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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gestört. Habt Ihr den Kalksack, den ich neben der Grube
fallengelassen habe, gefunden und benutzt?«
    Keine Antwort.
    Â»Wartet einen Moment.
Ich bin gleich wieder bei Euch.«
    Rodraeg lief geduckt
Richtung Pferdekoppel. Eines der Tiere war bereits zusammengebrochen, die
anderen standen auf wackeligen Beinen. Es war höchste Zeit, Hilfe zu holen.
Hilfe aus Terrek. Rodraeg fand das Tonfläschchen, das noch dort lag, wo er
Bestar den Inhalt eingeflößt hatte. Es war natürlich leer, aber da der
Kräutersaft recht dickflüssig gewesen war, hatten sich noch einige Tropfen an
den Innenwänden abgelagert. Rodraeg lief hinüber zur Blockhütte, füllte das
Fläschchen mit Trinkwasser aus einem Faß auf, verschloß es und schüttelte es.
Ein sehr stark verdünnter Heiltrunk war immer noch besser als nichts.
    Er rannte zu Deterio
zurück.
    Â»Hier, das ist der
Heiltrunk, den ich Euch schon einmal angeboten hatte, erinnert Ihr Euch noch?
Für den Söldner mit dem Lungenschuß. Jetzt trinkt Ihr das Zeug. Mehr kann ich
für Euch nicht tun, denn das Tor bekomme ich alleine nicht auf, und meinen
stärksten Mann haben Eure Leute bedauerlicherweise handlungsunfähig gemacht.«
    Endlich kam Leben in
Deterio. Er ergriff das Fläschchen, entkorkte es zittrig und trank es aus. Kurz
flatterten dabei seine Augenlider, und Rodraeg konnte erkennen, daß Deterios
Augen rot und entzündet waren.
    Â»Ich verstehe das immer
noch nicht«, sagte Rodraeg halb zu sich selbst. »Weshalb habt Ihr Euch in der
Höhle einsperren lassen? Ihr seid doch viel beweglicher als ich, Ihr hättet
auch alleine an einem Seil hochklettern und die Wasserleitung viel schneller
unterbrechen können. Warum dieses sinnlose Opfer?«
    Rodraeg mußte sein Ohr
ganz dicht ans Gitter pressen, um Deterios Antwort verstehen zu können.
    Â»Jeder …
Tropfen … Wasser, der im Schwarzwachs … verdampft, bedeutet …
einen weiteren Schritt, den sich die … Götter von uns … entfernen.
Das könnt Ihr … nicht verstehen. Ihr habt die … Schönheit dieser
Quelle nie begriffen. Aus ihr schufen die Götter« – ein Hustenkrampf ließ
Deterios Leib zucken, daß ihm beinahe die Knochen brachen, aber er wollte den
Satz noch beenden, krallte sich am Gitter fest und riß die rötlich tränenden
Augen auf – »aus … ihr … schufen die Götter unsere Welt.« Dann sackte
er zusammen. Er atmete noch, aber sein Bewußtsein war dahin.
    Auch Rodraeg mußte
husten, und er wich rückwärts vom Tor zurück, bis er beinahe über den Leichnam
eines Kruhnskriegers gestürzt wäre. Der Tote starrte mit trockenen, fragenden
Augen himmelwärts. Rodraeg ertrug es nicht mehr. Er wollte weg von hier, aber
um nicht durchzudrehen vor lauter ungeklärten Fragen und Selbstvorwürfen, zwang
er seinen Verstand in eine praktische, faßbare Richtung: die Blockhütte.
    Er sammelte die vier
Rucksäcke und die Waffen zusammen, die ihnen gehörten, und schmiß das alles vor
der Hütte auf den Boden. Dann kehrte er noch einmal zurück und leerte alles
Lampenöl, das er finden konnte, und allen Alkohol, den Tugri in seinem
Schreibtisch verstaut hatte, über Tischflächen, Papierstapel, Aktenregale,
Urkunden und Schrankinhalte und warf aus sicherer Entfernung seine Fackel auf
die Nässe. Der Brand breitete sich sprunghaft aus und leckte schnell aus allen
Fenstern aufwärts. Die Vernichtung sämtlicher Unterlagen und Aufzeichnungen
würde es erschweren, die Förderarbeit, falls überhaupt, jemals wieder
aufzunehmen.
    Vom Feuer hell
beschienen, blickte Rodraeg zurück zur Höhle. Noch immer wolkte dichter Dampf
durch das Gitter und hüllte die hintere Hälfte des Tales in übelriechende
Watte. Der Platz, der den Pferden in ihrer Koppel noch blieb, um dem Dampf
auszuweichen, wurde immer enger. Rodraeg ging hinüber und öffnete ihnen das
Gatter. Panisch stürmten sie hindurch, rannten ihn beinahe über den Haufen,
sahen sich einer neuen Gefahr, einem Feuer, gegenüber, hatten jetzt aber
dennoch deutlich mehr Platz im Talkessel, um sich vom Brand und vom Gift
fernzuhalten.
    Rodraeg sammelte die
Mammut-Ausrüstung ein und ging zu dem Lastenkran, an dem Onouk und Ijugis ihn
in die Höhe gezogen hatten. Er nahm sich Zeit, ließ sich auch von den immer
wieder an ihm

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