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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bogenschütze einfach bessere Augen hatte als sie.
    Die Sonne war hinter
den Wipfeln versunken und hatte den Waldweg in ein rötliches Schattenspiel
verwandelt, als sie Terrek erreichten, das tatsächlich nur etwa halb so groß
wie Kuellen war. Für ein Dorf zu reich an Straßen, aber zu klein für eine
bedeutsame Stadt. Es gab einen Hafen, durch den der Lairon floß, der hier noch
bei weitem nicht so breit war wie in der Senke von Chlayst, wo er ins Meer
mündete. Mehrere Brücken führten über den Fluß zu ausgeschilderten
Rundwanderwegen, die zum Lairon-See führten, der offensichtlich für Terrek das
war, was die Larnus-Quellen für Kuellen waren: Hauptattraktion, Broterwerb und
allgegenwärtiges Thema im Stadtbild. So gab es hier unter anderem eine Bäckerei Seebrezelchen , einen Seefischhandel ,
eine Schenke namens Lairons Wellen , ein Geschäft, in
dem man Gemälde kaufen konnte, die den See zu verschiedenen Tages- und
Jahreszeiten zeigten, einen Holzschnitzer, der sogenannte Laironsegen zu schnitzen verstand, und einen Gasthof mit Namen Seesonne .
In letzterem stiegen die Mammutwanderer ab.
    Nachdem Hellas sich
schon auf ihr Viererzimmer zurückgezogen hatte, ging Rodraeg mit Migal und
Bestar noch in eine Weinstube und ein zweites Gasthaus und erkundigte sich dort
vorsichtig nach dem Zustand des Sees zu dieser Jahreszeit, ob er nicht
aufgewühlt und unansehnlich getrübt sei vom vielen Regen, ob die zuführenden
Bäche nicht in diesem Jahr »wie andernorts auch« schmutziger wirkten als sonst,
ob irgend etwas Ungewöhnliches in den letzten Monden vorgefallen war und ob es
stimmte, daß es um den See herum mehrere Fabrikationen gäbe, in denen man
Arbeit finden könnte.
    Nichts. »Der See ist
herrlich wie immer, ein lohnendes Ausflugsziel.« »Verschmutzung? Hier doch
nicht. Vielleicht im schäbigen Delphiorsee zu Somnicke.« »Fabrikationen? Gibt
es hier keine, viel zu steil und unwegsam die Seeufer. Auch Terrek liegt ja
nicht direkt am See, wegen der Felsen und Höhlen, in denen es früher viele
Ogerbären gab, doch das ist schon Jahrhunderte her.« Bei einigen Terrekern
hatten die drei das Gefühl, daß sie von ihnen abrückten, wenn sie auf
Fabrikationen zu sprechen kamen. Einer preßte nach dem warnenden Blick eines
zweiten regelrecht die Lippen zusammen und brummte nur noch verneinend.
    Immerhin konnten sie in
Erfahrung bringen, daß Terreks Schulze Haaf hieß, und daß es außer Haaf hier
noch einen zweiten Ortsverwalter gab, der für die Bewirtschaftung und
Entwicklungsplanung Terreks zuständig war, den Magister Abachran.
    Während sie zurück auf
ihr Zimmer gingen, fragte Migal: »Warum hast du nicht klipp und klar gesagt,
daß wir hier sind, um dem See zu helfen?«
    Â»Man kann nie
vorsichtig genug sein«, erklärte Rodraeg. »Der Kreis nannte die
Bodenschatzbohrung eine Fabrikation. Wenn es eine Fabrikation hier in der Nähe
ist, sind dort höchstwahrscheinlich Einwohner Terreks als Arbeiter angestellt,
und wenn dort guter Lohn gezahlt wird, hetzen wir die Leute hier nur gegen uns
auf, da wir diese Anlage schließen wollen.«
    Â»Aber die töten sich
ihren eigenen See, die Hornochsen.«
    Â»Für dieses Mißtrauen
gibt es auch noch andere Erklärungen«, räumte Rodraeg ein. »Vielleicht ist die
Fabrikation so dermaßen geheim, daß hier niemand etwas davon weiß. Oder die
Leute wissen davon, haben aber Angst zu reden, weil sie bedroht oder
eingeschüchtert wurden. Einige wirkten doch wirklich so, als würden sie
regelrecht dichthalten. Vielleicht kann ich morgen dem Schulzen oder diesem
Magister das ein oder andere entlocken.«
    Â»Gehst du da alleine
hin?« fragte Bestar.
    Â»Ja, ich denke, das ist
am sinnvollsten. Ihr könnt euch ja inzwischen mit Hellas die Sehenswürdigkeiten
anschauen, aber macht bitte nichts kaputt. Wir werden noch genug Kleinholz
verursachen, wenn wir die Fabrikation erst gefunden haben.«
    Â»Das wird ein Spaß«,
freute sich Bestar mit gefletschten Zähnen.
    Schulze Haaf war ein
auffallend nervöser Mensch. Er empfing Rodraeg, der sich als Mitarbeiter einer
Aldavaer Fabrikation ausgab, in seinem mit Fischtrophäen dekorierten Amtszimmer
im Rathaus.
    Rodraeg ging abermals
strategisch vor. Das hatte er in seiner Lehrzeit bei Advokat Hjandegraan in der
Hauptstadt gelernt. Er erzählte, daß die

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