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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Anfang an nur ein paar Wochen Zeit hat und dann weiter seines Weges ziehen
möchte, werde ich ihn voraussichtlich nicht nehmen. Ich will die Gruppe nicht
alle paar Tage neu zusammensetzen müssen.«
    Gorik lehnte sich vor.
»Und wer bezahlt die Gruppe?«
    Â»Wir haben feste
Auftraggeber.«
    Â»Aber keinen festen
Mondessold oder sowas?«
    Â»Noch nicht. Das hängt
auch von der Auftragslage ab.«
    Gorik ächzte. »Das
klingt nicht gut. Ich stürze mich doch nicht in irgendwelchen Mist für nichts!
Und was soll das mit dem Wald und dem See? Was sollen das für Aufträge sein?
Wen kümmert sowas?«
    Â»Es geht um die
Götter«, sagte der Dunkelhäutige langsam. »Erde und Feuer und Wasser und Luft.
Der Kontinent und die, die ihn schufen. Du sagst, sie brauchen Hilfe.«
    Rodraeg nickte. »Ja.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Magisch begabte Wesen
haben es mir erzählt.«
    Â»Aber hast du es auch
mit eigenen Augen gesehen?«
    Â»Bislang noch nicht.«
    Â»Dann beantworte mir
eine Frage, Sonnenfelder: Wie weit würdest du gehen? Du sagst, du willst die
Gesetze nicht brechen. Aber du sagst auch, du willst den Elementen helfen, also
Dingen, die viel größer und ewiger sind als Gesetze. Für mich ist das ein Widerspruch.
Für mich sind das Worte – schön, aber hohl.«
    Â»Ich stehe noch am
Anfang bei dieser Aufgabe. Ich bin bereit zu lernen. Wenn du so dermaßen mit
Feuereifer bei der Sache bist, bist du mir hochwillkommen. Vielleicht können
wir uns gegenseitig helfen.«
    Â»Daraus wird wohl
nichts. Auch ich vertrete eine Gruppierung. Uns gibt es schon seit fast zwanzig
Jahren, mein Vater war einer der Gründer. Sein Name war Timbare, und seit
seinem Tod führe ich diesen Namen fort.« Gorik, Bestar und Migal folgten dem
Gespräch mit halb offenen Mündern.
    Â»Wofür steht eure
Gruppe, Timbare?« fragte Rodraeg.
    Â»Wir kämpfen seit
zwanzig Jahren dagegen an, daß skrupellose Geschäftemacher den südwestlichen
Regenwald roden und einebnen, um aus dem Holz der alten Bäume Möbelstücke für
reiche Schloßbesitzer zu machen und aus dem Land Grundstücke für Familien, die
beim Wohnen einen Ausblick auf den höchsten Berg des Kontinents haben wollen.
Wir kämpfen dagegen, daß unsere Frauen und Männer als Sklaven nach Diamandan
verschleppt werden, und dagegen, daß die Königin Schatzfinder in unseren Wald schickt,
die heilige Orte entweihen, um mit geraubtem Goldschmuck die Kassentruhen des
Königreiches zu füllen. Wir kämpfen gegen Plünderer, die von der Seeseite aus
in den Wald einfallen, um seltene und götterverbundene Tiere abzuschlachten und
aus ihren Fellen und Häuten Bekleidung für die höfischen Ausschweifungen
Aldavas zu machen. Wir kämpfen gegen das Königreich der Weißhäutigen, weil es
mit lächerlichen Forderungen nach Steuern und Landabgaben zu uns kommt, während
es uns hinterrücks beraubt und ermordet und als Nutzvieh betrachtet.« Timbare
hatte es tatsächlich fertiggebracht, so ruhig und leise zu sprechen, daß
niemand außerhalb dieser Runde auf ihn aufmerksam wurde.
    Er fuhr fort, nachdem
ein Schankmädchen die Getränke gebracht und Gorik und Bestar ihre Becher mit
einem Zug geleert hatten. »Ich war hier im Mittelland, um mich mit alten
Freunden zu treffen – Freunden, die uns seit Jahren unterstützen, mit Geld und
Material. Ich halte immer die Augen offen und interessiere mich für alles Neue,
das sich im Königreich tut. Ich finde es hochinteressant, daß sich hier in
Warchaim eine Gruppe namens Mammut bildet. Aber diese Gruppe ist weiß. Weiß in
jeder Hinsicht.«
    Â»Du irrst dich«, hielt
Rodraeg dagegen. »In unserer Gruppe und auch unter unseren Auftraggebern
befinden sich Lebewesen, die viel fremdartiger sind als einfach nur ein Mensch
mit einer dunkleren Hautfarbe. Auch ich selbst habe eine dunklere Haut als die
Bewohner der Mitte und des Nordens, aber das ist so wenig eine Leistung, wie es
ein Makel ist.«
    Â»Das meine ich nicht.
Nicht nur. Ich meine ›weiß‹ im Sinne von unbefleckt. Ihr wißt noch nicht, was
es bedeutet, sich die Hände schmutzig zu machen. Wir dagegen sind es gewöhnt,
mit dem Rücken gegen die Wand zu stehen und mit Klauen und Zähnen kämpfend im
Blut unserer Feinde und Kinder zu waten. Deshalb meine Frage: Wie weit

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