dich, wenn ihr fertig seid?«, fragte Lee noch. Ich versprach
es und ging.
    Ciaran
wohnte direkt neben der U-Bahn. Ziemlich laut und ungemütlich
für jemanden, dem sämtliche Bodenschätze der Welt zur
Verfügung standen. Ich hatte eine Villa erwartet oder wenigstens
ein schmuckes Appartement, aber tatsächlich wohnte er in einem
viktorianischen Dockarbeiterhaus.
    Allerdings
wohnte er dort allein.
    Ein
Türsummer öffnete, noch ehe ich die Schelle gedrückt
hatte. Ich schloss die Tür hinter mir, aber niemand war zu
sehen. »Ciaran?«, rief ich. Das Treppenhaus war schmal
und düster.
    »Hier.«
    Erschrocken
zuckte ich zusammen. Er war unvermittelt unter der Treppe aus einer
Tür getreten. Ich musterte ihn verblüfft. Seine Haare waren
verstrubbelt und ich erkannte, dass seine sonst so makellose
Erscheinung mitgenommen aussah. Sein Hemd hing aus der Hose, die
Jeans waren fleckig und sein normalerweise so gepflegter
Drei-Tage-Bart wirkte heute, als habe er ihn tatsächlich wachsen
lassen ohne zu stutzen.
    »Komm
mit. Ich muss dir was zeigen.«
    Er
packte mein Handgelenk und zog mich zu der Tür unter der Treppe.
Ich konnte eine Steintreppe sehen, aber kein Ende. Nur eine kleine
Funsel beleuchtete die ersten zehn Stufen. Er zog mich weiter hinab
ins Dunkel.
    Mir
wurde mulmig. Mein Misstrauen wuchs. »Lee weiß, wo ich
bin«, erklärte ich. Ich hörte eine U-Bahn
vorbeirattern. Laut und unheimlich, die Wände bebten ein wenig.
    »Das
ist schon in Ordnung«, sagte Ciaran und warf mir einen
spöttischen Blick zu.
    Jetzt
wurde ich noch unruhiger. Sollte ich mich in Lee getäuscht
haben? Das Licht wurde immer schwächer je tiefer wir stiegen.
Die Treppe schien endlos. Irgendwann waren die Stufen nicht mehr zu
erkennen und meine Schritte wurden vorsichtiger. Trotzdem rutschte
ich ab und prallte gegen Ciaran.
    »Oh.
Warte.« Er griff in seine

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