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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Geld, aber die beiden erklärten,
daß sie selbst schließlich auch noch ein paar Münzen übrighätten und die Zeche
für alle begleichen würden, falls Rodraeg zu knauserig sei. Da der Regen wie
Fäden über sie hinwegprasselte und die Straße Schritt um Schritt matschiger an
den Stiefeln saugte, gab Rodraeg nach, und so kehrten sie am frühen Nachmittag
bereits im Feuerstuebchen ein. Dort flackerte ein
Kamin, es wurde Spanferkel und schaumiges Bier aufgetischt, und für den Rest
des Tages waren die Klippenwälder nicht mehr zum Aufbruch zu bewegen. Sie
nahmen den schweigsamen Hellas in ihre Mitte und führten ihn fürsorglich in die
hohe Kunst des Saufens bis zur Bewußtlosigkeit ein. Während der Nacht im von
Schnarchen, Rülpsen, Schneuzen und anderen unappetitlichen Geräuschen erfüllten
Vierbettzimmer sehnte sich Rodraeg in sein fensterloses Kämmerchen in Warchaim
zurück. Aber immerhin prasselte draußen unablässig der Regen, und Rodraeg kam
beim Frühstück mit einem Kräuterhändler ins Gespräch, der noch zwei Tage in
ihre Richtung unterwegs war und auf dessen Planwagen sie mitfahren durften. Als
der Wirt des Feuerstuebchens freundlich lächelnd die
Rechnung präsentierte, reichte das Geld der beiden Klippenwälder natürlich
nicht für die ganzen »Runden für Alle«, die sie im Vollrausch geschmissen
hatten, und Rodraeg mußte noch vier Taler aus seinem Geldsäckel drauflegen. Er
sprach an diesem Tag mit unangenehm schneidender Stimme, um seinen verkaterten
Mitstreitern die Kopfschmerzen zu verursachen, die sie seiner Ansicht nach
verdient hatten.
    Der Planwagen des
Kräuterhändlers Luriz entpuppte sich als klein, aber hoch. Innen hingen ganze
Kräuterbüsche unter der holzverstärkten Decke und verursachten einen stechend
würzigen Geruch, der zum Niesen reizte. Es paßte immer nur ein Gast ins Innere
des Wagens, ein zweiter durfte sich neben Luriz auf den Kutschbock klemmen, und
so wechselten sich die vier Mammutwanderer alle zwei Stunden ab, und zwei von
ihnen gingen im strömenden Regen neben dem von zwei Graueseln gezogenen Wagen
her.
    Luriz selbst war ein
merkwürdiger Kauz, bei dem Rodraeg sich nie ganz klar wurde, ob es sich bei ihm
eigentlich um eine faltengesichtige, männlich wirkende Frau handelte oder um
einen verschroben exaltierten Mann. Jedenfalls wußte Luriz ein paar erlesen
derbe Witze zu erzählen und hatte die beiden Klippenwälder schnell für sich
eingenommen.
    Am Abend des ersten
Tages mit Luriz sichteten sie die ersten Fledersalamander, handgroße, gefräßige
Drachenwesen mit Hautflügeln, die offensichtlich vom Geruch der Kräuter
angezogen wurden. Es waren nur drei, und Luriz verscheuchte sie mit einem
Strohbesen, bat aber die Mammutwanderer, auch nachts ein wachsames Auge auf den
Himmel zu haben.
    Die Nachtwachen
verstrichen ergebnislos, ebenso der überwiegende Teil des zweiten Tages mit
Luriz, aber in der Abenddämmerung, als sie gerade einen Hain hoher Bäume
durchquerten, griffen die Fledersalamander plötzlich in großer Zahl an. Es war
ein ganzer Schwarm, mindestens fünfzig Exemplare, die sich schnatternd und
kreischend über den Planwagen und die Reisenden hermachten. Rodraeg wurde von
fünf Salamandern, die im Sturzflug auf ihn zugerast kamen, umgerissen und
verschwand mit den Füßen nach oben im Straßengraben. Bestar, der auf dem
Kutschbock gesessen hatte und hinuntersprang, rutschte im Matsch aus und
landete fluchend auf dem Hosenboden. Migal dagegen ließ sein Schwert kreisen
und drosch zwei der fangzahnbewehrten Miniaturungeheuer aus der Luft, während
Hellas unter der schützenden Wagenplane blieb und vorsichtig nach draußen
spähte. Luriz kreischte und schimpfte. Pferde wären in diesem Höllenspektakel
sicherlich durchgegangen, aber die beiden Esel blieben einfach stehen und zogen
blinzelnd die Köpfe ein.
    Glücklicherweise waren
diese Fledersalamander keine Blutsauger und ließen sich nicht auf den Eseln
nieder. Sie waren offensichtlich nur auf Luriz’ Ladung aus, hefteten sich wie
übergroße Schmeißfliegen an die Wagenplanen und begannen, mit ihren winzigen Fuß-
und Handkrallen, Löcher ins Gewebe zu reißen.
    Â»Rettet meine Kräuter!«
gellte Luriz’ Stimme durch das Kreischen und Flattern. »Das darf doch nicht
wahr sein! Tut doch was!«
    Tatsächlich

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