Die dunkle Quelle
würdet
ihr gehen?«
Rodraeg schluckte, weil
er vier Augenpaare auf sich spürte. »So weit, wie es notwendig ist, um die
Mission durchzuführen.«
Der Dunkelhäutige
lächelte. »Falsch. Was du meinst, ist: So weit, wie du gehen kannst, ohne
deinen anerzogenen und im Königreich erlernten Sinn für Anstand und
Menschlichkeit zu verletzen. Und das ist nicht weit genug. Das ist nie und
nimmer weit genug, wenn du für die groÃen Dinge einstehen willst, die älter,
mächtiger und wilder sind als jede Menschlichkeit. Ihr werdet scheitern. Schon
im nächsten Jahr in dieser Jahreszeit wird es euch nicht mehr geben. Ihr werdet
ein gut gemeinter Versuch gewesen sein, nicht mehr und nicht weniger. Ein
Versuch anständiger Menschen, einmal im Leben etwas Wichtiges zu tun. Aber es
gibt kaum etwas Peinlicheres als das, und du kannst mir glauben: Die Götter
können auf gut gemeinte Hilflosigkeit verzichten.« Er erhob sich und machte
Anstalten zu gehen. Rodraeg wollte noch nicht so schnell aufgeben.
»Wenn du so erfahren
und groÃartig bist, dann hilf uns zu Anfang, damit wir die Fehler von Kindern
vermeiden können und gleich richtig in Schwung kommen.«
»Es ehrt dich, daà du
Hilfe annehmen willst. Aber ich habe leider keine Zeit für euch, ich werde im
Süden gebraucht. Der einzige Rat, den ich euch geben kann, ist: Macht nicht
mehr kaputt, als ihr aufbaut.« Er wandte sich nun wirklich ab und ging gruÃlos
Richtung Tür.
»Timbare?«
Rodraegs Stimme
erreichte ihn kurz vor dem Ausgang. Er blieb noch einmal stehen.
»Wenn ihr eines Tages«,
formulierte Rodraeg sorgfältig, »unsere Hilfe braucht, dann weiÃt du, wo du uns
erreichen kannst.«
Timbare verlieà lachend
den Ehernen Habicht .
Gorik wischte sich
Schweià von der Stirn und wand sich unbehaglich auf seinem Stuhl.
»Also, ähhh, ich
glaube, für mich ist das auch nichts. Ihr seid Waldbehüter, Glaubensstreiter
oder sowas in der Art. Ihr legt euch mit der Königin an und Leuten, die Macht
und Einfluà haben. Das ist nicht klug. Sowas kann sogar ausgesprochen dumm
sein. Und wie war das nochmal mit der Bezahlung?«
»Recht wenig zu Beginn,
später womöglich mehr.«
»Ich bin kein
Feigling«, haspelte Gorik. »Ich habe schon so manches Ding gedreht, das nicht
schnurgerade war. Aber die Kasse muà stimmen. Die Kasse rechtfertigt alles.
Wenn die Kasse nicht stimmt, dann â wozu sich anstrengen? Wozu sich einsetzen
für Sachen, die gar nicht zu gewinnen sind? Was habe ich davon, als Held zu
sterben? Und Götter und Magier und nichtmenschliche Wesen sind mir unheimlich,
damit will ich lieber nichts zu tun haben.«
»Dann steh auf und geh.
Kein Problem.« ÃuÃerlich war Rodraeg ruhig, obwohl in ihm Verzweiflung und Zorn
miteinander rangen.
Gorik stand tatsächlich
auf, langsam und fahrig. Sein Blick flackerte von einem zum anderen.
»Nichts für ungut. Ich
kann meinen Schnaps auch selber bezahlen.«
»Du bist eingeladen.«
Rodraeg brachte jetzt ein freundliches Lächeln zustande.
»Gut. Danke. Dann
wünsche ich euch noch viel Erfolg bei was immer ihr vorhabt.«
»Danke.«
Dann verschwand auch
Gorik durch die Tür.
Das Schankmädchen
nutzte genau diesen Moment, um Rodraeg, Bestar und Migal das Essen zu
servieren. Rodraeg hatte keinen Appetit mehr und schob die Käseplatte erstmal
von sich, aber die beiden Klippenwälder langten kräftig zu.
»Und?«, fragte Rodraeg.
»Was ist mit euch beiden?«
Bestar sprach mit dem
Mund voller Speisebrei. »Für mich klingt die Sache ziemlich gut. Ein Dach überm
Kopf, regelmäÃig was zu essen, Reisen in gefährliche Gebiete â¦Â«
»â¦Â Kämpfe gegen
königliche GroÃkotze in albernen Prunkuniformen«, führte Migal fort, »geheimnisvolle
Völker und Orte â¦Â«
»â¦Â keine Langeweile,
weil immer wieder ein neuer Auftrag reinkommt â¦Â«
»â¦Â zusammenarbeiten mit
anderen angeheuerten Kriegern, wie in einer kleinen Armee â¦Â«
»â¦Â das mit dem Wald und
dem See geht für uns auch in Ordnung, wir stammen aus den Klippenwäldern und
sind es gewohnt, uns in Wäldern und an Seen aufzuhalten â¦Â«
»â¦Â vielleicht müssen
wir ja auch mal auf dem Meer fahren? Das würden wir sehr gerne mal erleben«,
schwärmte Migal.
Rodraeg zuckte
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