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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Mission dabei sein willst, bist du dabei.«
    Naenn zog die Stirn
kraus und rang mit sich. Schießlich gab sie sich einen Ruck. »Abgemacht.« Sie
reichten sich förmlich die Hand, ganz wie am Anfang, im leuchtenden Rathaus.
Rodraeg spürte, daß sie sich schlagartig wieder weit voneinander entfernt
hatten. Er fühlte sich schäbig und unwohl deswegen. Ein sehr, sehr schlechter
Start für die erste Mission.
    Die nächsten beiden
Stunden vergingen mit dem Einkaufen von Proviant und Ausrüstung. Sie gingen zu
sechst in die Stadt, um alles Nötige aussuchen und packen zu können.
    Obwohl man sich
unterwegs in kleineren Ortschaften und einzelnen Höfen immer wieder mit Nahrung
versorgen konnte, hielt Rodraeg es für ratsam, sich von Jagdglück, Bevölkerung
und Wetter möglichst unabhängig zu machen, und kaufte auf dem Markt vier
umfangreiche Proviantpakete für vierzehn Tage. Bei Bep Immergrün erstanden sie
die dafür notwendigen vier Rucksäcke, darüber hinaus noch drei Seile, zwei
Grubenlaternen, einen Wurfhaken und vier neue Nachtdecken.
    Aufgrund der nassen
Jahreszeit hatte das Ausrüstungshaus Immergün gerade gewachste
Kapuzenübermäntel auf Lager, die Kleidung und Körper einigermaßen trocken
halten konnten. Diese Überwürfe waren von trostlos grauer Farbe, aber zur
Tarnung im Gelände war das gar nicht schlecht. Rodraeg kaufte vier zum
Sonderpreis von jeweils zehn Talern und hatte anschließend das gesamte
Mammutvermögen bis auf 24 Taler ausgegeben. Diese 24 Taler übergab er Cajin zu
treuen Händen, für unterwegs wollte er seine eigene Barschaft von noch 37
Talern mitnehmen, damit müßten sie eigentlich auskommen können. Um sich noch
eine richtige Scheide für den Anderthalbhänder anfertigen zu lassen, fehlte die
Zeit. Rodraeg würde das Schwert des Banditen also in der ungewöhnlichen
Umhängetasche aus Aldava mitführen.
    Außer seinem Proviant,
der Wasserflasche und der Decke nahm Rodraeg in seinen Rucksack noch ein zehn
Meter langes Seil, sein Messer, eine Grubenlaterne und sein Zündsteinkästchen.
Bestar und Migal besaßen außer ihren Schwertern noch jeder ein Messer, jeder
zwei Pechfackeln und jeder ein Zündkästchen mit Feuerstein, Stahlplättchen und
Zunder. Deshalb nahm Hellas die zweite Grubenlaterne, während Bestar ein Seil
und den schweren Wurfhaken trug, und Migal das dritte Seil. Was seinen
Langbogen anging, war Hellas mit vierzig Pfeilen in einem wasserdicht
verschnürbaren Köcher bestens ausgerüstet, außerdem trug er noch einen Degen
als Waffe und befestigte außen an seinem Rucksack drei flache Wurfmesser.
    Naenn half den vieren,
mit ihren Kapuzenübermänteln klarzukommen. Wenn man sie richtig anzog, konnte
man sie auch über den Rucksack ziehen. »Mann, wir sehen aus wie bucklige
Wichtel«, brachte Bestar das Ergebnis auf den Punkt.
    Â»Sieh das Gute daran«,
feixte Cajin. »Jeder Gegner, der euch sieht, lacht sich schlapp, und ihr habt
leichtes Spiel.«
    Â»Was redet ihr für
Unsinn?« Energisch trat Naenn hinter den brummigen Bestar und zupfte seine
Kapuze zurecht. »Ihr müßt nur darauf achten, daß die Kapuze oben keinen Zipfel
bildet, dann seht ihr richtig eindrucksvoll aus. Wie Mönche. Mönche mit
Waffen.«
    Â»Ja«, bestätigte
Rodraeg, »wenn wir in dieser Kluft nebeneinander hergehen, müssen wir
aufpassen, daß ehrbare Leute nicht vor uns Reißaus nehmen, weil sie uns für
eine Bande von Kultisten halten.«
    Â»Wir tragen das Zeug ja
nur, wenn’s regnet«, knurrte Migal. »Vielleicht haben wir ja Glück, und der
Regenmond hält sich zurück.«
    Als Rodraeg
abschließend sein Hab und Gut durchforstete, um sicherzugehen, daß er nichts
Wichtiges vergaß, packte er sein Notizpergamentbuch und sein Rasierzeug in
seine Schreibtischschublade, nahm seine beiden Bücher und zeigte sie Cajin.
»Hier. Ein Roman über einen Abenteurer aus dem Thost und ein Gedichtband. Hast
du Lust, sowas zu lesen?«
    Cajins Augen
leuchteten. »Na klar! Ich habe mir noch nie ein eigenes Buch leisten können,
aber ich liebe Bücher! Gedichte. Toll! In Gagezenath habe ich ganze Tage in der
Tempelbibliothek verbracht.«
    Â»Das dachte ich mir
schon. Es ist wichtig, daß du nicht nur den ganzen Tag schuftest, du solltest
dir ruhig mal freie Zeit nehmen. Vielleicht kann ich auf

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