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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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benutzte, damit wohl unmöglich das Wort
»irgendwann« gemeint sein könne.
    Â»Dann trennen wir uns«,
schlug Migal vor. »Bestar und ich begleiten die Reisenden, verdienen uns
zwanzig Taler und kommen dann so schnell wie möglich nach Terrek nach. In der
Zwischenzeit kannst du mit Hellas in Terrek auskundschaften, was wir dort tun
müssen und wo und wie, und wenn Bestar und ich dann dort ankommen, können wir
sofort loslegen.«
    Â»Wißt ihr, was mir
Sorgen macht?« fragte Rodraeg.
    Â»Was denn?«
    Â»Wenn ihr wegen zwanzig
oder vierzig Talern schon bereit seid, alles stehen und liegen zu lassen – was
passiert eigentlich, wenn irgend jemand euch hundert Taler bietet, um mir und
Hellas in den Rücken zu fallen?«
    Â»Das würden wir nie
tun!« versicherte Bestar erschrocken.
    Â»Dann hört auf damit!
Wir biegen morgen wie geplant nach Terrek ab und damit hat sich’s. Für den
einen Tag Geleitschutz berechnen wir drei Taler pro Mann, fünf Taler bis nach
Terrek. Dann können wir auch zwanzig Taler verdienen, wenn die Reisenden darauf
eingehen.«
    Â»Na gut, wenn das auch
zwanzig Taler bringt, dann ist es gut«, lenkte Bestar ein, während Migal etwas
Unverständliches murrte und sich zurückzog.
    Leider ging die
Reisegruppe nicht darauf ein. Der Umweg über Terrek würde ja auch einen
zusätzlichen Tag bedeuten, an dem man wieder zur Handelstraße zurückmußte –
ohne Geleitschutz, in dieser merkwürdig zerklüfteten und unüberschaubaren
Gegend. Das Angebot mit dem Geleitschutz bis zum Terrek-Abzweig nahm man aber
an. Die entsprechenden zwölf Taler wurden Rodraeg sogar im voraus ausbezahlt,
und der, um weiterem Murren zuvorzukommen, gab je drei Taler sofort an seine
Gefährten weiter.
    Den folgenden Tag über
spielte das Mammut also Leibgarde für fünfzehn mehr oder weniger
zähneklappernde Händler, heimreisende Ehemänner und ältliche Frühjahrswanderer.
Bestar und Migal blickten finster umher und gingen breitbeinig, stets mit einer
Hand auf dem Schwertknauf. Rodraeg ließ seine Umhängetasche offenstehen, damit
jeder einen Blick auf sein gewaltiges Kampfwerkzeug werfen konnte. Hellas hielt
fast den ganzen Tag über den Bogen in Händen, einen Pfeil locker zwischen den
Fingern, und zielte wachsam auf Vögel und Nagetiere, die arglos durchs
Unterholz raschelten. Die Reisegruppe wirkte sehr zufrieden, von den
»Heugabelmännern« keine Spur.
    Als es dunkel wurde,
hatten sie aufgrund der langsamen Reisegeschwindigkeit der großen Gruppe den
Abzweig nach Terrek noch immer nicht erreicht, schlugen aber dennoch ein
weiteres Lager mit Zelten, Wagenburg und einem ausladenden Feuer auf. An diesem
Abend sparten die Mammutwanderer an ihrem Proviant, denn sie wurden von den
anderen eingeladen und mit Spezialitäten aus unterschiedlichen Regionen gut und
reichlich verköstigt.
    Am frühen Vormittag des
nächsten Tages passierten sie die Weggabelung, die nordwärts nach Terrek und
zum Lairon-See führte. Der Abschied von der Reisegruppe war herzlich. Überhaupt
hatte Rodraeg das Gefühl, daß es Bestar und Migal ausgesprochen leicht fiel,
Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen, und daß dies auf die gesamte
Mammutgruppe abfärbte.
    Zu viert wanderten sie
nordwärts auf Pfaden, die sich durch eine Landschaft wanden, welche Bestar und
Migal an ihre Heimat erinnerte. Die Bäume waren nicht so nadelig, die
Felsformationen nicht so scharfkantig, es gab keine jäh klaffenden Schluchten,
aber die moosigen Felsen mit den daraufgekrallten Wurzeln, das allgegenwärtige
Rauschen der Bäume und das unregelmäßige Auf und Ab der Wege kamen ihnen sehr
vertraut vor.
    Das Wetter war an
diesem Tag sehr wechselhaft. Ab und zu regnete es aus vereinzelten Wolken,
während die Wanderer gleichzeitig in fast gleißendes Sonnenlicht gebadet waren.
Jeder einzelne Regentropfen glänzte im warmen Licht wie eine zur Erde fallende
Perle.
    Am Nachmittag
behauptete Hellas, er hätte weit entfernt über den Bäumen einen leibhaftigen
Bartendrachen aufsteigen sehen, aber als die anderen in die Richtung schauten,
die er ihnen wies, war dort außer einem unruhigen Vogelschwarm nichts mehr zu
sehen. Drachen waren selten geworden auf dem Kontinent, Rodraeg selbst hatte
auf all seinen Reisen bisher nur zwei gesehen, aber dennoch konnte niemand
ausschließen, daß der

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