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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Mund zuhielt, um ihm am Husten zu hindern.
    Â»Leute kommen durch den
Wald«, zischte er. »Mindestens zehn, aufgefächert. Ohne Pferde.«
    Rodraeg kämpfte gegen
den Husten an, schluckte und räusperte sich. »Gardisten?«
    Â»Kann ich nicht
erkennen.«
    Rodraegs Gedanken
rasten. Wenn es Gardisten waren und sie an ihnen vorbeiliefen, gewannen sie
Zeit, denn die Gardisten würden sich gewiß stundenlang im Talkessel aufhalten,
um sich ein Bild von der Gesamtlage zu machen. Andererseits: Wie weit konnte er
Bestar selbst innerhalb mehrerer Stunden noch schleppen? Eine Meile? Zwei? Er
belog sich selbst, wenn er annahm, Terrek auf diese Art und Weise erreichen zu
können.
    Was, wenn es Terreker
waren, die dort kamen, aufgescheucht durch die ersten Geflohenen, die atemlos
und mit zerfetzter Kleidung friedlich schlafende Bürger aus den Betten
getrommelt hatten? Wenn es Terreker waren, gab es Hoffnung. Wenn es sich
allerdings um Arbeiter handelte, die zurückkamen, um nach dem Rechten zu sehen,
dann mußte vor allem er damit rechnen, für seinen Verrat an Zembe und Hallsass
totgeschlagen zu werden.
    Wenn es Gardisten
waren, und es waren keine Arbeiter bei ihnen, dann konnten sie sich als
versprengte Arbeiter ausgeben. Vor ein paar Stunden hatte Rodraeg noch zu
Hellas gesagt, man müsse Bestar für einen Angreifer halten, weil ein
Kruhnskriegerspeer in ihm steckte, aber da hatte er sich geirrt. Schließlich
waren die einfachen Arbeiter auch mit Speeren beworfen worden. Cilf Daubs zum
Beispiel. Vielleicht konnten sie Bestar den Näherkommenden in den Weg legen,
damit sie ihn fänden, mitnähmen und versorgten.
    Â»Keine Uniformen«,
versorgte Hellas ihn mit neuen Beobachtungen.
    Â»Also Terreker.
Erkennst du welche wieder?«
    Â»Bislang nicht. Es sind
genau zehn. Wenn sie nicht die Richtung ändern, gehen sie rechts oberhalb an
uns vorbei.«
    Rodraeg versuchte,
neben Hellas durchs Blattwerk zu spähen, aber er sah fast gar nichts. Das merkwürdige
Dämmerlicht schlierte alles grau in grau, und seine Augen waren immer noch
gereizt und störrisch. Wieder preßte ein Hustenreiz von innen gegen seinen
Hals, wieder kämpfte er ihn nieder.
    Â»Hellas, mit Bestar
kommen wir so nicht mehr weiter. Sag mir, daß keine Arbeiter unter ihnen sind,
und ich gebe mich zu erkennen.«
    Â»Ich bin mir nicht
sicher. Ich habe mir ja nicht alle Gesichter merken können von den Fertigern
und denen, die dauernd draußen geschlafen haben.«
    Â»Sehen welche schmutzig
aus? Rußig?«
    Â»Eigentlich nicht. Aber
sie könnten sich im Bach gewaschen haben.«
    Rodraeg kaute auf
seiner Unterlippe. »Ich riskiere es. Falls sie sofort brüllend auf uns
zustürmen, setzt du dich ab, schlägst dich nach Warchaim durch und erstattest
Naenn Bericht. Tust du das für mich?«
    Hellas lächelte.
»Rodraeg, du bist wirklich ein heiliger Narr. Wir machen es genau andersherum.
Du bist unverletzt und kannst dich viel besser durchschlagen, und außerdem bist
du viel wichtiger für Naenn als ich. Hier, nimm meinen Rucksack und mein Geld.«
Ohne die Einwände Rodraegs abzuwarten, stand Hellas auf, hob beide Hände und
rief: »Heda, ihr! Helft mir bitte, ich habe einen Verwundeten hier!«
    Rodraeg krallte sich
den Rucksack und kroch auf allen vieren seitwärts. Hellas’ Argumente waren
richtig, aber er hatte sich schon darauf gefreut, endlich husten zu dürfen.
    Die zehn Terreker kamen
langsam näher. Einer von ihnen rief: »Wer seid Ihr?« Niemand rief: Da sind die
Verräter!
    Â»Wir waren Gefangene in
der Höhle, als der heutige Angriff begann. Mit Müh’ und Not sind wir lebend
rausgekommen, aber wir sind zwischen die Fronten geraten, und es hat uns
ziemlich erwischt.«
    Ein alter Mann mit
weißem Vollbart gab den anderen ein kaum wahrnehmbares Zeichen, und alle
blieben stehen. »Wir haben von euch Gefangenen gehört«, sagte er leise, aber
Hellas konnte ihn trotz der noch zwanzig Schritt Entfernung gut verstehen. »Ihr
habt im Endregen das verborgene Tal angegriffen.« Endregen war der Name für die
dritte und letzte Woche des Regenmondes.
    Rodraeg erhob sich nun
auch, denn er fürchtete, daß Hellas etwas Unbedachtes sagen würde. Sofort
wandte sich aller Aufmerksamkeit ihm zu. »Das ist richtig. Wir sind
hierhergekommen, um die Verschmutzung des Lairon-Sees zu unterbinden.«
    Â»Wie ist das

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