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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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im
Laden der gegenüber wohnenden Familie Von Heyden vorstellig, aber die Stoffe,
mit denen dort gehandelt wurde, waren für die Verhältnisse des Mammuts einfach
zu teuer. Also besorgte sie alles Notwendige im Geschäft namens ›Vierfaden‹.
    Rodraeg und Cajin
wuchteten inzwischen den Tisch durch die Stadt. Angeregt von ihrem Erfolg
kauften und schleppten sie anschließend noch ein zu einem Kerzenleuchter
umgebautes großes Wagenrad vom Schmied Ulric herbei, aber als es dann darum
ging, das Wagenrad unter der Decke des großen Versammlungsraumes anzubringen,
waren sie beide mit ihren Kräften am Ende und entgingen nur knapp einem bösen
Unfall. Das Wagenrad blieb erst mal an die Wand gelehnt stehen.
    Am späten Nachmittag
kümmerten sich Naenn und Rodraeg zusammen um die Betten, während Cajin zum
Rathaus ging, um dort das Mammut aus der Encyclica abzuzeichnen.
    Am Abend machte Rodraeg
sich aufbruchsfertig, um diese anderen zu finden. Er wollte ohne Waffen gehen.
    Cajin war damit
beschäftigt, ein Mammut an die Eingangstür zu malen. Es sah nicht so gewaltig
und kompliziert aus wie in der Encyclica, sondern war eher schlicht und flächig
von der Seite dargestellt, mit einem großen, zu einem nicht ganz geschlossenen
Kreis gebogenen Stoßzahn.
    Â»Ich habe es vereinfacht«,
erläuterte Cajin. »Man soll klar erkennen können, daß es ein Mammut ist, aber
man soll auch selbst in der Lage sein, dieses Mammut mit wenigen Strichen zu
zeichnen. Falls ihr mal irgendwo Nachrichten hinterlassen müßt oder
Botschaften, die nicht jeder sofort verstehen soll.«
    Â»Sehr gut, großartige
Idee«, lobte Rodraeg.
    Â»Das Symbol des Kreises
ist ebenfalls enthalten. Im Stoßzahn.«
    Â»Das habe ich bemerkt.
Ein ausgezeichnetes Wahrzeichen. Wir sollten lernen, unsere Briefe so zu
signieren.«
    Â»Mal sehen, wer von den
Männern oder Frauen überhaupt schreiben kann.«
    Â»Stimmt. Es wäre wohl
zuviel verlangt, das auch noch zur Bedingung zu machen.«
    Naenn trat hinzu und
betrachtete lächelnd das Mammut.
    Rodraeg räusperte sich.
»Also. Drückt mir die Daumen, daß ich heute schon jemanden mitbringen kann und
die ganze Sache nicht allzu unerfreulich wird.«
    Â»Sollen wir etwas zu
essen vorbereiten?«
    Â»Nein. Ich esse mit den
Bewerbern im Habicht . Das ist einfacher.«
    Â»Wieviel Geld wirst du
ihnen als Bezahlung anbieten?« fragte Naenn.
    Â»Wieviel haben wir denn
noch übrig?« gab Rodraeg die Frage an Cajin weiter, der den Haushalt führte.
    Â»Wenn wir das abziehen,
was du uns gestern vorgestreckt hast, bleiben uns noch genau 158 Taler.«
    Â»Das ist in etwa so
viel, wie man einem einzigen Abenteurer dafür zahlen sollte, daß er sich in
Gefahr begibt«, lächelte Rodraeg. »Ich werde wohl improvisieren müssen.«
    Â»Viel Glück«, wünschten
Naenn und Cajin mit bangen Gesichtern, und Rodraeg ging los.
    Er schlenderte zur
Nord-Süd-Hauptstraße und mußte dieser einfach nur nach Süden folgen, um auf
Tempel und Habicht zu treffen. Es nieselte leicht,
der Abend wirkte frostiger als die zuvor. Die Sonne machte sich westlich der
Stadt ans Untergehen und ließ das auf seinem Hügel stehende Schloß Figelius als
einziges Gebäude der Stadt flammend leuchten.
    Rodraeg wollte nicht zu
früh am Alten Tempel ankommen, deshalb schlug er noch einen Umweg über den
Marktplatz ein. Die letzten Buden wurden dichtgemacht und die Waren gegen eine
womöglich regnerische und windige Nacht gesichert. Rodraeg betrachtete den
mächtigen Schatten der Rinwelinde, der die ganze östliche Häuserfront wie ein
tausendarmiger Tintenfisch emporwucherte. Aus der Schmiede des Waffenmachers
Teff Baitz glühte ein tanzendes Licht.
    Rodraeg wartete, bis
das Abendrot zum Trugbild wurde, sich auflöste und in beginnendem Dunkel
zerfaserte. Dann ging er am Marktkontor vorbei nach Westen, vorüber am
Eckgebäude des Ehernen Habichts und auf den
Ruinenplatz.
    Vier Männer lungerten
hier im Halbdunkel herum; zwei von ihnen saßen direkt nebeneinander auf einer
umgestürzten Säule, die beiden anderen hielten sich abseits und für sich.
    Rodraeg stellte sich
auf einen niedrigen Säulenstumpf, so daß alle vier ihn sehen und hören konnten
und sagte laut: »Alle, die wegen des Mammuts hier sind, mögen mir bitte nach
dort drüben in den Ehernen Habicht folgen. Bei

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