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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vorbeisprengenden Pferden nicht verunsichern, und knüpfte dicke
Knoten in das Förderseil. Dann band er die Ausrüstung unten fest, kletterte mit
Hilfe der Knoten einigermaßen geschickt am Seil hinauf und zog von oben die
Sachen nach. Die knüpfte er dann wieder los und machte sich mit vier
Rucksäcken, zwei Schwertern, einem Degen und einem Köcher über der Schulter auf
den Weg in den Wald, ohne noch ein letztes Mal in den flammendurchflackerten
Talgrund zurückzublicken.

17

Die Zehnzahl
    Er fand die anderen am
verabredeten Ort, gute zweihundert Schritt vom Talkessel entfernt im Wald, in
den Schatten, den Blicken verborgen. Ijugis sprang auf, als Rodraeg sich
näherte.
    Â»Wo zum Geisterfürsten
bleibst du denn? Ich warte nicht gerne!«
    Rodraeg blieb ruhig,
legte die Ausrüstung ins Gras und band sich sein Hemd vom Gesicht. »Ich mußte
noch unser Zeug aus der Hütte holen und sie dann in Brand setzen. Alles in
unserem Sinne.«
    Â»Noch zwei Sandstriche
und wir wären ohne dich abgehauen. Wenn die ersten Flüchtlinge die Terreker
Garde alarmieren und die beritten sind, tauchen sie bald hier auf. Ihr seid ja
fein raus, denn als der heutige Angriff begann, wart ihr als Gefangene unter
den Angegriffenen. Aber Onouk und ich werden ohne Prozeß gehängt.«
    Â»Freut mich, daß ihr
die Gardisten nicht auch noch einfach umbringen wollt.«
    Â»Glaubst du, sowas
macht uns Spaß? Unsere Aufgabe war die Höhle. Niemand hat uns etwas über
Söldner erzählt.«
    Â»Da geht es euch
genauso wie uns. Wir wurden auch von niemandem auf das vorbereitet, was wir
hier vorgefunden haben. Wer hat euch denn geschickt?«
    Â»Wir haben unsere
Verbindungen. Die sind leider geheim.«
    Â»Hör zu. Ich bin euch
sehr dankbar dafür, daß ihr uns geholfen habt, da rauszukommen. Wir haben,
finde ich, recht gut zusammengearbeit, wenn man bedenkt, daß wir uns gar nicht
kannten. Ich halte es aber für ratsam, daß wir uns in einem gewissen Maße miteinander
verständigen und absprechen, damit wir in Zukunft noch besser zusammenarbeiten
oder uns auch gegenseitig Aufgaben abnehmen können. Also: Wir arbeiten für eine
Organisation namens ›Der Kreis‹ . Jemand hat euch von
uns erzählt und daß wir hier sind, denn ihr habt meinen Namen gekannt. War das
jemand vom Kreis oder jemand anders?«
    Â»Ich kenne keinen
Kreis. Die Information über eine Fördermine bei Terrek haben wir von einem
namenlosen Schmetterlingsmenschen erhalten.«
    Â»Mann oder Frau?«
    Â»Mann.«
    Â»Verstehe.« Nach einer
Beschreibung zu fragen war sinnlos, denn Rodraeg war Estéron, dem
Schmetterlingsmann des Kreises, noch niemals begegnet. »Und der hat euch
erzählt, das Mammut sitzt dort fest.«
    Â»Der hat uns gesagt,
falls wir dort das Mammut finden oder Delbane oder seine Leute einzeln – bitte
am Leben lassen, wenn möglich.«
    Â»Wenn möglich.« Rodraeg
lächelte. »Ihr habt nicht gerade den Ruf von Sanftmütigen, stimmt’s?«
    Ijugis, der genau so
wie Onouk immer noch nicht sein Gesicht enthüllte, nickte stolz. »Wir tun, was
für den Kontinent getan werden muß. Wir sind wie Timbares Stamm. Wir machen
nicht viele Worte. Wir schlagen zu und sind wieder weg, noch bevor die Königin
ihre gesalbte Stirn gerunzelt hat.«
    Â»Wir sind anders«,
sagte Rodraeg nachdenklich. »Wir müssen auch Worte machen, denn wir wollen das
Denken der Leute erreichen, nicht nur ihren Schwertarm. Aber vielleicht muß es
uns alle geben, damit wir etwas bewirken können. Ich hoffe, ihr findet gute
Leute, um eure Reihen wieder aufzufüllen.« Rodraeg hielt Ijugis die Hand hin,
der ergriff und drückte sie.
    Â»Einen haben wir
schon«, sagte der Erdbebenmann. »Migal kommt mit uns.«
    Rodraeg senkte den
Kopf. Er hatte so etwas schon kommen sehen. »Migal kann gehen, wohin er will.
Aber wir brauchen ihn noch für einen Tag, um Bestar nach Terrek zu tragen.
Hellas und ich sind nicht kräftig genug.«
    Â»Das geht nicht,
Rodraeg«, sagte Migal und trat hinzu. »Wenn ich jetzt nicht gleich mit ihnen
mitgehe, hole ich sie mit meinem Fuß nicht mehr ein.«
    Â»Was wird aus Bestar?«
    Â»Das ist mir vollkommen
egal.«
    Rodraeg hob beschwörend
beide Hände. »Migal, er hat dir das Leben gerettet, als er deinen Fuß
zerschlug!«
    Â»Sterben ist nicht
weiter schlimm, und er

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