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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Speis
und Trank läßt sich alles Nötige besser besprechen.« Er wartete keine Reaktion
ab, sondern ging gemessenen Schrittes vor zur Eingangstür des großen
Wirtshauses und hoffte, daß ihm überhaupt jemand folgte.
    Der reservierte Tisch
für sechs war beinahe der einzige noch freie im Habicht .
Hier ließen es sich alle Bürger Warchaims munden, denen die Stuben zu teuer, die Kutsche und die übrigen Spelunken
jedoch nicht schmackhaft genug waren.
    Rodraeg nickte dem
Wirtspärchen zu und setzte sich so, daß er die Eingangstür im Blick hatte. Er
wollte ihnen auf den Zahn fühlen, den Männern vom Tempelplatz, sehen, wie sie
sich in einer Öffentlichkeit bewegten, die etwas zurückhaltender und empfindlicher
war als das rohe Gelächter, Gepolter und Humpengestemme in den einfachen
Tavernen.
    Der erste der vier war
ein kleiner Kerl mit wuscheligen Haaren, flinken Augen und einem Gesicht, das
spitz zulief wie das eines Fuchses. Er war noch etwas älter als Rodraeg und
blickte sich im Gastraum um wie jemand, der erstmal sichergehen möchte, daß
sich hier niemand aufhält, der unangenehme Erinnerungen an ihn hegt. Rodraeg
winkte ihm und bedeutete ihm lächelnd, sich zu setzen. Der Kleine blickte
weiter unstet umher, seine Augen blieben nie länger als einen Moment auf
Rodraeg gerichtet.
    Danach kamen beinahe
gleichzeitig zwei große, kräftige Klippenwälder. An ihrer Herkunft bestand kein
Zweifel. Beide trugen die Haare lang und mit etlichen kleineren Zöpfen durchwirkt,
gekleidet waren sie in struppige Fellwesten über rauhen Hemden und Stoffhosen,
und beide hatten jeweils ein Schwert und ein höchstwahrscheinlich gesägtes
Kampfmesser am Gürtel hängen. Sie bewegten sich breitbeinig und selbstbewußt,
aber sie konnten unmöglich Veteranen der ewig umkämpften Stadtfestung Galliko
sein, eher die Söhne solcher Veteranen. Rodraeg schätzte sie auf höchstens
zwanzig.
    Sie setzten sich an den
Tisch, ohne die übrigen Gäste eines Blickes zu würdigen. Der eine der beiden
Klippenwälder hatte ein hübsches, ernstes Gesicht, der andere war eher häßlich
und entblößte beim Grinsen große, schiefe und nicht vollständige Zähne.
    Der vierte und letzte
war ein Mann in den Zwanzigern mit dunkler, fast schwarz zu nennender Haut. Er
trug Handschuhe, einen warmen Mantel und sogar eine gestrickte Mütze auf dem
Kopf. Für einen, der so weit aus dem Süden kam wie er, war wohl selbst diese
Jahreszeit noch zu kalt. Dunkelhäutige Menschen waren selten auf dem Kontinent
und deshalb auf dem Sklavenmarkt von Diamandan teurer noch als Riesen. Sie
lebten entweder im südwestlichen Regenwald, in dem alles Getier giftig war und
einem Hellhäutigen im allgemeinen eine Lebenserwartung von wenigen Stunden
vorhergesagt wurde, oder im noch größeren und geheimnisvolleren Regenwald des
Südostens, den die grauenhaften Spinnenmenschen beherrschten.
    Rodraeg war ehrlich
überrascht, einen solchen Gast an seiner Tafel zu finden, und nickte diesem
besonders freundlich zu, doch der Dunkelhäutige blieb abwartend und
unverbindlich. Er hatte ein sehr ebenmäßiges Gesicht mit ruhigen,
ausdrucksvollen Augen.
    Â»Zuerst möchte ich euch
allen danken, daß ihr meiner Einladung gefolgt seid«, begann Rodraeg in
gutgelauntem Tonfall. »Wie auch immer dieses Gespräch ausgehen möge, egal, ob
wir uns handelseinig werden oder nicht – die Rechnung für diesen Tisch geht auf
mich und ihr könnt an Essen und Trinken bestellen, was euch beliebt.«
    Â»Das klingt klasse«,
strahlte der häßliche Klippenwälder, winkte die Wirtin heran und fing sofort
mit einer umfangreichen Bestellung an. Der andere Klippenwälder bestellte einen
Gang weniger, der Kleine nur etwas Hochprozentiges zu trinken und der Dunkelhäutige
gar nichts. Rodraeg verspürte keinen Hunger – dafür war er viel zu aufgeregt
und konzentriert – und bestellte für sich nur eine kleine Käseplatte mit
verschiedenen Brotsorten und einen Krug weißen Wein.
    Â»Nachdem das erledigt
ist«, fuhr Rodraeg fort, »möchte ich mich vorstellen. Ich bin Rodraeg Talavessa
Delbane, geboren in Abencan in den Feldern der Sonne. Ich vertrete heute und in
absehbarer Zukunft die Interessen einer Gruppe, die sich Mammut nennt. Wollt
ihr euch vielleicht auch kurz vorstellen, dann wissen wir, mit wem wir es hier
zu

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