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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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weiß das! Das, was er mir angetan hat, ist schlimmer!«
    Â»Er hat es gut mit dir
gemeint. Es ist noch gar nicht so lange her, da sind wir uns zum ersten Mal
begegnet, weißt du noch? Im Ehernen Habicht von
Warchaim? Damals sagte einer von euch – ich weiß nicht mehr, wer: ›Uns beide
gibt es nur zusammen.‹ Was ist daraus geworden in nicht einmal zwei Monden?«
    Â»Was daraus geworden ist?
Das kann ich dir sagen. Vierzig Tage Sklaverei. Vierzig Tage Ketten. Vierzig
Tage Dunkelheit. Vierzig Tage Gestank. Vierzig Tage ohne Würde. Das sind
zweihundert Tage, in denen ich toter war als tot. Nie mehr, Rodraeg Delbane!
Nie mehr will ich euch sehen, denn ihr erinnert mich daran. Eure Fratzen sind
für mich auf ewig mit dem Totenreich verbunden, mit dem Geisterfürsten und
seiner stinkenden Höhle. Ich gehe mit diesen beiden, um zu kämpfen. Ich werde
nie wieder stillhalten und dulden, nie mehr.« Hinkend stapfte Migal zu seiner
Ausrüstung, suchte sich seinen Rucksack und sein Schwert heraus. Zusammen mit
dem Kruhnskriegerschwert, das er im Tal an sich genommen hatte, trug er jetzt
wieder zwei.
    Â»Du schuldest mir noch
Geld«, schleuderte er dann Rodraeg entgegen. »Hellas hat während unserer
Sklavenarbeit so ganz nebenbei erwähnt, daß er dreißig Taler von dir bekommt,
während du mich mit lausigen zehn abspeisen wolltest. Ich will für diesen
Auftrag jetzt auch dreißig. Fünf hast du mir als Vorschuß für den Marktplatz
gegeben, macht immer noch fünfundzwanzig.«
    Rodraeg biß die Zähne
so fest zusammen, daß es knirschte. »Du machst mich wahnsinnig, Mann, du machst
mich echt wahnsinnig. Aber du sollst dein Geld haben. Ich wollte euch allen dreißig
zahlen, sobald die nächste Geldlieferung vom Kreis da ist, und ich wollte euch
damit überraschen, aber mach dir keine Sorgen: Ich werde dir nichts schuldig
bleiben.« Rodraeg zerrte an seinem Rucksack. Daß sein Geldsäckel noch da war
und noch genauso gefüllt wie vor der Gefangennahme, war ein Anhaltspunkt dafür,
daß Deterio tatsächlich vorgehabt hatte, sie freizulassen. Sogar ohne ihre
Besitztümer zur Strafe einzubehalten.
    Rodraeg sortierte seine
Barschaft, was im Dunkeln gar nicht so einfach war. »Dreiundzwanzig Taler. Das
ist alles, was ich noch besitze. Dann habe ich nichts mehr, um Bestar
medizinisch versorgen zu lassen, aber mach dir darüber nur keine Gedanken, du
könntest sonst an ihn erinnert werden. Bleiben noch zwei Taler, zwei Taler!
Hier, Bestar hat auch noch drei Taler, die haben wir alle als Leibwächter für
diesen Reisendentrupp bekommen, aber erinnere dich bloß nicht daran. Es könnte
dich aufwühlen. Hier. Der eine Taler müßte ihm doch reichen, um zu überleben.
Hauptsache, du bekommst fünfundzwanzig. Nur keine Scheu, du hast ja bereits
vergessen, von wem ich rede. Jetzt pack dich und mach dir einen Namen als
großer Krieger. Aber wundere dich nicht, wenn du irgendwo im Hundedreck liegen
bleibst, mit einem dummen Ausdruck im Gesicht. Ijugis ist der Meinung, daß
seine Leute gut liegen, dort, wo sie gefallen sind, nicht wahr, Ijugis? Gehabt
euch wohl, ihr drei. Onouk? Meine Ehrerbietung. Es ist eine Schande, daß ich
Euch nicht näher kennenlernen konnte. Aber ich bin zuversichtlich, Ihr habt den
Mut, mich nicht zu vergessen.«
    Rodraeg verbeugte sich
tief und höfisch. Onouk bedankte sich mit einem übertriebenen Knicks. Dann
tauchten die drei wortlos im Dickicht unter.
    Â»Da haben sich ja drei
gefunden«, meinte Hellas, der neben Bestar auf der Erde saß. »Reich mir mal
meinen Rucksack, bitte.«
    Rodraeg erkannte
Hellas’ Rucksack auch im Dunkeln an den drei Wurfmessern, die außen in den
Schlaufen steckten. Hellas nahm ihn und durchsuchte ihn. »Alles da. Mach dir
keine Sorgen wegen Bestars Behandlung. Ich habe noch 45 Taler aus meinem
früheren Leben.«
    Â»Dabei schulde ich dir
auch noch dreißig. Mehr als das. Du bist länger als den vereinbarten Mond bei
uns geblieben.«
    Â»Weil ich nicht
wegkonnte mit der dummen Kette.« Hellas lachte. Die wiedergewonnene Freiheit
stimmte ihn heiter. »Vergiß das Geld einfach. Wahrscheinlich bin ich der
einzige von uns, für den dieses Abenteuer richtig gut gelaufen ist. Ich war
vierzig Tage untergetaucht. Vollkommen weg vom Fenster. Meine Fährte dürfte für
die Gardisten, die hinter mir her sind, ziemlich

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