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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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knappen Worten über
das Mammut in Kenntnis setzte. Sefahe, eine winzige, energische Dame im selben
Lebensalter wie ihr Mann, begrüßte die Fremden und führte sie über eine breite
Treppe in den Keller. Dort richteten die Männer schnell ein Lager für Bestar,
entkleideten ihn, legten ihn darauf und wuschen ihn. Sefahe eilte aus dem Haus,
um die Heilerin Geskara zu holen. Rodraeg und Hellas machten sich inzwischen
über bereitgestelltes Brot und Käse her und stopften sich die Bäuche voll.
Ihnen war in der Höhle vor lauter Arbeit und Müdigkeit kaum zu Bewußtsein
gekommen, wie sehr sie Hunger gelitten hatten.
    Sefahe kehrte mit der
Heilerin zurück. Geskara war eine leicht wunderliche, umfangreiche Alte mit
rotgefärbten filzigen Haaren, die allerlei Krempel in mehreren Täschchen
mitgebracht hatte, sich nun singend die Ärmel hochband und damit begann, Bestar
den Speer aus dem Leib zu ziehen. Bestars Hände hielten den Schaft immer noch
umkrampft, also mußte der Klippenwälder erst betäubt werden, indem Geskara ihm
den Dampf eines ätherischen Kräutertees in die Nase hauchte. Daraufhin
entspannten sich Bestars Hände und gaben den Speer frei. Hellas sah
interessiert zu, wie das Metall aus der Wunde schlüpfte. Rodraeg wurde
schlecht, und er mußte sich zusammenreißen, das frisch aufgenommene Essen nicht
gleich wieder von sich zu geben.
    Geskara nähte und
reinigte auch innerhalb der Wunde. »Erstaunlich, erstaunlich«, äußerte sie in
singendem Tonfall. »Es müßte viel mehr bluten und viel mehr Durchmischung sein.
Mir scheint, er wurde bereits behandelt?«
    Â»Ich kann Euch einen
Kräutermenschen namens Luriz nur empfehlen«, erläuterte Rodraeg. »Von Luriz
habe ich den Trank erhalten, der Bestars Wunde besänftigte.«
    Â»Was lustig ist«,
kicherte Geskara. »Ein Trank bei einer Bauchwunde. Das ist wie Schnaps ins
Feuer gießen, um zu löschen. Die Götter müssen Euch wertschätzen, mein Junge,
allen voran Kjeer.«
    Rodraeg war
erschrocken. »Ich habe keine Ahnung von Heilkunde«, gab er zu.
    Â»Dann lernt, mein
Junge, lernt. Wenn Ihr wandeln wollt in einem Felde, darin Speere, Schwerter
und Äxte blühen – lernt wenigstens, auf Eure Freunde achtzugeben.« Summend
nähte sie weiter.
    Oben wummerte es an die
Haustür. Sefahe eilte hoch und schloß die Kellertür hinter sich. Es waren
Gardisten. Sie wollten das Haus durchsuchen. Mit klarer Stimme entgegnete
Sefahe: »Sobald Ihr mir ein vom Hauptmann unterzeichnetes Gesuch vorlegt, lasse
ich euch gern herein. Aber ich habe gestern und vorgestern zwei Tage meines
nicht mehr lange währenden Lebens damit verbracht, die gute Stube für den
Sommer zu putzen und herzurichten, und ich werde nicht erlauben, daß ihr mit
euren schmutzigen Straßenstiefeln ohne bedeutsamen Anlaß darin herumtrampelt.«
Die Haustür fiel wieder ins Schloß. Rodraeg hustete ausgiebig. Sefahe kam nach
unten.
    Â»Ihr müßt leider hier
fort. Abachran, dieser alte Geier, verdächtigt uns schon die ganze Zeit, daß
wir mit jedem zusammenarbeiten, der etwas gegen die Waldmine hat. Was wir
sicherlich auch gerne getan hätten, wenn wir nur hätten ahnen können, daß sich
so viele auf unserer Seite finden.« Sie seufzte tief. »Ihr armen jungen Leute.
Ihr solltet die Sünden der Alten nicht ausbaden müssen.« Rodraeg fand es
erfrischend, hier dauernd als »jung« bezeichnet zu werden.
    Â»Sie können bei mir
unterkommen«, schlug Niers vor. »Ich habe nur eine winzige Hütte, aber für ein
paar Tage sollte es gehen.«
    Â»Dürfen wir Bestar denn
bewegen?« fragte Rodraeg die Heilerin.
    Â»Jetzt eher als vorher.
Ich werde noch eine Paste auftragen, die der Wunde hilft, sich zu schließen. Er
darf jetzt zwei Tage und zwei Nächte lang nichts essen und trinken, aber er hat
genug Substanz, um das zu überstehen. Euer Husten dagegen gefällt mir gar
nicht, mein Junge.« Sie nahm Rodraeg scharf in Augenschein. »Habt Ihr blutigen
Auswurf?«
    Â»Nein, das ist
nur … der viele Rauch in der Höhle. Hat mich ganz mürbe gemacht.«
    Â»Damit ist nicht zu
spaßen. Ich bringe Euch ein Kraut zu Niers, das ich erst noch suchen muß. Kaut
es, wenn Euch Euer Leben lieb ist. Kaut, bis Eure Spucke grünt.«
    Unwillkürlich nahm
Rodraeg Haltung an. »Sehr wohl. Vielen

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