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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wichtigeres zu tun.«
    Ijugis funkelte Rodraeg
mit seinen hellen Augen zornig an. »Ich mag keine halberledigten Sachen.«
    Â»Ihr habt mehr als
genug getan. Wollt ihr nicht eure Toten aus dem Kessel bergen, bevor das ganze
Tal sich in flutende Glut verwandelt?«
    Â»Unsere Toten liegen
gut, dort, wo sie gestorben sind.«
    Rodraeg fragte sich, ob
er Ijugis überhaupt ins Vertrauen ziehen konnte. Womöglich hatte dieser etwas
dagegen, daß der Wasserzufluß wieder versiegte. Rodraeg konnte hier jedem
vertrauen, wenn es darum ging, etwas zu zerstören, aber nur Deterio – ausgerechnet
Deterio – wollte ihm helfen, etwas zu beschützen. Aus dem Dunkel kamen Onouk
und Migal.
    Â»Meiner ist
fortgelaufen, der feige Hund«, schimpfte die Kämpferin.
    Â»Meiner wollte auch
weg«, grinste Migal, »aber ich habe mein Schwert geworfen, und es ist schneller
geflogen als seine Füße.« Rodraeg ertrug es kaum noch, den Klippenwälder
anzusehen. Da war kein Funke Mitleid in Migal für Bestar, keine Besorgnis,
nichts. Nichts, außer dem schwer stillbaren Blutdurst einer Bestie.
    Der Boden begann leicht
zu zittern, beruhigte sich dann wieder, zitterte erneut. Ijugis, eben noch
unbefriedigt, bekam ein begeistertes Leuchten in den Augen.
    Â»Erdbeben«, murmelte er
beschwörend.
    Â»Wir müssen schnell
raus aus dem Tal«, drängte Rodraeg. »Ich fürchte, hier bleibt kein Stein mehr
auf dem anderen. Wo kommen wir am besten rauf?«
    Â»Da, wo auch die
Kruhnskrieger und die Arbeiter hingelaufen sind«, deutete Onouk in die Nacht.
    Rodraeg nickte. »Helft
mir, Bestar zu tragen.«
    Onouk und Ijugis sahen
sich kurz an, dann folgten sie Rodraeg zu Bestar und packten mit an. Von der
Höhle war mittlerweile nichts mehr zu sehen als hervorquellender Dampf und
Rauch, aber Rodraeg glaubte, unter all dem unterirdischen Grollen und Rumoren
immer noch die schabenden Geräusche eines Spatens zu hören, der einen
aussichtslosen Kampf gegen eindringendes Wasser führte.
    Â»Mich zuerst«, forderte
Rodraeg, als sie am Seilzug ankamen, mit dessen Hilfe die Flüchtenden sich
gegenseitig aus dem Tal gezogen hatten. »Ich muß oben noch etwas Dringendes
erledigen. Ihr anderen könnt euch dann mehr Zeit lassen. Seid vorsichtig mit
Bestar, sein Leben steht auf der Kippe.«
    Â»Sollen wir oben auf
dich warten?« fragte Hellas.
    Â»Entfernt euch
zweihundert Schritt in gerader Richtung vom Tal und wartet dort. Ich weiß
nicht, was hier noch geschehen wird. Falls ich in einer Stunde nicht bei euch
bin, schlagt euch Richtung Terrek durch.«
    Â»Wir werden nicht
Richtung Terrek gehen, ganz bestimmt nicht«, verneinte Ijugis. »Dort erwartet
uns nichts als Ärger und Gerichtsbarkeit.«
    Â»Dann eben nicht«,
erwiderte Rodraeg mit verhaltenem Zorn. »Macht, was ihr wollt, ihr seid frei
und ich nicht euer Anführer. Wenn ihr es in Ordnung findet, drei eurer Leute zu
verlieren und einfach so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen, dann ist
das eure Sache. Wir jedenfalls werden Bestar nach Terrek bringen, damit er gut
versorgt wird. Jetzt zieht mich hoch, ich habe keine Zeit mehr für
Diskussionen.«
    Mürrisch, aber schnell
zogen Ijugis und Onouk Rodraeg nach oben über die Kante. Der vergeudete keinen
weiteren Moment, sondern rannte am Rand des Tales entlang Richtung Höhle, bis
er auf die hölzerne Rohrleitung stieß, in der frisches Bachwasser brauste.
Rodraegs Fackel war am Verlöschen, aber ihr goldfarbener Schein genügte, um ihn
vor bösen Stürzen zu bewahren. In dieser Richtung führte das Rohr, gestützt von
Pfeilern, die es in die Höhe stemmten, stetig aufwärts, bis es nach zweihundert
Schritt den Bach erreichte, der in einer Abfolge von kleineren Kaskaden einen
Höhenunterschied von gut dreißig Schritt überwand. Hier ragte das Ende des
Rohres mitten in den Wasserlauf hinein, so daß die Rohrleitung stets Wasser
führte und am unteren Ende neben der Höhle geöffnet und geschlossen werden
konnte. Fließend Wasser, wie es sich sehr wohlhabende Häuser oder solche, die
günstig an einem hochgelegenen Gewässer lagen, ebenfalls leisteten. Rodraeg
konnte nun entweder das Ende der Röhre verstopfen oder die Röhre kappen, so daß
sie nicht mehr bis zum Bach hinreichte. Um ganz sicher zu gehen, entschied er
sich für letzteres.
    Im letzten flatternden
Schein der in den

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