Die dunkle Quelle
Fabrikation, die er vertrete, sich
dafür interessiere, die uralten Ogerbärhöhlen rings um den Lairon-See zu
erforschen, zu erfassen und gegebenenfalls wirtschaftlich zu nutzen, falls man
Bodenschätze entdecken würde. Schulze Haaf schwitzte die ganze Zeit, obwohl das
Lüftchen, das durch die Fenster hereinwehte, allenfalls lauwarm war. Er
erzählte etwas von »gefährlich«. Selbstverständlich sei im vergangenen
Jahrhundert schon oftmals versucht worden, die Seeufer direkt zu bebauen, um
noch mehr zahlende Reisende anzulocken und sie auch komfortabel unterzubringen.
Doch sei die Beschaffenheit der Uferfelsen äuÃerst trügerisch. Mehrere
Bauprojekte seien buchstäblich in sich zusammengefallen, weil der Baugrund über
einem Hohlraum lag. Die Höhlen selbst seien scharfkantig und steil, und oftmals
hätten sich dort kleinere Ungeheuer angesiedelt. Fledersalamander zum Beispiel,
Giftschlangen oder Blindasseln. Haaf riet davon ab, die Seeufer erschlieÃen zu
wollen. Zu viele gute Menschen hätten dabei schon ihr Leben gelassen.
»Bedeutet das«, fragte
Rodraeg direkt, »daà das gesamte Ufergebiet wirtschaftlich nicht erschlossen ist?
So eine groÃe Grundfläche mitten im Kontinent? Das ist doch kaum zu glauben.«
»Dennoch ist es so.«
»Was, wenn es hier
Silberadern gibt? Andere Erze? Gold sogar?«
»Ich kann Euch
versichern, daà das alles schon gründlichst untersucht wurde und daà die
Ergebnisse niederschmetternd waren.«
»Von wann sind diese
Untersuchungen? Wer hat sie geleitet? Sind sie mit den neuesten Werkzeugen und
Methoden durchgeführt worden? Gibt es diesbezügliche Aufzeichnungen, die ich
einsehen könnte?«
»Sicher. Sicher gibt es
die. Nehme ich doch an.« Haaf lächelte mit zittrigem Mund. »Ãber all das, was
vor meiner Amtszeit passiert ist, weià ich nicht so gut Bescheid wie Magister
Abachran.«
»In Eurer Amtszeit gab
und gibt es nichts dergleichen?«
»Nichts. Nichts. Was
soll es denn geben? Hört, Bürger ⦠wie war nochmal gleich Euer Name?«
»Tiego. Demares Tiego.«
Rodraeg benutzte den Namen einer Figur, die in dem Roman Das
Schwert im Baum eine eher unbedeutende Rolle spielte, ihm aber immer gut
gefallen hatte, weil sie wie er aus den Sonnenfeldern stammte und ihn ein wenig
an seinen abenteuerlichen Onkel Severo erinnerte.
»â¦Â Bürger Tiego, ich
habe wirklich keine Zeit mehr, mit Euch zu plaudern. Ich muà noch tausend
wichtige Dinge erledigen. Seid so gut und wendet Euch an Abachran.«
»Das werde ich tun,
Schulze Haaf. Vielen Dank bis hierhin.«
Magister Abachran
arbeitete nicht im Rathaus, sondern unweit des mittleren Marktplatzes in einem
eigenen Büro. Er war weiÃhaarig, falkengesichtig und wirkte noch argwöhnischer
und lauernder als der Schulze, der einfach nur Angst zu haben schien.
Auch bei Abachran
tastete Rodraeg sich langsam vor. Aus anfänglichem Geplauder über die Schönheit
der Gegend wurde ein behutsames Nachfragen über Ogerbären, Hohlräume und
Blindasseln. Erst nach einer guten Sechstelstunde brachte Rodraeg den Begriff
»Bodenschätze« ins Spiel.
Abachran richtete sich
im Sitzen merklich auf. »Tut mir leid, Bürger Tiego, aber ich bin
bedauerlicherweise nicht befugt, über dieses Thema Auskunft zu geben.«
»Das verstehe ich
nicht. Schulze Haaf hat mich doch zu Euch geschickt.«
»Dennoch muà ich unser
Gespräch jetzt beenden.«
»Aber das ergibt doch
keinen Sinn. Wenn ich Interesse daran habe, mit der Stadt Terrek geschäftliche
Beziehungen aufzunehmen, dann muà es hier doch jemanden geben, der für
dergleichen zuständig ist.«
»Das bin ich, das ist
schon richtig. Nur in diesem speziellen Fall kann auch ich überhaupt nichts für
Euch tun, bedaure sehr.«
Auf Rodraegs Stirn
bildete sich eine Zornfalte. »Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier, Magister.
Ich bin von der Hauptstadt aus annähernd drei Wochen unterwegs gewesen, um hier
in Terrek die Interessen einer Fabrikation zu vetreten, deren Leumund in
Fachkreisen ganz ausgezeichnet ist. Und jetzt stoÃe ich hier auf eine Mauer des
Schweigens, die ich mir nicht erklären kann. Soll das bedeuten, Terrek ist an
geschäftlichen Beziehungen mit Aldava nicht interessiert?«
»Ganz so ist es ja nun
nicht â¦Â«
»Was ist denn dann hier
los? Ich kann auch einen
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