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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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möglich?«
fragte der Alte. »Weshalb kommt Ihr von weit her, um etwas zu leisten, das
eigentlich wir hätten leisten müssen?«
    Rodraeg hustete nun
erstmal ausgiebig und entschuldigte sich dann dafür. »Manchmal kann man etwas
nicht im ganzen betrachten, wenn man zu nahe dran ist. Wir sind
hierhergekommen, weil man uns sagte, ein reiner Lairon sei wichtig für den
Kontinent.«
    Â»Aber ihr habt gekämpft
und getötet im Tal, genau wie die heute nacht.«
    Â»Ich bin waffenlos ins
Tal gegangen.« Rodraeg sagte jetzt nur noch die Wahrheit, denn der Alte hatte
ein gutes Gesicht, und sie waren auf seine Hilfe angewiesen. »Dann hat man uns
angegriffen, und wir haben uns verteidigt. Wir hatten unsere Kämpfe mit den
Pferdefressern, aber keine mit den Terrekern.«
    Der Alte kam näher, bis
er auch Bestar liegen sehen konnte. Die neun anderen blieben seitlich und
hinter ihm stehen, nie allzu weit entfernt.
    Â»Ihr seid Achildea,
nicht wahr?« riet Rodraeg. »Ich habe von Euch reden gehört während meiner
Gefangenschaft. Man verdächtigte uns, mit Euch gemeinsame Sache zu machen, aber
leider war das nicht der Fall. Wir hätten uns einundvierzig Tage Fronarbeit
ersparen können, wenn wir vorher von Euch erfahren hätten.«
    Der Alte sank auf ein
Knie und untersuchte Bestar mit sachkundigen Handgriffen. »Mit dieser Wunde
müßte er längst tot sein. Seid Ihr ein Heilmagier?«
    Â»Leider nein. Ich habe
ihm einen Kräutertrank eingeflößt. Scheinbar ein guter Trank.«
    Â»Offensichtlich.
Dennoch müssen wir den Speer bald entfernen. Die Spitze war sicher nicht
sauber. Niers, kümmere dich darum. Nimm dir zwei Mann und tragt ihn zu mir nach
Hause. Holt Geskara hinzu. Ich will mir erst noch die Quelle ansehen.«
    Â»Seid vorsichtig im
Tal«, warnte Rodraeg. »Der Nebeldampf ist immer noch giftig und gefährlich dort
unten. In der Höhle ist ein tapferer Mann gefangen, den Ihr so schnell wie
möglich befreien solltet. Auch die Pferde müssen geborgen werden.«
    Â»Wir werden uns darum kümmern«,
beruhigte ihn der Alte. »Zu lange haben wir nur abgewartet und um Worte
gerungen, jetzt sind wir hier. Ja, ich bin Gimon Achildea. Wie lauten Eure
Namen?«
    Â»Rodraeg Talavessa
Delbane. Das dort ist Hellas Borgondi, der Verwundete ist Bestar Meckin. Wir
nennen uns das Mammut.«
    Â»â€ºDas Mammut‹, soso.
Ich habe noch nie ein Mammut in meiner bescheidenen Hütte zu Gast gehabt. Es
soll mir eine Ehre sein, sobald ich dafür Zeit finde. Nun hurtig.«
    Niers, ein schlaksiger
Waldläufer mit Ziegenbärtchen, führte sie auf verschlungenen und umständlichen
Pfaden nach Terrek. Er erklärte, er wolle Gardisten und Schaulustigen
ausweichen, und Rodraeg fand das sehr beruhigend. Bestar wurde von zwei
kräftigen Männern getragen, Rodraeg fühlte sich in guten Händen und hatte es
gar nicht mehr eilig.
    Â»Danke für deinen
Wagemut. Du warst bereit, dich für mich zu opfern«, raunte er Hellas zu.
    Â»Ach, Unsinn«, wehrte
dieser ab. »Vor Gardisten, Banditen und Söldnern muß man sich hüten. Aber mit
alten Männern und besorgten Bürgerlichen kann ich es noch aufnehmen, selbst mit
einer Hand.«
    Sie überquerten den
Lairon-Fluß auf einer kleineren, gebrechlicheren Brücke als der, die auf
geradem Weg zum See führte. Die Sonne stand schon über den Bäumen, es war warm,
der letzte Flußfrühnebel bereits verflogen. Terrek war erwacht und wirkte
geradezu entvölkert, denn die meisten Bürger drängten sich vorm Rathaus, um
Neuigkeiten zu erfahren und weiterzugeben. Heute war ein ungewohnter, ein
furchterregender Tag. Terreker waren getötet worden bei Kämpfen an einer
verborgenen Arbeitsstelle im Wald. Die Mörder waren entkommen und wurden in der
Umgegend gesucht. Gardisten verhörten Zeugen und Verwundete. Bei Gesprächen
unter Terrekern bildeten sich unterschiedliche Meinungen heraus. Einige sagten,
es sei eine Schande, daß die Waldmine so oft angegriffen worden sei. Andere
sagten, sie hätten von Anfang an geahnt, daß mit der Waldmine Ungemach in
Terrek Einzug halten würde.
    Bestar, Rodraeg und
Hellas wurden von Niers durch schmale Gäßchen und über verwinkelte Innenhöfe an
allen Gaffern vorbeigeschleust. Durch eine Gartentür betraten sie das Haus des
alten Mannes, wo der Waldläufer Achildeas Ehefrau Sefahe in

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