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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Schlangenbanner aufgezogen wurden. Um eines dieser Banner kreisten Adler und Falken und griffen den Fahnenträger an.
    »Cordelia!«, rief Tania.
    Cordelia stand in den Steigbügeln ihres wild dahinjagenden Einhorns und kämpfte sich den Weg zu dem Banner frei. Ein Trupp Grauer Ritter preschte auf sie zu, und der Wind trug die gespenstischen Schreie der Kreaturen herüber. Mit einem einzigen kraftvollen Hieb riss Cordelia das hässliche Banner herunter. Tania hielt den Atem an, als die Grauen Ritter ihre Schwester umzingelten. Zephyr und Cordelia kämpften heldenhaft, aber ein Speer durchbohrte die Flanke des Einhorns. Es bäumte sich auf, warf den Kopf zurück und stieß einen hohen, durchdringenden Schrei aus, dann stürzte es zu Boden, und Cordelia verschwand zwischen den Grauen Rittern. Die Vögel flogen in Scharen herbei, um ihr zu helfen. Schwerter hieben in die Luft, Speere stachen in den Himmel. Viele der Vögel stürzten zu Boden, aber es kamen immer mehr.
    Zum ersten Mal an diesem Tag ergriff die Angst von Tania Besit z – Angst um ihre Schwester, nicht um sich selbst. Wieder hörte sie Sanchas Stimme in ihrem Kopf: Morgen auf dem Schlachtfeld wird der Tod eine große Seele mitnehmen.
    Cordelia! Sancha hat Cordelia gemeint, nicht mich!
    Tania war so von der Idee erfüllt gewesen, etwas Besonderes zu sein, die Wichtigste der sieben, dass es ihr gar nicht in den Sinn gekommen war, eine andere könnte das Opfer sein, von dem Sancha gesprochen hatte.
    »Tanz! Auf, zu Cordelia!«, schrie sie. Das wilde Einhorn preschte den Hang hinauf, schnell wie der Nordwind. Tania klammerte sich an seiner Mähne fest. Mit aller Kraft kämpften sie sich zu Cordelia durch.
    Cordelia stand über ihr gestürztes Einhorn gebeugt, ein Schwert in jeder Hand, und schlug in wilder Verzweiflung auf die Grauen Ritter ein, die auf ihren Skelettpferden um sie herumgaloppierten. Schwärme von Vögeln griffen die Ritter an, flogen ihnen ins Gesicht und hackten mit den Schnäbeln nach ihren Augen. Aber die Untoten von Lyonesse konnten nur durch einen Dolchstich mitten ins Herz getötet werden, und Cordelia war jetzt ganz von ihnen umzingelt, sodass sie ihre Schwerter nicht mehr gebrauchen konnte.
    Dann sah Tania, wie ihre Schwester stürzte. Mit lautem Triumphgeschrei fielen die Monster über sie her. Tania trieb Tanz vorwärts, lehnte sich über seinem Kopf vor und hieb auf die Ritter ein. Plötzlich merkte sie, dass jemand neben ihr wa r – ein Reiter auf einem braunen Pferd in schimmernder Elfenrüstun g –, der laut brüllend sein Schwert schwang. Sie wandte den Kopf und erkannte Rathina.
    »Mir nach!«, schrie Rathina und schlug sich den Weg zu Cordelia frei.
    Als Tania hinkam, sprang Cordelia hastig vom Boden auf und schwang sich hinter ihr auf den Rücken von Tanz. Das Einhorn warf sich herum und stürmte aus dem Gedränge hinaus.
    »Bist du okay?«, keuchte Tania, nachdem sie sich fürs Erste in Sicherheit gebracht hatten.
    »Ich bin unverletzt«, sagte Cordelia. »Aber ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen, sonst hätten sie mich niedergemacht. Der arme Zephyr, ich konnte nichts mehr für ihn tun. Komm, Schwester, wir müssen ein anderes Pferd für mich finden. Das werden sie mir büßen, dieses verfluchte graue Gesindel!«
    »Ohne Rathina hätte ich dich niemals rechtzeitig erreicht«, sagte Tania und sah zu ihrer Schwester hinüber, die keuchend im Sattel hing.
    »Wohlan«, sagte Cordelia und nickte Rathina zu. »Das war tapfer gehandelt.«
    »Wenig genug, angesichts der großen Schuld, die ich abzutragen habe«, antwortete Rathina düster und packte die Zügel. »Doch es gibt noch viel zu tun.« Sie riss ihr Pferd herum und stürmte in wildem Galopp dem Feind entgegen.
    Cordelia und Tania blieben allein zurück.
    »Hast du die anderen gesehen?«, fragte Tania.
    »Das dort unten muss Eden sein«, sagte Cordelia und zeigte auf ein Knäuel von kämpfenden Rittern weiter unten am Hang. Weißblaue Blitze zuckten durch das Handgemenge wie tödliche Speerhiebe. »Zara und Sancha habe ich nicht mehr gesehen, seit Beginn der Schlacht«, fuhr Cordelia fort, »doch Hopie ist auf dem Hügel und versorgt die Verwundeten. Lord Brython hält Wache bei ihr wie ein alter Eichenknorz, und wer sich in ihre Nähe wagt, bekommt seine Doppelaxt zu spüren.«
    Die beiden Heere hatten sich inzwischen in kleinere Gruppen aufgeteilt, die über die Heidehügel und das Tal dazwischen verstreut waren. Direkt am Waldrand tobte ein wildes Scharmützel:

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